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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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Zeit drängte, wenn er seine Anhängerschar nicht vollends verärgern wollte. Theoretisch würde ein einziger weiterer Raubzug genügen, um den Mangel auszugleichen, aber das Beschaffen des Materials war nur der halbe Aufwand.
    Selbst wenn sie durch die verstärkten Patrouillen der Exekutive und das Sicherheitsglas kamen, das mittlerweile an fast allen Türen und Fenstern vorhanden war, gab es noch ein größeres Problem: Sie hatten bereits zu viel davon gestohlen. Sie mussten den Läden die Zeit geben, ihre Ware nachzubestellen und ihre Bestände aufzufüllen. Wenn sie ausgerechnet Sprengstoff bis auf den letzten Krümel an sich rissen, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass man seinen Plan durchschaute und Vorkehrungen dagegen traf.
    Also musste er einerseits detailliertere Informationen bekommen und andererseits eine alternative Sprengstoffquelle suchen.
    Statt sie wie sonst zu sich kommen zu lassen, ging er seinerseits auf die beiden Besucher zu. Er war ein vorsichtiger Mensch, der prinzipiell niemandem außer sich selbst traute – und selbst da gab es inzwischen Ausnahmen – und einige der explosiven Stoffe waren überaus empfindlich. Er sparte sich die Begrüßung, legte stattdessen Ariat seine Hand auf die Schulter. Den anderen Arm hielt er wohlweislich steif an seiner Seite. Er wusste um die morbide Faszination, die sein Stumpf auf sie ausübte, doch das war etwas, das hier nichts zu suchen hatte. Jetzt waren es geschäftliche Dinge, die sie bereden mussten.
    Mit festem Blick sah er in ihre unscheinbaren Augen. „Ariat, du bist in diesen Tunneln aufgewachsen, hast deine Ohren überall. Wenn jemand von uns über die Fähigkeiten und Prioritäten der Puristen Bescheid weiß, dann bist du es. Liege ich da richtig?“
    Sie nickte, doch die Unsicherheit in ihrem Blick nahm ihre Worte vorweg. „Von allen, die schon länger hier sind. Aber es werden täglich mehr.“
    Haron wollte es bereits dabei belassen, als sie ihre Aussage noch einmal ergänzte. „Ich meine, es kommen täglich mehr neue Leute, als kommen sollten.“
    Haron stutzte und verstärkte seinen Griff um ihre schmächtige Schulter. „Was meinst du damit?“ Zu großer Zuwachs wäre eine Erklärung für seine unmöglich zusammenpassenden Listen.
    Trotz des Schmerzes, den seine Hand verursachen musste, verzog Ariat keine Miene. „Früher waren es fünf bis sechs Leute im Monat, die sich uns angeschlossen haben. Jetzt sind es mehrere pro Tag.“
    Ein kaltes Lächeln huschte über seine Lippen. „Sie sehen unseren Aufstand und wollen sich der Gewinnerseite anschließen. Sehr gut.“
    Sein Lächeln gefror, als Tiriot sich zu Wort meldete. „Das ist nicht der einzige Grund. Die Schäden, die wir in der Nacht anrichten, werden innerhalb von einem Tag repariert. Um das zu schaffen, haben sie den Druck auf Arbeiter und Fabriken erhöht. Die Unfälle häufen sich.“
    Mit einem nachdenklichen Nicken bedankte Haron sich für diese Information. Sollte er diese Entwicklung als positiv oder gefährlich einstufen? Da er zu keinem Entschluss kam, beschloss er, sich vorerst wieder seinem ursprünglichen Anliegen zu widmen.
    An Ariat gewandt fuhr er fort: „Gut. Wie dem auch sei, unter all den Leuten wirst du bestimmt jemanden kennen, der für unsere Sache ist und der weiß, wie man Sprengstoff herstellt und damit umgeht.“ Als sie nach kurzem Überlegen nickte, ließ er endlich ihre Schulter los, nachdem er ihr noch einen leichten Klaps darauf gegeben hatte. „Wunderbar. Wer auch immer es ist, ich will, dass du heute Abend mit ihm oder ihr zu mir kommst. Geht das?“
    Wieder nickte sie nur stumm und ließ sich von ihm verabschieden. Haron ahnte nicht, dass sie abfällig das Gesicht verzog, sobald sie durch den Vorhang und in die Tunnel getreten war. Sich seiner Sache völlig sicher, zog er nun Tiriot weiter in die Kammer hinein, was diesem angesichts des explosiven Haufens, zu dem er geführt wurde, nicht sonderlich zu behagen schien.
    Natürlich war das ein rein instinktives Gefühl – sollte eine Explosion ausgelöst werden, würde die Druckwelle alleine vermutlich die halbe Unterstadt überrollen und zum Einsturz bringen. Ein paar Schritte näher heran machten keinen Unterschied in seiner Sicherheit.
    Mit einer lapidaren Handbewegung deutete Haron auf das Pult.
    „Was meinst du dazu?“
    Unschlüssig betrachtete Tiriot abwechselnd den Sprengstoff und seinen Anführer, ehe er schließlich ratlos mit den Schultern zuckte. „Eine beeindruckende Menge,

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