Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
Vom Netzwerk:
stolzierte an Xenos vorbei. Er konnte den Triumph sehen, den Haron verspürte. Der Jüngere dachte, er hätte Einfluss auf Ariat gehabt. Seiner Haltung nach zu schließen konnte es auch durchaus sein, dass die beiden einander körperlich nahegekommen waren. Was ihn seine mangelnde Erfahrung allerdings nicht sehen ließ, war, dass Ariat sich seinen Wünschen nur aus Bequemlichkeit gebeugt hatte.
    Loyalität gehörte nicht zu ihren Eigenschaften, so sehr Xenos auch versucht hatte, durch sein ihr entgegengebrachtes Vertrauen und seine Wertschätzung etwas Derartiges in ihr zu wecken. Sie war nur gegangen, weil es aus irgendwelchen Gründen ihren Plänen zugutekam. Vermutlich würde sie von Haron später eine detaillierte Wiedergabe des Gesprächs erhalten.
    Aber auch solche Nichtigkeiten lagen im Moment nicht in Xenos Interesse. Sollten die beiden jungen Leute einander doch ausnutzen und betrügen. Was ihn hergeführt hatte, war ein Problem gänzlich anderen Kalibers.
    Obwohl er gerne geschrien hätte, zwang er sich zu einem Flüstern, das selbst die lauschenden Ohren vor dem Eingang nicht erreichen würde.
    „Wir hatten eine Vereinbarung, Haron.“
    Der Jüngere ließ sich nach außen hin wenig beeindrucken. „Deine Informationen waren unvollständig.“
    „Meine Informationen enthielten die geeignetsten Kandidaten! Und niemals war die Rede davon, das Opfer sterben zu lassen!“
    „Der Plan wurde den Umständen entsprechend angepasst.“
    „Sie war noch ein Kind! Ihr habt sie abgeschlachtet und weggeworfen wie Müll. Du hast etwas ausgelöst, von dem du selbst die Ausmaße noch nicht einschätzen kannst!“
    Haron fletschte die Zähne. „Es kommt, was kommen muss, alter Mann. Vielleicht solltest du deinen Platz abtreten, wenn du dir nicht länger zutraust, deine Leute durch die kommenden Zeiten zu führen.“
    Heiße Wut durchströmte Xenos Körper. Kampflos würde er sich nicht abfertigen lassen. Haron mochte glauben, ihn besiegen zu können, doch er würde seine Strafe erhalten. Den Jüngeren mit festem Blick konfrontierend, erklärte er: „Du glaubst, Jugend und Starrsinn wären alles, was einen Anführer ausmacht? Ehe du dich versiehst, werden deine eigenen Leute dich lynchen für das, was du ihnen gerade antust. Und dann werde ich immer noch hier sein, und ich werde mit Genuss dabei zusehen, wie du die Früchte erntest, die du säst.“
    Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ er die Kammer. Ariat und Tiriot, die draußen gelauscht hatten, wichen hastig aus seinem Weg. Er schenkte ihnen keine Beachtung.
     
    „Etwas muss geschehen. Wenn die Exekutive nichts unternimmt, müssen wir selbst etwas tun.“
    Zarails Hand krampfte sich bei den Worten seines Bruders derart fest um die Armlehne des Sessels, in dem er saß, dass seine Knöchel beängstigend weiß hervortraten. „Und was willst du tun? Wir wissen nicht einmal, wer für dieses … Unglück verantwortlich ist.“
    Irela legte ihm beruhigend die Hand in den Nacken, Erran dagegen fuhr von seinem Stuhl hoch. „Unglück? Mord war das, nichts anderes! Und wer dafür verantwortlich ist, weißt du ebenso gut wie ich! Du hast gesehen, was die Kameras aufgezeichnet haben, du hast die Bilder von den Wunden gesehen, die sie Niove zugefügt haben! Sag mir nicht, dass dich das nicht an das Gleiche denken lässt wie mich.“
    Zarail aber schüttelte nur den Kopf. „Natürlich denke ich auch an diese Sekte. Aber wir wissen es nicht. Es könnten genauso gut Nachahmer sein, die einen persönlichen Groll gegen unsere Familie haben und die bloß den Verdacht auf eine fremde Minderheit lenken wollen. Welchen Beweis haben wir?“
    Mit der ihren Genen innewohnenden Ruhe fragte Irela: „Haben die Analysen der Aufzeichnungen nichts ergeben?“
    Seufzend verneinte Zarail. „Sie konnten zwar einige Aufnahmen vom Inneren der Kapuzen isolieren, aber diese Monster hatten selbst ihre Gesichter maskiert. Und du weißt so gut wie ich, dass die Scanner die Natürlichen nicht identifizieren können.“
    Doch Irela wollte ihren Gedanken nicht vorschnell fallen lassen. „Ob Puristen oder nicht, Phantome waren es keine. Jemand muss doch ihre Haltung erkennen, irgendwelche besonderen Kennzeichen …“
    Ein Krachen ertönte, als Errans Faust die Tischoberfläche traf. „Besondere Kennzeichen? Einer hatte einen verkümmerten oder verstümmelten Arm, aber die Exekutive ist nicht fähig, daraus einen Schluss zu ziehen!“
    „Und was wäre der richtige Schluss in deinen Augen?“,

Weitere Kostenlose Bücher