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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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auch hoffen«, erwiderte der Chefportier und nahm jetzt die Meldezettel der Herren Havelstein, Jascheck und Hoffmann in die Hand. »Auch von optal ag, die Herren?«
    Die Kriminalbeamten hatten beim Ausfüllen der Formulare die Frage nach ihrem Beruf selbstverständlich großzügig übergangen. Und jetzt widersprachen sie nicht, was der Chefportier als Zustimmung auffaßte. Er war bereits dabei, drei Schüssel von ihren Haken zu nehmen. »So eine Vertretertagung kann bei dieser Hitze ganz schön anstrengend sein«, meinte er und fügte hinzu: »Die Sitzung ist um vierzehn Uhr im Blauen Salon, der sich im ersten Stock befindet. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt bei uns.« Er hob den Kopf. »Zimmer 18,19 und 20«, sagte er zu seinem Pagen, dessen Livree genauso grasgrün war wie seine eigene, mit dem Unterschied, daß er eine ganze Menge Gold auf den Schultern hatte. Der spindeldürre Junge kam gerade über die Treppe zurückgelaufen.
    »Jetzt hauen wir uns zuerst einmal unsere Bärte aus dem Gesicht, und dann leisten wir uns eine Dusche«, schlug Havelstein vor, als sie im Fahrstuhl standen. »Soviel Zeit muß sein.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Sagen wir, um elf Uhr dreißig wieder in der Halle.« Das war eine halbe Stunde später.
    Als sich der Hauptkommissar in seinem Zimmer den Rasierschaum aus dem Gesicht wusch, dachte er daran, sich und seine Begleiter bei Polizeimeister Kalender anzumelden. Er hatte bereits den Hörer in der Hand, legte ihn dann aber gleich wieder auf. In solchen Hotels wußte man nie, ob sich eine Telefonistin nicht gerade langweilte und zur Unterhaltung die Gespräche der Gäste mithörte.
    Bevor er sich dann mit Jascheck und Hoffmann auf den Weg machte, ließ er sich vom Chefportier eine Karte von Bad Rittershude und Umgebung aushändigen.
    »Bis zur Sitzung ein Bummel durch die Stadt oder auch in unser Thermalbad?« fragte Herr Pelz.
    »Warum nicht?« meinte der junge Kriminalassistent Hoffmann, der einen schmalen Metallkoffer mitgebracht hatte. Er gehörte zu einem Spurensicherer wie ein Zylinder zum Schornsteinfeger. Im übrigen hatte er sein dunkelblaues Hemd gegen ein zitronengelbes ausgewechselt.
    Die drei schlenderten in aller Ruhe zum Marktplatz und blickten sich um.
    »Man soll Städte doch nicht nach ihrem Bahnhof beurteilen«, bemerkte Kommissar Jascheck. »Das ist doch alles ausgesprochen hübsch hier.«
    Auf der Treppe zum Rathaus machten die Herren noch den Eindruck, als wollten sie lediglich zur Kraftfahrzeugstelle oder zur Stadtreinigung. Aber dann bogen sie gleich im Erdgeschoß um die Ecke und verschwanden hinter der Tür des Polizeireviers.
    Herr Kalender und Reviervorsteher Nielsen hatten die Herren schon seit geraumer Zeit erwartet. Man begrüßte sich und tauschte Höflichkeiten aus. Herr Nielsen hatte sich ausnahmsweise eine Krawatte umgebunden, und Kalender trug einen Fischgrätanzug. »Ich habe mir erlaubt, heute in Zivil zu erscheinen«, meinte er, »wenngleich mein Gesicht auch ohne Uniform bekannt ist. Aber es könnten ja auch Fremde in der Stadt sein, die nicht gleich auf den ersten Blick Bescheid wissen sollen.«
    »Auf jeden Fall ist Ihre Verkleidung kein Fehler, lieber Herr Kollege«, meinte der Hauptkommissar höflich, und dann kamen die Herren zur Sache.
    Die zwei Hundertmarkscheine lagen nebeneinander auf einem Schreibtisch. Der von Tabakwarenhändler Bemmelmann, den die Bank wieder herausgerückt hatte, und der von Herrn Wildenbusch, letzterer immer noch in einer Plastiktüte.
    »Wir haben inzwischen einwandfrei feststellen lassen, daß beide Banknoten gefälscht sind«, stellte Polizeimeister Kalender fest.
    »Und das nicht schlecht«, erwiderte Hauptkommissar Havelstein bereits nach dem ersten Blick. Die drei Herren aus Frankfurt und Berlin hatten ihre Köpfe ganz dicht über den Falsifikaten. Jetzt nahm der Hauptkommissar den Bemmelmannschen Schein von der Schreibtischplatte, hielt ihn eine Weile gegen die Sonne, die durch das Fenster ins Zimmer fiel, beguckte sich eine ganze Weile die Rückseite und prüfte das Papier zwischen Daumen und Zeigefinger. Er gab den Hundertmarkschein an seinen Kollegen Jascheck weiter, und der wiederholte so ziemlich das, was Havelstein gerade gemacht hatte.
    »Die Farben sind prima«, brach der Berliner Kommissar das Schweigen. »Und das Wasserzeichen ist einwandfrei.«
    »Mit dem Originalpapier der Bundesbank kein Wunder«, erwiderte Havelstein. »Aber dafür, daß die Dinger falsch sind, sind sie fast

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