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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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an ihren Enden – ebenso wie an einem Strick, den die Gestalt um ihren Bauch geknotet hatte. Primus schauderte. Mit glühenden Augen sprang der Narr auf ihn zu.
    Augenblicklich wich Primus zurück. Mit Entsetzen betrachtete er das weiß geschminkte Gesicht, wie es ihn durch die Nacht hindurch angrinste. Ohne einen Gedanken zu verschwenden, trat Primus die Flucht an. Er drehte sich um und wollte davonlaufen, als seine Füße plötzlich – schwer wie Blei – am Boden klebten. Er kam keinen Schritt vom Fleck. Angsterfüllt drehte er den Kopf.
    Da war der Narr auch schon hinter ihm!
    Blitzschnell sprang er in die Höhe.
    In diesem Moment schien es Primus, als wäre die Zeit stehengeblieben. Mit eingezogenem Kopf blickte er zu der kleinen Narrengestalt empor, die sogleich auf ihn niederzustürzen drohte. Im Mondlicht sah er die gelben Zähne leuchten, schaute in die blitzenden Augen und sah die dünnen Finger, wie sie nach ihm zu greifen versuchten. Das Gesicht der Gestalt war zu einer böse grinsenden Fratze verzerrt. In Primus’ Kopf dröhnte das Gebimmel der Glöckchen, während er schützend die Arme vor sein Gesicht hielt. Dann ging er in die Knie. Zischend streifte ein Luftzug seinen Nacken.
    Doch wie durch ein Wunder geschah daraufhin nichts. Primus öffnete seine Augen und blickte sich um. Der Narr war über ihn hinweggesprungen, ohne auch nur die geringste Notiz von ihm zu nehmen. Sprachlos sah Primus ihm nach. Mit großen Sätzen hechtete das kleine Kerlchen den Hügel hinauf, näherte sich dem Turm und verschwand kurz darauf im Dunkel der Eingangstür.
    Primus schnappte nach Luft.
    Er raffte sich auf und blickte zum Turm hinauf. Wer um alles in der Welt war dieser Wicht? Woher kam er und was suchte er oben im Turm? Nachdenklich sah er zum Horizont. Er wollte die Richtung ausfindig machen, aus der die Gestalt gekommen war. Kam sie aus Norden? Nein, dachte er, sie kam aus Nordwesten!
    Doch noch während sein Blick im Traum über die Felder glitt, stellte er fest, dass er nicht alleine war. Noch eine andere Person war die ganze Zeit über in der Nähe gewesen. In einiger Entfernung stand auf einem der Hügel ein großer, schlanker Knabe. Mit verschränkten Armen und steifer Miene blickte er zum Turm hinüber. Wieder war es Rabenstein, derselbe Junge, den Primus kurz zuvor im Turmzimmer beobachtet hatte.
    In diesem Augenblick ging ein Hahnenschrei durch seine Ohren.
    » AUUUUUUFSTEHEN !!!«, brüllte ihm Bucklewhee ins Gesicht.
    Schlagartig riss es Primus aus seinem Traum. Als hätte ihm jemand einen Schwall Wasser ins Gesicht geschüttet, schnellte er hoch und blickte sich im Dachzimmer um. Dann rieb er sich die Augen. Außer hellen Flecken konnte er noch gar nichts erkennen. Das grelle Sonnenlicht schien ihm von draußen genau ins Gesicht. Sofort legte er sich wieder hin und zog grunzend die Decke über den Kopf.
    »Weißt du eigentlich, wie spät es schon ist?«, hörte er Bucklewhee sagen.
    »Nein«, kam es dumpf unter der Bettdecke hervor.
    »Es ist bereits nach zwölf.«
    »Na und«, brummte Primus, »heute ist Sonntag.« Er blinzelte unter der Decke hervor. Neben ihm auf dem Kopfkissen sah er Bucklewhee sitzen.
    »Das ist doch nicht zu fassen!«, rief er. »Jetzt liegt der Bursche schon wieder in meinem Bett. Hopp, raus mit dir, aber sofort!«
    Er packte das Kissen und schüttelte es aus. Gackernd sprang Bucklewhee durchs Zimmer.
    »Ich muss dir etwas sagen«, verkündete der Gockel. Er nahm auf seiner Vogelstange Platz und hob anmutig den Schnabel.
    »Bin schon wahnsinnig gespannt«, murmelte Primus.
    »Snigg ist wieder da.«
    Von dieser Nachricht war Primus nur bedingt beeindruckt.
    »Ein Glück, dass mir das gleich jemand sagt …«
    »Nicht der Rede wert«, entgegnete Bucklewhee. »Snigg meint, du solltest dich mal auf den Weg zu Miss Plim machen. Die will irgendetwas von dir.«
    Primus streckte sich und rutschte nach vorn auf die Bettkante.
    »Soso«, sagte er, »und was könnte das wohl sein?«
    »Weiß ich nicht«, kam es als Antwort. »Scheint aber wichtig zu sein.«
    »Hm«, nickte Primus.
    Träge zog er den Zylinder vom Bettpfosten und richtete sich auf. Dann segelte er ins Kaminzimmer hinunter. Blinzelnd sah er aus dem Fenster und schaute zum Himmel empor.
    »Hui«, rief er, »was für ein Wetter!«
    Er richtete seinen Blick auf die alte Eiche neben der Gartenmauer. Die Wurzelrohrpost müsste sein Monatsmagazin doch längst ausgespuckt haben?! In Vorfreude suchte er den Garten nach dem

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