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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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klang logisch, aber andererseits auch eindeutig zu gut, um wahr zu sein. Er hatte das hartnäckige Gefühl, hinters Licht geführt zu werden.
    „Was warst du, bevor du dich den Reinen angeschlossen hast?“
    Nun grinste Nekru über sein gesamtes Gesicht, was dieses noch runder erscheinen ließ. „Ich habe auf Baustellen gearbeitet, viele Hochhäuser errichtet und erweitert. Aber zuletzt war ich Sprengmeister am Noswu-Damm.“ Und zum Beweis öffnete er seine Tunika, unter der mehrere große, tiefe Narben zu sehen waren, die zum Teil ein Gegenstück auf seinem Rücken fanden.
    „Hätte besser weiter weg und in Deckung gehen sollen, aber so einen Anblick lässt man sich nur ungern entgehen. Dafür lohnt es sich, ein paar Querschläger einstecken zu müssen.“
    Ungläubig inspizierte Haron die Löcher in Nekrus Brust und Bauch. Schließlich sah er in die vor Stolz blitzenden Augen des kleinen Mannes, lachte und klopfte ihm auf die Schulter.
    Damit war die Sache beschlossen. Haron holte den Plan hervor, den Tiriot mit Anmerkungen versehen zurückgebracht hatte. Gemeinsam mit Nekru machte er sich an die Planung der Sprengorte und der dafür benötigten Mengen und Mittel.
     
    Altrus erschrak beinahe zu Tode, als die verhüllte Gestalt in seinen Weg trat. Er griff nach seinen wenigen Habseligkeiten, um sie zu Boden zu werfen, davonzulaufen und zu hoffen, dass das alles war, was von ihm gewollt wurde. Dann erkannte er die Stimme, die ihn aus der Kapuze heraus ansprach, und hielt inne.
    „Keine Angst, Altrus. Ich bin es.“ Mit diesen Worten griff der Vermummte nach seiner Kopfbedeckung und entblößte sein Gesicht.
    „Tiriot? Was … Was ist denn mit deinem Gesicht geschehen? Verdammt, du bist einer von denen, nicht wahr? Wir dachten alle, du wärst tot oder du hättest die Stadt verlassen!“
    Tiriot lachte heiser. Noryak erstreckte sich über tausende Quadratkilometer und war seines Wissens nach von einer Ödnis umgeben, die noch um ein Vielfaches größer war. Er wusste nicht einmal, wo die nächste Stadt zu finden war oder wie sie hieß. Die Stadt verlassen? Ein lächerlicher Gedanke. Also ersparte er sich eine Antwort auf die Fragen seines Gegenübers.
    „Wie gesagt, du hast nichts zu befürchten. Ich will dich nur um einen Gefallen bitten.“
    „Einen Gefallen?“ Das Misstrauen in Altrus Augen wurde noch deutlicher. „Von mir? Du weißt doch, dass ich eine Frau habe. Wir werden bald unser erstes Kind bekommen … Bitte, zieh mich in nichts hinein.“
    Innerlich verkrampfte Tiriot. Ein Kind. Das bedeutete, dass sein einstiger Freund und Vertrauter im Begriff war, das Lager zu wechseln. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich von solchen Erkenntnissen vom Ziel abbringen zu lassen.
    „Ich weiß. Aber ich verspreche dir, du riskierst nichts. Und wir können dich bezahlen. Du wirst deiner Familie Dinge bieten können, von denen du früher nur hättest träumen können.“
    Altrus schüttelte den Kopf, doch Tiriot konnte das Verlangen sehen, das die Bewegung seines Gegenübers unsicher und langsam machte. Wahrscheinlich hätte Altrus sich gerne noch länger geziert, aber Tiriot hatte weder die Zeit noch die Geduld für diplomatische Spielchen. Also kam er ohne Umschweife zum Punkt.
    „Alles, was du tun musst, ist dir ein paar Tage frei zu nehmen. Ich gehe statt dir ins Center. Zwei, vielleicht auch drei Mal. Niemandem wird es auffallen, dass ein anderer deine Arbeit macht. Du weißt selbst, dass sie uns nie beachtet haben. Und falls jemand fragt, warst du eben krank und hattest eine Vertretung.“
    Extra Bezahlung für einige freie Tage war ein Argument, das bei allen Arbeitern zog, auch bei Altrus. Gespielt widerwillig nickte er, nur um im gleichen Atemzug zu fragen: „Aber was ist mit deinem Gesicht? Ich meine, nimm mir das nicht übel, aber du bist nicht gerade unauffällig.“
    Tiriot lächelte. „Das lass meine Sorge sein.“ Ein wenig Latex und Make-up in Marethas geschickten Händen würden ihm schnell ein neues Gesicht verleihen. „Ich werde dich kontaktieren und dir die genauen Tage nennen, wenn alles so weit ist.“
    Er wandte sich bereits zum Gehen, als Altrus ihn noch einmal zurückhielt. „Warte! Du … Du wirst doch nicht irgendetwas Schlimmes machen, oder?“
    „Keine Sorge. Ich möchte nur ein paar Informationen beschaffen, das ist alles.“ Den erleichterten Ausdruck auf Altrus Gesicht betrachtend, wunderte er sich selbst darüber, wie leicht und überzeugend ihm diese Lüge

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