Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
Vom Netzwerk:
ihrem gemeinsamen Treiben mit abgöttischer Hingabe verfallen. Eine Erwartungshaltung, der Haron nur schwer gerecht werden konnte.
    Als sein Besucher wieder durch den Vorhang verschwunden war, blieb Haron allein mit seinen Zweifeln und schier unlösbaren Problemen zurück.
    Ja, eine Vorstellung hatte er, welches große Ereignis die elitäre Welt der Klone erschüttern und zugleich den Puristen den Respekt bringen würde, den sie ersehnten. Nur wie sollte er dabei am besten vorgehen?
    Kurz erwog er den Gedanken, Xenos um Hilfe zu bitten. Der alte Mann kannte nicht nur seine Leute besser, als Haron dazu je im Stande sein würde, er verfügte scheinbar auch über eine Menge Wissen, was das Center betraf. Und wenn er sogar die Sicherheitsvorkehrungen dort bezwingen konnte …
    Xenos Verhalten, nachdem er vom Tod der Klonin erfahren hatte, war jedoch eindeutig gewesen. Er würde Harons Plan niemals gutheißen, und ohne den Grund zu kennen, würde er keinen Finger rühren, um Haron zu helfen.
    Aber zum Glück war Xenos nicht der Einzige, der das Center kannte. Mit Tiriots Hilfe konnte Haron die Reinen in eine neue Ära führen. Wenn alles gut lief, mussten sie sich nicht mehr lange im Untergrund verkriechen. Und wenn nicht … Wenn nicht, dann waren fehlende Ressourcen ohnehin ihre geringste Sorge.
     
    Ihre Narbe leuchtete in dem fahlen Licht, das durch die Fenster drang. Die Nacht hüllte sie in Schatten, aber Haron kannte ihre Konturen, ihre Haut, ihren Duft. Und diese Narbe, die eine Erinnerung in ihm wecken wollte, doch er wehrte sie ab. Er wollte sich nicht erinnern, er wollte zu ihr, sie berühren und sich in ihr vergessen.
    Aber dann fühlte er den harten, erbarmungslosen Griff des Messers in seiner Hand und wusste, dass es kein Zurück geben konnte. Die Frau, die so friedlich in dem Bett schlief, das sie so lange Zeit miteinander geteilt hatten, gehörte nicht mehr ihm. Er war nicht mehr Teil ihrer Welt, und ohne sie war seine Welt verloren. Es gab nur noch das Messer.
    Und das Blut.
    Haron schrie auf. Dunkelheit umgab ihn, er konnte nichts sehen und dieser Umstand beruhigte ihn. Die Finsternis bedeutete, dass er nicht in Siannas Schlafzimmer war. Dass er ihr nicht das Messer in den Bauch gerammt hatte, mitten hinein in die Narbe, die er in ihrer letzten gemeinsamen Nacht noch geküsst hatte.
    Er wartete, bis sein keuchender Atem zur Ruhe gekommen war, dann setzte er sich auf. Er brauchte nichts zu sehen, er wusste, wo das Messer lag. In den vergangenen Wochen war keine Nacht vergangen, in der er es nicht gebraucht hatte.
    Blind setzte er die Klinge unter seiner linken Schulter an und zog sie quer über den Muskel nach vorne. Warmes Blut floss an seinem Brustkorb hinab und spülte den Tod aus seinen Adern, wo er wie ein Gift lauerte – nicht bereit, Haron freizugeben.
    Jeder schlechte Traum wurde auf seiner linken Seite verewigt, an der sein persönlicher Alptraum begonnen hatte. Manchmal ermordete er den gesichtslosen Fremden an Siannas Seite, doch oft genug waren es Siannas eigene sterbende Augen, die ihn aus dem Schlaf rissen. Und solange ihn diese Visionen verfolgten, konnte er dem Drang nicht nachgeben, der immer stärker in ihm wurde.
    So zerrissen er sich auch fühlte, er durfte nicht nach ihr sehen. Nicht, ehe er sicher sein konnte, dass er ihr nicht wirklich etwas antat.
    Entmutigt legte er das Messer zurück auf den kalten Betonboden, ohne sich um das Blut zu kümmern, das daran klebte. Seine Finger tasteten über die rechte Seite, die er für gute Träume vorgesehen hatte.
    Er hoffte, dass er sie irgendwann brauchen würde.
     
    Tiriot und Ariat betraten mit einem Unbehagen Harons Unterkunft, in das sich in nicht unerheblichem Maß die Vorfreude mischte: Er hatte ihnen versprochen, dass sie am Untergang der Klone Anteil haben sollten. Beide Emotionen wurden nur verstärkt, als sie die Unmengen an Sprengstoff sahen, die er auf dem Pult in der Mitte des Raumes gestapelt hatte.
    Derart gesammelt wirkte die Menge wirklich erschreckend, aber Haron hatte einige grobe Berechnungen durchgeführt. Auch wenn er keine Ausbildung genossen hatte, grundlegende Kenntnisse von Kinetik und Physik musste sich jeder in den Fabriken aneignen. Und laut diesen war es gerade genug, um seinen Plan durchzuführen. Besser wäre, sie hätten mehr davon. Sollte er die architektonische Struktur des Centers falsch einschätzen, würde der fehlende Sprengstoff sich vielleicht nicht nur in fehlender Wirkung auszeichnen.
    Doch die

Weitere Kostenlose Bücher