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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zuvor war es sehr heiß und schwül gewesen. Es mußte einfach zu einem Gewitter kommen. Auch ich wußte es, aber ich bin nicht im Haus geblieben. Ich lief nach draußen, um es zu erleben. Nicht weit von uns lag das Feld. Das Korn war schon eingefahren, alles war frei. Ich stellte mich hin, dann kam das Gewitter mit einer wahren Urgewalt. Ich sah die Blitze, die so wunderbar waren, die den ganzen Himmel ausfüllten, die auch zur Erde rasten…«
    »Von einem Blitz bist du getroffen worden, nicht?«
    Nora Shane schüttelte den Kopf. »Nein, nicht nur von einem Blitz, von vielen Blitzen. Ich war wie ein Magnet für sie. Ich zog sie an, und sie nahmen mich als Ziel. Sie jagten in mich hinein, sie waren wie Speere, sie glühten in mir, aber ich verbrannte nicht. Ich wurde nur aufgeladen, und als das Gewitter vorbei war, fühlte ich mich besser, viel besser. Ich ging nach Hause.«
    Das mußte Suko zunächst verdauen. Es klang unwahrscheinlich, aber nicht unglaublich. »Die Blitze also«, flüsterte er und bemühte sich, die richtigen Worte zu finden. »Warum du? Warum ausgerechnet du, Nora? Sie hätten dich zerstören müssen.«
    »Nein, niemals!« rief sie jetzt.
    »Warum denn nicht?«
    Ihre Aufgeregtheit verschwand, und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Weil ich sie liebte. Ich liebte die Blitze, ich liebte die Energie, und sie machten mich zu einer der ihren. Ich war von nun an mit ihnen verwachsen, ich brauchte vor der Elektrizität oder vor dem elektrischen Strom keine Furcht mehr zu haben. Ich liebte ihn, ich konnte mit ihm spielen, ich kann mich anschließen lassen, denn ich weiß, daß die Blitze, die mich trafen, etwas Besonderes waren und mich allein auserwählt haben. Es waren Geister aus anderen Welten, und ich bin ihr Vertreter hier.«
    Suko wußte nicht genau, was er von ihren Worten halten sollte. Er mußte sie akzeptieren. Zumindest wäre ihm keine andere Lösung eingefallen. Nora Shane war dieses unheimliche Medium, der Mittler zwischen den Welten, kein Kind aus dem Geisterreich, sondern ein fast schon normaler Teenager mit einem besonderen Schicksal.
    Konnte man ihr helfen?
    Er wußte es nicht, er hatte auch keine Idee, weil es einfach zu schwer für ihn war, logisch zu denken. Die Atmosphäre in diesem Raum ließ es einfach nicht zu. Da war er mit seinen menschlichen Kräften den anderen unterlegen.
    Was war Nora?
    Ein Mensch, ein Kunstgeschöpf? Eine Mischung aus beiden? Hatte damals, als die Blitze sie trafen, die Natur mit den Menschen gespielt und ihnen bewiesen, wer mächtiger war? Jetzt war sie ein Teil dieser anderen Welten, und sie schaffte es als Medium auch, die normalen Menschen zu beeinflussen.
    Sie bewegte sich, wollte aufstehen. Dabei versuchte sie in das Gesicht des Inspektors zu schauen, denn sie wollte den Mann unter Kontrolle haben.
    Suko wich dem Blick nicht aus.
    Sein Blick bohrte sich in die Augen des Mädchens. Er dachte darüber nach, ob sie noch ein normales menschliches Aussehen hatte oder ob sich die Pupillen schon in seelenlose Computer-Chips umgewandelt hatten.
    Nein, das war nicht der Fall.
    Aber er sah den Glanz.
    Er strahlte die intensive Kälte der Sterne aus. So anders, so grausam, gefüllt vom Licht zahlreicher Blitze, die in den beiden Augen eine neue Heimat gefunden hatten.
    Nora blieb vor ihm stehen. Ihr Haar umfloß das Gesicht wie goldgelbes Wasser. Die Haut war bleich und gleichzeitig auch lichterfüllt. Sie bewegte die blassen und trotzdem leicht glänzenden Lippen und sagte dann: »Ich habe dir viel erzählt, aber ich habe dich nicht überzeugen können. Das merke ich.«
    »Es stimmt!«
    »Du gehörst nicht zu mir.«
    »Richtig.«
    »Du bist gekommen, um mich zu stoppen!«
    »Auch das stimmt.«
    Sie redeten schnell, fast ohne Pause. Suko wußte auch, daß es keinen Sinn hatte, zu lügen. Er war ein Gefangener ohne Fesseln und fühlte sich trotzdem angebunden.
    Er lief an der langen Leine…
    Sie berührte ihn.
    Suko hätte eigentlich damit rechnen müssen. Es war aber zu schnell erfolgt, und plötzlich spürte er den Stromstoß, der durch seinen Körper huschte.
    Das Kribbeln jagte hoch bis in seinen Kopf, und es breitete sich sogar in den Haaren aus. Ein Stromschlag hatte ihn erwischt, die Berührung war doch zu riskant gewesen.
    Sie faßte noch einmal zu. Diesmal länger. Ihre Finger hielten sein Handgelenk fest.
    Suko drückte sich in die Knie. Er riß den Mund auf. Er schrie. Der Strom durchschoß seinen Körper. Beide machten ihn zu einer Marionette

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