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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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der nicht aus den untersten Gesellschaftsschichten stammte. Und diese würden kaum einen Hinweis an die Presse oder die Exekutive geben.
     
    Von den besorgniserregenden Ereignissen in den Tunneln unterhalb des Centers hatte Xenos recht bald erfahren. Auch wenn immer mehr Leute sich an Haron wandten, blieb er in den Köpfen der Älteren fest als Anführer verankert. Vorerst zumindest.
    So waren zwei Frauen, eine in mittlerem Alter, die andere jung und mit ihrem Kind an der Hand, in seine Kammer gestürzt, um von den Beben, dem Lärm und dem dämonischen Lachen zu berichten. Er wollte der Sache nachgehen und mit eigenen Augen sehen, was dort vor sich ging, hatte aber Mühe, die beiden Frauen weit genug zu beruhigen, um ihre klammernden Hände aus seinem Gewand zu lösen.
    Als er endlich in die betreffenden Bereiche kam, hatte sich der Staub zum Großteil bereits gelegt und bedeckte unbarmherzig alles, inklusive ihrer wertvollen Kräuter und Gärten. Von einem leibhaftigen Teufel oder Haron – den Xenos hinter dieser erneuten Katastrophe vermutete – fand sich jedoch nicht mehr die geringste Spur.
    Es würde viel Arbeit kosten, um all das wieder in Ordnung zu bringen, doch bleibender Schaden schien nicht entstanden zu sein, also stufte er die rätselhaften Vorkommnisse vorerst als unwichtig ein.
    Er korrigierte diese Einschätzung, sobald er auf der Suche nach Informationen an die Oberfläche kam und dabei die Bilder sah, die durch die Nachrichten gingen. Das Center war vollkommen zerstört, tausende mehr oder weniger unschuldige Menschen tot und die Monitore zeigten deutlich ein Schuldbekenntnis der Puristen gepaart mit einem weiteren brutalen Anschlag auf die bangende Menge vor dem einstigen Center. Und im Gegensatz zu den anderen, die diese Bilder sahen, erkannte er die Gesichter der beiden Attentäterinnen sehr wohl, als er sie sah.
    Gerade als er losstürmen und die gesamte wahnsinnig gewordene Truppe zur Rede stellen wollte, die Haron um sich versammelt hatte, lief ihm Ariat in die Arme. Wut und Furcht wechselten sich in ihren Gesichtszügen ab. Verstärkt wurden beide Eindrücke durch das beinahe völlig zugeschwollene Auge und zahlreiche andere Blutergüsse und Platzwunden, die ihr Gesicht zierten. Hätte er es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte er es für unmöglich gehalten, dass so viele Blessuren auf einer so kleinen Fläche Platz fanden.
    Noch unmöglicher schien es ihm, dass ausgerechnet Ariat, eine Rebellin von Kindesbeinen an, in derart jämmerlicher Verfassung vor ihm stand. War sie etwa den Verfolgern in die Hände gefallen, als sie nach dem Anschlag geflohen war? Wo war Maretha? Sie war doch bei ihr gewesen!
    Er packte das Mädchen, das verschämt den Kopf abgewandt hatte, an der Schulter. Als sie zusammenzuckte und er auch dort weitere blaue Flecke erspähte, lockerte er seinen Griff, ohne sie ganz loszulassen.
    „Wie ist das passiert? Seid ihr geschnappt worden? Wo ist Maretha?“
    Immer noch verstockt schüttelte Ariat nur stumm den Kopf. Er hatte den Impuls, fester zuzupacken, unterließ es aber aus Rücksicht auf ihren geschundenen Körper. Allerdings musste er sich eingestehen, dass ihr diese Verfassung recht geschah. Hätte er sie zuerst erwischt, hätte sie ebenfalls mit einer nicht gerade milden Strafe rechnen müssen, über deren Art er noch keinen Gedanken verloren hatte. So aber siegte seine Sorge.
    „Jetzt sag doch endlich, wer dich so zugerichtet hat!“
    An den wenigen Stellen, die nicht durch eingesteckte Schläge verfärbt waren, wurde nun eine deutliche Rötung sichtbar.
    Und schlagartig erkannte Xenos die Situation. Die beiden Frauen waren geschickt und mit dem Leben auf und unter der Straße bestens vertraut. Ein wütender Mob hätte sie eine Weile verfolgen können, aber niemals hätte ein Haufen Klone die zwei Reinen geschnappt. Zu schnell konnten sie im Gewirr der Gassen selbst Leute abhängen, die dort lebten und jeden Winkel kannten. Nein, diese Möglichkeit war undenkbar.
    Dass Ariat sich derart schämte, zeugte stattdessen davon, dass sie von jemandem geschlagen worden war, den sie gedacht hatte unter Kontrolle zu haben. Was nur einen Verdächtigen zuließ: Haron. Er mochte nur noch eine Hand besitzen, aber er war gebaut wie ein Bär und konnte seine Muskeln gezielt einsetzen. Eine zierliche Person wie Ariat war für ihn sicher keine Herausforderung – sah man von den moralischen Hindernissen ab, eine Frau zu verprügeln, die halb so viel wog wie man selbst.
    Sein

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