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Das unheimliche Haus

Das unheimliche Haus

Titel: Das unheimliche Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Sitzfläche und krallte sich in das weinrote Leder.
    »Eine Katze«, stellte Havelstein verwundert fest. »Habt ihr Katzen im Haus?« fragte er den Chefportier.
    »Um Himmels willen, nein«, antwortete Herr Pelz. »So was in einem Viersternehotel, das fehlte noch!«
    Inzwischen hatte der junge Kriminalassistent Hoffmann seine Taschenlampe wieder vom Teppich aufgehoben und leuchtete in den Ledersessel hinein.
    Was wie farbige Glühbirnen gefunkelt hatte, waren in Wirklichkeit die tiefblauen und schräg zur Nase stehenden Augen eines Siamkaters. Er lag sprungbereit da, das bräunliche Seidenfell hob und senkte sich unter seinem aufgeregten Atem, und er knurrte mit offenem Maul. Seine Zähne waren weiß und spitz.
    »Aber, aber, was ist denn in dich gefahren, Benno?« fragte in diesem Augenblick Fritz Treutlein von der offenen Seitentür her.
    Der Kater warf den Kopf herum, starrte zu dem Friseurlehrling hinüber und war auf einmal wie ausgewechselt. Er sprang von dem weinroten Ledersessel herunter und trottete mit den eleganten Bewegungen eines Leoparden auf den Friseurlehrling zu. Er ließ es sich gefallen, daß ihn der Junge vom Boden aufhob und in seine Arme nahm. Er rollte sich zusammen, schnurrte zufrieden, fing an zu schmusen und stupste mit der Nase immer wieder an Fritz Treutleins Kinn.
    »Das ist der Kater von Herrn Wildenbusch«, platzte der dickliche Sputnik heraus. »Eigentlich hat er ihn immer bei sich und läßt ihn nie aus den Augen.«
    »Und wer ist dieser Herr Wildenbusch?« fragte der Hauptkommissar.
    »Der Besitzer des Zeitungskiosks am Richard-Wagner-Platz«, erklärte Paul Nachtigall.
    Und jetzt ging es Schlag auf Schlag.
    Kommissar Jascheck kam vom Korridor hereingeschwirrt. »Fräulein Schärer hat herausbekommen, mit welcher Nummer die Dame Schiemann telefoniert hat, nachdem sich einer der Gäste an Sperling erinnern konnte.«
    »Und?« fragte Havelstein kurz angebunden.
    »Es ist ein Anschluß hier in Bad Rittershude«, verriet der Berliner Kommissar und warf seinen Kollegen einen bedeutungsvollen Blick zu. »Leider ist die Telefonauskunft andauernd belegt.«
    »Hier in Bad Rittershude?« fragte Polizeimeister Kalender. »Welche Nummer ist es denn?«
    »42 867«, sagte Jascheck.
    »Dann können Sie sich den Anruf bei der Auskunft sparen«, mischte sich der Bürstenhaarschnitt ein. »Sie werden lachen, diese Nummer hab’ ich auswendig im Kopf, und sie gehört eben jenem Herrn Wildenbusch in seinem Zeitungskiosk.«
    »Mir ist überhaupt nicht zum Lachen«, sagte der Hauptkommissar ernst, und dann überlegte er laut. »Es kann wohl ausgeschlossen werden, daß sich der Kater verlaufen hat und nur ganz zufällig hier im Blauen Salon gelandet ist. Wenn es stimmt, daß sich dieser Herr Wildenbusch so gut wie niemals von seinem Tier trennt, dann muß er wohl oder übel in diesem Raum gewesen sein, und zwar in dem Ledersessel, unter dem sich sein Kater verkrochen und bis jetzt auf ihn gewartet hat. Vermutlich ist Herrchen so Hals über Kopf getürmt, daß er ihn momentan einfach vergaß...«
    »Was ist mit diesem verflixten Kater?« fragte Kommissar Jascheck. »Ich versteh’ kein Wort.«
    »Erklär’ ich Ihnen gleich«, winkte der Hauptkommissar ab. Er wollte sich jetzt nicht beim Überlegen stören lassen. »Das wäre eins«, kombinierte er weiter, »das andere ist jetzt diese Telefonnummer. Wenn die Berliner Pensionsmadame tatsächlich den >Mandarin< höchstpersönlich angerufen und gewarnt hat und wenn die gefundene Telefonnummer dem Zeitungskiosk am Richard-Wagner-Platz gehört, dann ist sein Besitzer mit Sicherheit eben dieser >Mandarin.< Folglich ist der >Mandarin< hier gewesen, wenn jener gewisse Herr Wildenbusch hier gewesen ist, denn beide sind ein und dieselbe Person, logischer geht’s gar nicht mehr.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber leider erfahren wir in diesem Fall immer alles zu spät, und unser Mann ist unter Garantie bereits abgehauen und über alle Berge.«
    »Das könnte ich feststellen«, schlug Chefredakteur Kubatz vor. »Ich rufe im Kiosk an und erfinde irgendeinen Grund, weshalb die Bad Rittershuder Nachrichten heute noch nicht über die falschen Hundertmarkscheine berichtet haben. Das wäre ganz unverfänglich und macht ihn bestimmt nicht mißtrauisch, falls er überhaupt noch da ist.« Er trabte schnurstracks davon, nachdem ihm Herr Havelstein zugenickt hatte.
    »Entschuldigung«, mischte sich Fritz Treutlein zögernd ein. »Daß ausgerechnet Herr Wildenbusch der Chef

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