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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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gebraucht?«
    »Er müsse die Beleuchtung im Blauen Salon ein wenig korrigieren, hat er gesagt und quasselte irgendwas von Dias, die sie vorführen wollten, und von elektronischem Krimskrams.«
    »Ist im Blauen Salon nichts verändert?« wollte Havelstein wissen. »Ich meine, ist alles noch genauso, wie es die Optal-Leute verlassen haben?«
    »Ist noch genauso«, erwiderte der Hausdiener. »Die Herren sind ja gerade erst weg, und ich hab’ noch mindestens eine Stunde in der Waschküche zu tun. Aber da war noch was...«
    Doch Herr Havelstein drückte sich bereits aus seinem Sessel und schnitt Herrn Schröder das Wort ab. »Dann wollen wir uns diesen Sitzungsraum doch gleich mal vornehmen«, sagte er.
    Der Chefportier ging voraus, und alle anderen folgten ihm.
    »Wenn wir heute Hitzefrei bekommen hätten, säßen die Geldfälscher schon hinter Schloß und Riegel«, bemerkte Karlchen Kubatz auf den letzten Stufen zur ersten Etage.
    »Der Einfluß des Thermometers auf die Verbrechensbekämpfung«, ließ sich der Chefredakteur vernehmen. »Das wäre doch mal ein Aufsatzthema.«
    »Jedenfalls haben die Herrschaften bisher unverschämtes
    Glück gehabt«, bemerkte Herr Havelstein. »Jetzt wäre die Polizei eigentlich mal an der Reihe.«
    »Da sind wir«, sagte der Chefportier in diesem Augenblick und öffnete eine sehr hohe Holztür mit versilberten Schnitzereien. Die schweren Samtvorhänge vor den Fenstern waren zugezogen. Das Licht brannte noch.
    »Aha«, sagte Havelstein wieder einmal. »So etwas Ähnliches hatte ich erwartet.«
    Der Blaue Salon war ausgefüllt von einem übergroßen, ovalen Tisch, um den etwa dreißig mit weinrotem Leder bezogene Stühle standen. Aus den Lampen, die von der Decke herunter hingen, mußten einige Glühbirnen entfernt worden sein. Jeden falls lag die eine Hälfte des Raumes in einem schummrigen Dun kel, das sich gegen Ende des Tisches zur totalen Schwärze ver dichtete. Hier standen die Stühle, soweit man sie noch erkennen konnte, so akkurat nebeneinander, als seien sie überhaupt nicht benutzt worden, was man von den Stühlen auf der gegenüberlie genden Seite, die voll im Licht lag, nicht sagen konnte. Da muß ten etwa fünfzehn oder auch mehr Personen gesessen haben. Ihre Stühle standen wie Kraut und Rüben durcheinander, und zwischen ihnen lagen ein paar von diesen OPTAL-AG-Kartons, auf gerissen und weggeworfen.
    » Vermutlich haben einige der Herren den Inhalt in ihre Koffer umgepackt«, stellte Kommissar Jascheck fest.
    »Merkwürdig, diese halbierte Beleuchtung«, bemerkte der Chefredakteur.
    »So was Ähnliches hatte ich erwartet, wie gesagt«, erwiderte der Hauptkommissar. »Ich hab’ Ihnen doch bereits erzählt, daß wir es mit einer gut organisierten Bande zu tun haben.«
    »Und ihr Chef ist dieser mysteriöse >Mandarin    »Diese Beleuchtung ist ein neuer Beweis dafür«, erläuterte Havelstein. Er ging vorsichtig in die Dunkelheit hinein. »Wir haben von diesem Mann keine genaue Beschreibung und auch keinen Namen. Wir wissen lediglich, daß seine Stimme einen auffallend tiefen Klang hat und daß er sich niemals sehen läßt. Er schwebt sozusagen wie ein verborgener Guru über seinen Komplizen.«
    Inzwischen hatte der junge Kriminalassistent Hoffmann eine Taschenlampe aus seinem Metallkoffer geangelt und leuchtete in die schwarze Hälfte des Salons hinein.
    »Da haben wir’s«, sagte der Hauptkommissar, und er war auch diesmal nicht überrascht.
    Am Ende des Tisches stand ein Ledersessel. Auch weinrot und in der Art der übrigen Stühle. Aber er war breiter und hatte eine hohe, gepolsterte Rückenlehne.
    Havelstein verschränkte die Arme und blieb stehen. »Da hat unser Freund also gethront und für seine Blüten echtes Geld kassiert, pro Hundertmarkschein vermutlich die Hälfte. Die Differenz ist der Profit der Verteiler. Und wieder einmal hat er sich dabei nicht gezeigt.« Er schaute auf. »Aber, wie um alles in der Welt, konnte er hier hereinkommen, ohne daß ihn die anderen sahen?«
    »Vielleicht hockte er schon im Dunkeln — wie eine Spinne in ihrem Netz — , bevor die Teilnehmer der Sitzung hier hereingekommen sind«, wagte Polizeimeister Kalender zu bemerken.
    Der Hauptkommissar schüttelte den Kopf. »Wie soll er dann wieder unsichtbar verschwunden sein?«
    »Möglicherweise gibt es irgendwo eine Falltür«, witzelte Kommissar Jascheck. Er drehte sich um und setzte sich in Bewegung. »Mir geht dieser Anruf von Fräulein Schärer nicht aus

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