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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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ein Meisterwerk. Einer davon kommt unter Garantie an die Wand hinter meinem Schreibtisch. In den letzten Jahren war nur Ramsch auf dem Markt. Aber das da...« Er wiegte den Kopf hin und her, dann blickte er auf. »Wie hat der Bankkassierer die Fälschung erkannt?«
    »Am Sicherheitsfaden, glaube ich«, erwiderte Polizeimeister Kalender. »Aber Herr Zumsteg, so heißt der Kassierer, steht jederzeit zur Verfügung.«
    »Wird vorerst nicht nötig sein, wir haben da unsere eigenen Methoden«, meinte der Hauptkommissar. »Los, an die Arbeit, Hoffmännchen...«
    Der junge Kriminalassistent hatte bereits seinen Metallkoffer aufgeklappt, der innen einem kleinen Chemielaboratorium glich.
    »Hier das Protokoll«, mischte sich jetzt Reviervorsteher Nielsen ein. »Aber eigentlich steht nichts drin, was Sie nicht schon wissen.«
    Während Havelstein die drei Seiten des Polizeiberichts überflog, sagte er zwischendurch: »Rufen Sie doch bitte diesen Chefredakteur Kubatz an. Er hat es verdient, daß ich endlich von mir hören lasse.«
    Polizeimeister Kalender ging zu seinem Schreibtisch und bat die Zentrale um eine Verbindung mit den Bad Rittershuder Nachrichten.
    »Na ja«, meinte Havelstein und gab das Protokoll an seinen Berliner Kollegen weiter. »Vollbart, Sonnenbrille und einen Hut rief in die Stirn, das riecht nach Maskenball. Damit ist wohl nicht viel anzufangen.«
    »Immerhin war der Käufer außergewöhnlich groß und korpulent, wie die Herren Bemmelmann und Wildenbusch übereinstimmend bezeugen«, wagte Polizeimeister Kalender einzuwenden. »Das sind naturgegebene Tatsachen, die sich nicht verändern lassen.«
    Hauptkommissar Havelstein lachte schallend. »Da haben Sie allerdings recht, Kollege.«
    Im selben Augenblick klingelte das Telefon, und dann war auch schon der Chefredakteur der Bad Rittershuder Nachrichten am Apparat.
    »Kubatz.«
    »Und hier Havelstein. Guten Tag, Herr Chefredakteur, und gleich als erstes, meinen besten Dank für Ihre Verschwiegenheit...«
    Die Herren plauderten eine Weile miteinander, als würden sie sich schon hundert Jahre kennen. Doch dann fragte Herr Kubatz schließlich doch: »Also, wie sieht es aus, Herr Hauptkommissar? Habe ich für die morgige Ausgabe grünes Licht?«
    »Wann müssen Sie das spätestens wissen?«
    »Wir gehen gegen zwanzig Uhr in Druck«, erwiderte Herr Kubatz. »Aber Redaktionsschluß ist bereits zwei Stunden früher. Wenn allerdings in der Antarktis auf einmal Kirschen oder Zitronen zu blühen anfangen, können wir die erste Seite auch noch auswechseln, wenn die Maschinen schon am Rollen sind.«
    Der Hauptkommissar schmunzelte. »Das wird nicht nötig sein, Herr Kubatz. Aber lassen Sie mir Zeit, sagen wir bis sechzehn Uhr. Im übrigen sollten wir uns dringend persönlich kennenlernen. Ich könnte auf einen Sprung zu Ihnen rüberkommen, wenn’s recht ist?«
    »Das fragen Sie noch? Ich kann es kaum erwarten, Ihre Bekanntschaft zu machen. Wie wär es mit einem gemeinsamen Mittagessen? Unsere Kantine ist nicht gerade das Hotel zum Kurfürsten, aber so schlecht auch wieder nicht.«

    Über Bad Rittershude schien inzwischen wieder die Sonne.
    Trotzdem wurde es nicht heiß genug. Vermutlich war der Regen vom frühen Vormittag daran schuld, daß die Thermometer im Prinz-Ludwig-Gymnasium und auch in der Maximilianschule um zehn Uhr erst auf dreiundzwanzig Grad geklettert waren.
    »Na, wie sieht’s aus?« fragte Emil Langhans, als er in der großen Pause Herrn Knöppke auf der Treppe begegnete.
    »Hitzefrei könnt ihr für heute vergessen«, meinte der Hausmeister. »Der Unterricht geht über die volle Distanz.«
    Es wurde also Mittag, bis zuerst die Glorreichen Sieben und dann die Maxen bei Erikas Milchbar eintrudelten und ihre Fahrräder links und rechts neben dem Eingang an die Hausmauer lehnten.
    »Das könnt ihr mir nicht weismachen«, hatte Frau Bandel ausgerufen und ungläubig gelacht, als ihr die Glorreichen von der plötzlichen Versöhnung mit den Maximilianschülern berichtet hatten. »Ihr wollt mich auf den Arm nehmen, ihr Halunken.«
    Aber als dann Ulli Buchholz mit seiner Horde tatsächlich zur Tür hereinkam und freundlich grinsend einen guten Tag wünschte, da schüttelte sie nur den Kopf. »Eher hätte ich’s für möglich gehalten, daß unser Rathaus Walzer tanzt oder der Teufel in der Hölle auf Glatteis ausrutscht«, bemerkte sie und verschwand in ihrer kleinen Wohnung neben der Theke. »Vorerst braucht ihr mich ja nicht«, meinte sie noch, bevor sie die

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