Das unheimliche Haus
langen Beine auseinander und stand auf. Er blickte sich, ohne eine Miene zu verziehen, in der Klasse um und wartete, bis sie sich beruhigt hatte. »Als Klassensprecher darf ich Ihnen versichern, Herr Studienrat, daß Ihre Versetzung momentan nicht gefährdet ist«, sagte er mit seiner Gießkannenstimme. »Wir sehen uns also nach den Sommerferien wieder.«
Jetzt flippte die Klasse total aus.
»Sehr freundlich, meine Herren«, bemerkte Dr. Purzer in den Lärm hinein, und dann wartete er, bis man sich mit der 9 b wieder verständigen konnte. Das dauerte eine ganze Weile.
»Eigentlich wären jetzt endlich eure Zeugnisse an der Reihe«, sagte er schließlich. »Aber zuvor muß ich doch noch einmal auf diese haarsträubende Sache mit dem Falschgeld zurückkommen.« Er neigte den Kopf und blickte über den Rand seiner Brille. »Also, ich hätte da noch eine Frage, und zwar an einige von euch ganz persönlich, sozusagen.«
»Bitte sehr«, meinte Emil Langhans und streckte unter dem Tisch wieder seine langen Beine aus.
»Das ganze Drumherum ist ja für Bad Rittershude geradezu unglaublich«, äußerte sich Dr. Purzer. »Aber beinahe noch unglaublicher erscheint es mir, daß sich unsere Glorreichen Sieben und die Maximilianschüler wie aus heiterem Himmel und ohne jedes Staubaufwirbeln in die Arme gefallen sind, als ob nie etwas zwischen ihnen gewesen wäre. Wie konnte das passieren, wenn ich fragen darf?«
»Es hat sich einfach so ergeben«, wich Karlchen Kubatz aus und kam ins Stocken. »Eine verzwickte und umständliche Geschichte, die Sie ganz bestimmt nur langweilen würde...«
Der Studienrat hielt den Kopf schief und zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls habe ich so etwas in der langen Historie unserer beiden Schulen noch nicht erlebt.«
»Es gibt immer ein erstes Mal«, erwiderte Emil Langhans ein wenig altklug.
Die anderen Glorreichen wußten genau, was er meinte, und die übrige Klasse ahnte es.
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