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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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Sichel ebenfalls vor 12000 Jahren heruntergefallen ist? Der Stein in meinem Schlafzimmer ist schließlich ein Bruchstück davon. Die Sichel muss also irgendwann einmal zerbrochen sein, wobei ich mir nur allzu gut vorstellen kann, dass dies bei einem Sturz vom Himmel passiert ist.«
    »Du meinst, die Sichel ist wegen des Erdbebens heruntergefallen?«
    Primus nickte. »Das ist gut möglich. Aber es könnte auch anders abgelaufen sein: Dieses Erdbeben wurde vielleicht gerade deshalb ausgelöst, weil die Sichel heruntergefallen ist.« Dann wedelte er mit dem Finger. »Nein, da ist wahrscheinlich noch etwas anderes hinzugekommen. Ein reiner Aufprall kann das nicht gewesen sein. Die Sichel steckte bis zum Rand voller Magie und wurde auch noch durch Magie zusammengehalten – genauer gesagt durch Dunkelheit .« Er machte eine kurze Pause. »So«, sagte er, »und jetzt stell dir einmal vor, was passiert, wenn so ein Ding vom Himmel fällt und auf dem Boden zerschmettert.«
    Schweigend blickte Plim ihn an.
    Dann fuhr er fort: »Ich habe aber außerdem noch etwas entdeckt.« Er kramte ein weiteres Buch hervor und blätterte durch die vergilbten Seiten. »Einen Augenblick noch, wo habe ich es denn? Ah, hier steht es. Die ersten Siedler kamen angeblich vor etwa achthundert Jahren aus dem Norden hierher. Es waren vor allem Bauern und Handwerker, welche die ersten Dörfer am nordöstlichen Rand des Finsterwaldes gegründet haben.«
    »Das würde also bedeuten, dass unser Land vor mehr als achthundert Jahren unbewohnt war«, sagte Plim.
    Primus schnippte mit dem Finger. »Völlig richtig«, bestätigte er. »Und das bezeugen all die Aufzeichnungen, die wir bisher gefunden haben. Aber nun frage ich dich: Wenn vorher niemand hier war … wer hat dann bitte schön die Sichel gebaut?«
    Seine Augen funkelten, als er Plim ansah.
    »Folglich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder dein Bauplan ist eine Fälschung und die Mondsichel ist in Wahrheit überhaupt keine 12000 Jahre alt, oder aber es gibt etwas, das den Geschichtsschreibern möglicherweise entgangen ist. Wie zum Beispiel, dass sehr wohl jemand lange vor den ersten Siedlern im Land gewesen ist. Und wenn das stimmen sollte – dann war dieser Jemand garantiert nicht allein, da bin ich mir sicher. Denn für so ein gigantisches Zauberwerk verlangt es mehr als nur einen großen Hexenmeister.«
    Mit diesen Worten machten sich die beiden wieder über ihre Bücher her.
    Primus blinzelte in die Sonnenstrahlen, die ihn von oben durch das Glasdach trafen. Er rollte mit dem Kopf und stieß ein genüssliches Gähnen aus, woraufhin er empörte Blicke der Schreiberlinge erntete. Schließlich meldete sich Miss Plim zu Wort.
    »Hast du schon einmal etwas von einer Festung in den Bergen gehört?«
    Primus schaute fragend auf. »Eine Festung, sagst du? Wo soll die denn sein? Damit ist doch nicht etwa mein Turm gemeint?«
    »Ach was«, sagte Plim und schüttelte den Kopf. »Der steht doch nicht in den Bergen. Abgesehen davon geht es um eine Festung, und zwar um eine ziemlich gewaltige. Ich habe hier ein Buch über Aberglaube und verwunschene Orte. Es nennt sich …« Plim klappte das Buch zu und fegte mit der Hand den Staub vom Einband. »…  Fantasien verirrter Wanderer . Darin erzählt ein Mann von riesigen steinernen Ruinen, die er auf den Bergkämmen der Schwefelzinnen gesehen haben will. Sagt dir diese Gegend vielleicht irgendetwas?«
    Primus reagierte verblüfft. »Natürlich weiß ich, wo die Schwefelzinnen liegen«, nickte er. »Das sind die zerklüfteten Eisregionen im Hochmassiv der Bleiberge. Wie ist denn dieser Kerl dort hinaufgekommen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, da kann man nicht so einfach hochspazieren. Selbst im Flug käme ich nicht bis zu den Gipfeln. Die eisigen Winde reißen dort alles und jeden in die Tiefe. Und noch abwegiger ist die Vorstellung, dass sich jemand zu Fuß durch diese Schluchten kämpft.«
    Plim neigte den Kopf. »Tja«, sagte sie, »die meisten Geschichten in diesem Buch hören sich nach blankem Unsinn an. Sie stammen alle von verstörten Wanderern, die nach langem Umherirren wieder aus den Sümpfen oder den Wäldern herausgekommen sind. Aber bei dieser Geschichte geht es mir auch weniger um die Möglichkeit, dass jemand bis zu den Gipfeln geklettert sein könnte. Viel bemerkenswerter finde ich, dass dort oben etwas sein könnte, das ebenfalls aus grauer Vorzeit stammt. Oder meinst du vielleicht, die Bauern sind vor achthundert Jahren dort

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