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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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einen neuen Anlauf. »Wenn du das Falschgeld heute nicht auf der ersten Seite hast, dann muß das einen Grund haben.«
    »Manchmal werfen Angler einen gefangenen Fisch wieder ins Wasser, weil sie damit einen viel größeren anlocken wollen«, meinte der Chefredakteur ein wenig undurchsichtig und lächelte.
    Auch seine Frau lächelte, weil ihr Herr Kubatz gestern abend die ganze Geschichte erzählt hatte. »Wann kommen die beiden Herren vom Falschgelddezernat?« fragte sie jetzt.
    »Ich erwarte sie jeden Moment«, antwortete der Chefredakteur. »Eigentlich habe ich vorhin schon bei jedem Telefonklingeln vermutet, sie seien an der Strippe.«
    »Vom Falschgelddezernat, sagst du?« wiederholte der Bürstenhaarschnitt.
    »So ist es, mein Sohn«, erwiderte Herr Kubatz, während er sich seinen Regenmantel angelte und dann über die Schultern warf. »Die Sache wird Wellen schlagen, hoffe ich, und dann reiten die Bad Rittershuder Nachrichten auf ihnen zu einem neuen Auflagenrekord.« Er drehte sich um und wandte sich an Karlchen. »Aber halt ja den Mund, ich hab’ vorerst totales Stillschweigen versprochen.«
    Der Bürstenhaarschnitt schnappte sich seine Schulmappe und folgte seinem Vater nachdenklich in den Korridor. Er spürte ganz plötzlich ein schlechtes Gewissen.
    Jetzt hätte er seinem Vater berichten müssen, was die Glorreichen Sieben im Keller des unheimlichen Hauses entdeckt hatten.
    Aber auch Karlchen hatte sich zu totalem Stillschweigen verpflichtet. Es war schon dämlich, wie man im Handumdrehen in Konflikte hineinschlittern konnte.
    Herr Kubatz kletterte in der Garage bereits unter das Segeltuchverdeck seines knallroten Cabrios. Gleich daneben lehnte Karlchens Fahrrad an der Wand. Seine Gedanken hüpften durcheinander, als er seine Ledermappe auf den Gepäckträger klemmte. Auf einmal richtete er sich auf. »Vielleicht ist dieses Falschgeld ganz in der Nähe von Bad Rittershude gedruckt worden«, begann er vorsichtig. »Jedenfalls haben wir...«
    »Das wäre zu schön, um wahr zu sein«, rief der Chefredakteur, ließ gleichzeitig seinen Motor aufheulen und röhrte davon. Der Setter namens Nepomuk kam um das Haus gefegt und bellte hinter ihm her.

    Auch Herr Wildenbusch wäre jede Wette eingegangen, daß die Bad Rittershuder Nachrichten heute mit der Falschgeldschlagzeile erschienen. Aber als ihm dann der Auslieferer des Verlags seinen täglichen Zeitungsstapel auf den Verkaufstisch knallte, war er genauso vor den Kopf gestoßen wie kurz zuvor der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt. »Mitten im Sommer auf der Zugspitze Schnee«, murmelte er beim Lesen vor sich hin. Er paffte eine Zigarrenrauchwolke in die Luft, zuckte mit den Schultern und zerschnitt die Schnur, mit der das Paket zusammengebunden war. Sein hellbrauner Kater schnurrte, stellte sich auf die Hinterbeine, kratzte mit den Pfoten an seiner Hose und blickte mit seinen tiefblauen Augen zu ihm hinauf.
    »Ja, Benno«, antwortete Herr Wildenbusch. »Heute gibt’s Leber, ich bin gleich soweit.«
    Da kam auch schon Tabakwarenhändler Bemmelmann über den Richard-Wagner-Platz getrabt. »Na, ist mein Hunderter auf der ersten Seite?« fragte er bereits, als er über die Bordsteinkante trippelte.
    »Die Zugspitze hat ihn verdrängt«, bemerkte Wildenbusch. »Und dabei hatte ich mir heute ein besonders gutes Geschäft versprochen.«
    »Vielleicht steht’s wenigstens innen«, meinte der Tabakwarenhändler.
    Sie nahmen zwei Zeitungen vom Stapel und blätterten sie Seite für Seite durch. »Nichts«, sagte Bemmelmann schließlich enttäuscht. »Das begreife, wer’s kann.«
    »Also, ich kann es jedenfalls nicht«, stellte der Kioskbesitzer fest.
    Als gute zwei Stunden später der D-Zug aus Frankfurt in den Bahnhof einfuhr, regnete es nicht mehr. Von den Dächern fielen noch die letzten Tropfen, aber die Bürgersteige waren bereits wieder trocken, und auch die letzte Wolke hatte sich aufgelöst.
    Hauptkommissar Havelstein sprang als erster auf den Bahnsteig. Er zog die Luft ein und blickte sich um. »Das also ist Bad Rittershude«, sagte er, nachdem er wieder ausgeatmet hatte.
    »Hoffentlich ist es hübscher als sein Bahnhof«, bemerkte Kommissar Jascheck. Er hatte während der Fahrt den in Berlin versäumten Schlaf nachgeholt und fühlte sich jetzt wieder putzmunter.
    »Da denkt man, der Regen scheucht diese Affenhitze endlich weg, aber Pustekuchen«, sagte ein jüngerer Mann, der jetzt gleichfalls aus dem Waggon geklettert war. Er hieß Paul Hoffmann und gehörte

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