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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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mehr beunruhigen. Mit dem gleichen Lächeln, mit dem er früher vorlaute Novizen bedacht hatte, antwortete er: „Es waren nicht nur Klone im Center, als es eingestürzt ist. Das Gleiche gilt für das Gebäude daneben und die Menge vor dem Center, die von der Granate getroffen wurde. Betont diesen Fakt in den Medien. Macht ihnen Angst. Sagt ihnen, dass niemand sicher ist, solange diese Ausschreitungen nicht zur Ruhe kommen.
    Nutzt jedes tragische Einzelschicksal, das ihr finden könnt, um diese Furcht zu untermauern. Und dann bietet Geld für Hinweise, die zur Verfolgung der Puristen beitragen.“
    Lakton lachte abfällig. „Und du denkst wirklich, dass dieser Plan aufgeht?“
    Ramin ging nicht auf die unterschwellige Beleidigung ein. Er hatte in seinem Leben Schlimmeres ertragen müssen. Stattdessen wandte er sich erneut direkt an Sepion.
    „Sie werden darauf reagieren, Präsident. Es sind Natürliche. Richtig gelenkt können ihre Emotionen für unsere Zwecke von großem Nutzen sein.“
    „Du scheinst dich ja sehr gut auf diesem Gebiet auszukennen“, donnerte Jorek.
    Ein geringschätziger Blick Ramins traf den Kriegsminister und ließ den gewaltigen Mann merklich zusammenzucken.
    „Allerdings, Minister“, erwiderte der ehemalige Priester ruhig, verbeugte sich vor dem Präsidenten und verließ ohne ein weiteres Wort die Versammlung.
    Ratlos blieb der Rest der Anwesenden zurück. In der Stille erhob sich schließlich eine Frau im besten Alter. „Mein Mann war unter den Forschern, die bei dem Attentat ums Leben gekommen sind. Soll das heißen, dass diese natürlichen Missgeburten in den Medien mehr beachtet werden als er?“
    Bevor ein anderer das Wort ergreifen konnte, antwortete Sepion ohne Mitgefühl: „Wenn es uns hilft, weitere Anschläge dieser Verrückten zu verhindern, dann ja.“
    Damit schlug er den Hammer erneut auf den Tisch zum Zeichen, dass die Versammlung geschlossen war, erhob sich ächzend und verschwand durch die Tür, die für ihn allein bestimmt war. Über ein Gewirr an Gängen führte sie ihn auf schnellstem Weg in seine privaten Räume.
     
    Unzufrieden sah Ramin aus seinem Fenster, betrachtete die schmutzigen Smogwolken von oben und das für ihn immer noch rätselhafte Sonnenlicht, das darüber erstrahlte. Sepion bot ihm allen nur erdenklichen Luxus, trotzdem fühlte er sich wie in einem goldenen Käfig gefangen. Die Klone ödeten ihn unsagbar an, ihre leeren Floskeln und Gesichter waren eine ständige Erinnerung an die Dinge, die er vermisste: die dankbaren Gesichter der Armen, wenn er ihnen seine Spenden brachte, das Lachen der Kinder … selbst die wohltuende körperliche Erschöpfung nach verrichteter Arbeit.
    Aber er hatte auch nicht vergessen, was diese Welt ihm gebracht hatte: Verrat, Hunger, Krankheit, Schmerz und Verzweiflung. Er hatte sich schon fast damit abgefunden gehabt, in seinem eigenen Schmutz liegend auf der Straße zu Grunde zu gehen, als endlich der Kampfgeist in ihm erwacht war.
    Es war erstaunlich, wie leicht man sich in die Kreise der Oberschicht einschleichen konnte, wenn man die richtigen Informationen besaß. Ein paar neue Kleider, ein wenig Schminke, um seine Unzulänglichkeiten zu verbergen, und ihm standen alle Türen offen.
    Geld besaßen diese Leute im Überfluss, doch mit den richtigen Worten konnte man sich nahezu überall einkaufen. Und Informationen waren es immerhin, die er sein Leben lang gesammelt hatte. Mit einer gekonnten Mischung aus Erpressung, Bestechung und Spionage war er bald ebenso begehrt wie gefürchtet. Man lud ihn lieber freiwillig zu Veranstaltungen ein, als sich unversehens im Mittelpunkt heimtückischer Gerüchte und Wahrheiten zu finden. Und man versorgte ihn mit neuen Informationen.
    Dass er bei einem solchen Streifzug durch die Elite den Präsidenten höchstpersönlich kennengelernt hatte, war mehr ein Zufall gewesen als geplant. Obwohl ihm dessen Aussehen und Charakter durch Hörensagen bekannt waren, hätte er doch nicht mit einer derart unreifen Persönlichkeit gerechnet.
    Sepion war einfältig und fett, und Ramin verachtete ihn dafür. Wenn man wusste, wie viele täglich mit dem Hungertod zu kämpfen hatten, blieb wenig Verständnis für einen verweichlichten Mann, der seine Leibesfülle benutzte, um zu zeigen, dass er für Besseres als körperliche Arbeit geschaffen wurde. Während die meisten Optimierten versuchten, ihr angeborenes Schönheitsideal zu erhalten, wollte der Präsident deutlich aus der Masse hervorstechen. Und

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