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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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den zwei Kröten. »In diesem Regal wimmelt es ja geradezu von Langschläfern.«
    Die Rätselrübe verstummte.
    »Hallo, Rübe! Kannst du etwas sagen?«
    Doch es kam keine Antwort. Die Rübe lag regungslos auf ihrem Kissen.
    Plim fasste einen Gedanken. Sie setzte sich auf einen Hocker und legte die Schatulle auf den Schoß. Wenn das Gemüse musikalisch ist, dachte sich Plim, dann kann man ihm vielleicht auf diese Weise etwas entlocken. Einen Versuch war es zumindest wert. Sie blies in die Flöte und beobachtete die Rübe. Diese setzte sogleich ihren Singsang fort. Nach einer Weile ließ Plim die Musik verstummen.
    Sie beugte sich dicht über die Schatulle und stellte der Rätselrübe eine Frage: »Was für einen Tag haben wir denn heute?«
    Wieder kam keine Antwort.
    Doch Plim gab sich nicht geschlagen. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte die alte Rübe im Sommer auch mehrere Anläufe gebraucht, bis sie endlich etwas gesagt hatte. Vielleicht war sie ja sogar schwerhörig, wer weiß?! Plim öffnete ihren Mund und wollte die Frage ein weiteres Mal stellen, als die Rübe plötzlich zu grummeln begann. Ein unverständliches Gebrabbel kam aus der Schatulle und Plim zog verwundert die Oberlippe hoch. Doch schon wenig später formten sich Worte. Undeutlich und verworren begann die Rübe zu sprechen. Es dauerte nicht lange und die Fetzen eines Satzes drangen an Plims Ohr.
    Plim horchte auf.
    »… ist nicht Nacht, ist nicht der Mond, die Sonne dort am Himmel thront! Sie scheint den ganzen Tag und lacht – und tut das bis zur Mitternacht …«
    Was sollte das nun wieder für ein Unsinn sein? – dachte sich Plim. So etwas hatte sie ja noch nie gehört. Warum lacht die Sonne den ganzen Tag? Sie hielt die Schatulle in den Händen und blickte nachdenklich zu Boden. Dann aber schlug sie den Deckel zu. Mit einem Jubelschrei schoss Plim in die Höhe.
    » SONNTAG !«, rief sie. » BIS MITTERNACHT HABEN WIR SONNTAG !«
    Sie stürmte durchs Zimmer und riss die Eingangstür auf. Chuck stand alleine unter all der Wäsche im Garten. Freudig drehte er sich zu ihr um und blickte sie erwartungsvoll an. Doch leider kam Plim nicht zu ihm, um die Wäsche abzunehmen.
    »Wo ist denn dein Freund?«, rief sie. »Du weißt schon, dieser dicke Kürbis, der eben noch hier war?!«
    »Oh, Ihr meint Snigg«, fing Chuck an und hüpfte durch den Garten. »Was für ein Zufall, dass Ihr gerade nach ihm fragt. Ich hatte nämlich noch bis vor kurzem mit ihm über verschiedene …«
    »Wo … ist … er …?«, fragte Plim zappelnd und verdrehte die Augen.
    »Nun«, antwortete Chuck, »er geht gerade nach Hause.« Dann deutete er mit dem Kopf über den Zaun. »Seht nur, dahinten hüpft er.«
    Plim eilte sofort durch den Garten und lief Snigg hinterher. Dieser sprang über den Weg durch die Tannen zum Kräutersteig.
    »Haaalt!«, rief sie. »Warte einen Moment.«
    Snigg blieb stehen und drehte sich um.
    »Was ist?«, fragte er.
    Sie formte die Hände um den Mund und schrie über den Zaun: »Sag Primus, dass ich weiß, wie wir die Rätselrübe zum Sprechen bringen.«
    Er verzog das Gesicht. »Hä, was?«
    Plim krümmte sich und schlug verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Sag Primus einfach, er soll so schnell wie möglich hierherkommen«, schrie sie, wobei sie mit dem Kopf wackelte. »Herkommen! Herkommen! Herkommen! Hast du mich verstanden?!«
    Der Kürbis nickte. »Ein Morgenmuffel«, brummte er leise. Dann drehte er sich um und machte sich auf den Weg nach Hause.
    Im hellen Licht des Vormittags thronte der alte Turm über den Hügeln. Die Sonne brannte auf die verwitterten Schindeln und ließ die Balken im Dachstuhl knacken. Fast schien es, als wollte der Sommer noch einmal zurückkehren. Von Süden wehte ein warmer Wind und überall in den Bäumen sangen die Vögel. Der Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite.
    Es ging bereits auf Mittag zu, doch Primus lag noch immer im Bett. Eingerollt schlief er unter seiner Decke, den Kopf bis über die Ohren im Kissen vergraben. Nur ein paar Schritte weiter lümmelte Bucklewhee in seinem Uhrenkasten und guckte gelangweilt aus der Klappe. Mit aufgestütztem Schnabel sah er der Bettdecke zu, die sich unter Primus Atemzügen beständig auf und ab bewegte. Das ging nun schon seit Stunden so.
    Bucklewhee streckte seine Flügelknochen aus und gab ein lautes Gähnen von sich. »Da sieht man es wieder einmal«, sagte er zu sich. »Das kommt davon, wenn man erst bei Sonnenaufgang ins Bett

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