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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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dem Kopf«, meinte er. »Ich telefoniere mal mit Berlin. Wer weiß, was dahintersteckt, wenn es ihr so wichtig war, mit uns zu sprechen.«
    »Die Nachricht liegt im Fach von Herrn Havelstein, wie gesagt«, bemerkte der Chefportier.
    »Verzeihung«, meldete sich jetzt der Hausmeister zu Wort. »Ich wollte ja vorhin in der Halle schon etwas sagen, aber Sie haben mir nicht mehr zugehört...«
    »Ohne böse Absicht«, erwiderte Havelstein. »Was wollten Sie sagen?«
    »Im Erdgeschoß, direkt unter der Halle, sind die Wirtschaftsräume, und von dort gibt es einen Ausgang an der Rückseite des Hotels direkt zu einer schmalen Nebenstraße, für den Abtransport von Abfällen und auch für Warenlieferungen.« Der ältere Mann mit seiner grünen Schürze hatte sich durch die anderen gedrängelt, bis er jetzt dicht neben dem Hauptkommissar stand. »Nur ein paar Schritte neben diesem Ausgang ist der Lastenaufzug, den auch das Personal benutzt, die Zimmermädchen, der Etagenservice und so weiter. Wenn er in die erste Etage kommt, dann hält er genau da gegenüber.« Herr Schröder war in die Dunkelheit hineingeschlurft und öffnete jetzt eine kleine Seitentür, die nur ein paar Schritte neben dem besonders breiten, weinroten Ledersessel in die getäfelte Holzwand eingelassen war. Sie führte in einen Flur. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte man die graue Metalltür des Lastenaufzugs sehen.
    Der Hauptkommissar pfiff leise durch die Zähne. Er nahm in diesem Augenblick noch nicht den Friseurlehrling Fritz Treutlein wahr, der am Ende dieses Korridors an zwei nußbraunen Leibwächtern vorbei gerade das Zimmer seines Araberscheichs verließ und jetzt ahnungslos angeschlendert kam.
    Havelstein hatte sich wieder umgedreht, als Fritz die geöffnete Seitentür erreichte. Er blieb neugierig stehen und erspähte zu seinem großen Erstaunen über die Rücken der fremden Herren hinweg das vertraute Gesicht des Chefredakteurs, Paul Nachtigall, den Bürstenhaarschnitt und die anderen. Er pirschte sich näher heran und schob seinen Kopf um die Ecke am Türrahmen.
    »Haben Sie im Zusammenhang mit dem Lastenaufzug irgendwelche Beobachtungen gemacht, Herr Schröder?« fragte der Hauptkommissar gerade.
    »Das ist es ja, was ich sagen wollte«, meinte der Hausdiener jetzt ziemlich aufgeregt. »Ich war heute unten beim Sortieren leerer Flaschen, als ich die Fahrstuhltür höre. Nanu, denke ich, um diese Zeit ist doch das Erdgeschoß wie ausgestorben. Ich türme um die Ecke, so schnell ich kann, aber ich seh’ nur noch einen Schatten hinter den Eisengittern, und dieser Schatten schwebt nach oben. An den Leuchtknöpfen bei der Eisentür konnte ich dann feststellen, daß der Aufzug an der Halle vorbei in die erste Etage gerauscht ist.«
    »Um welche Zeit war das?«
    »Vierzehn Uhr oder etwas später«, antwortete der ältere Mann in der grünen Schürze. »Ich hatte gerade meine Mittagspause hinter mir.« Er kratzte sich hinter dem Ohr. »Man kann also von der Nebenstraße hinter dem Hotel direkt hier in den Salon kommen, das ist gar kein Kunststück.«
    »Und diese Möglichkeit hat der >Mandarin< rechtzeitig ausgekundschaftet oder auskundschaften lassen«, überlegte Hauptkommissar Havelstein. »Der Bursche ist gerissen, das muß man ihm lassen.«
    »Allmählich hab’ ich fast den Eindruck, daß er noch hier im Raum ist«, mischte sich der junge Hoffmann von der Spurensicherung ein und grinste dabei. Er hatte mit seiner Taschenlampe inzwischen einen Aschenbecher aufgestöbert, der an der oberen Kante des ovalen Tisches im Dunkeln gestanden hatte. »Zigarrenstummel«, stellte der Kriminalassistent fest. Er kam dichter heran und beugte sich vor. »Pechschwarze Brasil, und die Asche ist blütenweiß«, sagte er. »Keine billige Sorte.«
    Da passierte es.

Der »Mandarin«

    Der junge Mann in dem zitronengelben Hemd wollte den Inhalt des Aschenbechers genauer unter die Lupe nehmen und legte deshalb seine Taschenlampe auf die Tischplatte. Aber diese Tischplatte war glatt wie eine Eisfläche, und die Lampe rollte über den Rand.
    Bei ihrem Auf plumpsen auf dem Teppich war ein wütendes Fauchen zu hören.
    Der Hauptkommissar wirbelte herum, und alle übrigen starrten erschrocken in die Dunkelheit.
    Zuerst waren nur zwei tiefblaue Punkte zu sehen. Sie funkelten wie zwei kleine Glühbirnen. Dann kam ein erneutes Fauchen, und gleich darauf schob sich ein Schatten unter dem Sessel mit der hohen Rückenlehne hervor, machte einen Sprung, landete auf der

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