Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
abstatten. Wenn er wirklich, so wie du sagst, nachts durch die Sümpfe streift, dann kann man sich wenigstens ungestört bei ihm zu Hause umsehen. Wer weiß, was da noch so alles herumliegt. Bestimmt jede Menge interessantes Zeug. Außerdem möchte ich dich nicht unnötig in Gefahr bringen, da du doch soooo große Angst vor dem Bergteufel hast.« Er gähnte. »Wo, meintest du, steht diese fragwürdige Hütte?«
Plim schlug die Beine übereinander und blickte trotzig zur Decke. »Das ist wieder einmal typisch«, maulte sie, »ich riskiere hier Kopf und Kragen und finde mal eben den Standort der Schwarzen Hütte heraus, und der werte Herr will einfach dorthin fliegen und kurzerhand alles einsammeln. Nein, nein, mein Lieber«, sagte sie stur, »ich komme schön mit. So schlimm wird der Kerl schon nicht sein. Außerdem – so wie ich dich kenne, lässt du ohne mich wieder die Hälfte liegen.«
»Schön«, sagte er und rückte seinen Frack zurecht. »In diesem Fall würde ich vorschlagen, dass wir uns die Hütte erst einmal bei Tageslicht ansehen. Anschließend können wir immer noch überlegen, wie wir im Weiteren vorgehen und wann wir am besten dort einsteigen.«
»Unfug«, zischte sie. »Denkst du vielleicht, ich laufe zweimal dorthin?«
»Du willst schon wieder laufen ?«, rief Primus. »Nein, nein, nein und nochmals nein! Das kannst du dir gleich aus dem Kopf schlagen.« Er riss die Augen auf. »Ich gehe auf gar keinen Fall zu Fuß, hörst du?! Durch die Sümpfe sind wir tagelang unterwegs, und wer weiß, was uns dabei alles passiert. Wenn wir fliegen, dauert der ganze Ausflug dagegen nur wenige Stunden und wir sind spätestens am Abend wieder hier. Dann haben wir genügend Zeit, um weitere Pläne zu schmieden.«
Er lächelte sie an. »Nun gib dir schon einen Ruck«, sagte er. »In den Sümpfen wird dich bestimmt niemand auf deinem Besen sehen.«
»Na, du hast vielleicht gut reden«, nörgelte Plim, »du hast ja schließlich auch keine Kunden, die regelmäßig bei dir einkaufen. Wenn sich so was in den Dörfern herumspricht, dann ist es aus mit meinem guten Ruf , da kannst du Gift drauf nehmen.«
Sie stand auf und kramte unter dem Tisch. Noch während sie Primus klarmachte, dass sie eigentlich wahnsinnig beschäftigt sei und überhaupt keine Zeit für solche Späße habe, zog sie ihre Handtasche hervor, kippte sie aus und stopfte alles hinein, was man ihrer Meinung nach für einen professionellen Ausflug benötigte. Dazu zählte ein Bündel Dietriche, die übliche Menge Lippenstifte, Wimperntusche und Puder, ein kleines Brecheisen und natürlich jede Menge Fläschchen und Ampullen voll mit selbst gebrauten Teufeleien.
»Natürlich darf ich wieder alles schleppen«, brummte sie. »Ist doch immer das Gleiche …«
Dann schickte sie Primus vor die Tür. Sie wühlte im Kleiderschrank, wählte etwas Passendes zum Anziehen aus und huschte die Treppe zum Dachgeschoss hinauf. Dort zog sie sich um.
Vor dem Haus schien noch immer die Sonne auf die kleine Lichtung. Primus saß neben dem Brunnen auf dem umgefallenen Baum und blickte entspannt zum Himmel auf. Dieser strahlte in tiefem Blau. Nur ganz fern im Osten konnte Primus ein dünnes Wolkenband erkennen, das langsam über dem Land heraufzog. Er musterte es kritisch. Die Wolken sahen nach Regen aus. Ein leichtes Lüftchen wehte ihm entgegen und zog das Wetter hinter sich her. Doch so wie es schien, würde es noch bis in die Abendstunden dauern, bis die Wolken über dem Finsterwald aufkreuzten. Zu diesem Zeitpunkt, schätzte er, wären sie längst wieder aus den Sümpfen zurück.
Chuck lehnte an einer der Bohnenstangen und schlief. Die Sonne blinzelte durch die Tannen und ließ die Blätter der Sträucher erstrahlen. Hell leuchteten sie in roten Tönen, während die letzten Mücken des Jahres ihren Tanz aufführten. Primus stieß ein leises Gähnen aus. Er streckte seine Beine und lehnte sich auf dem hohlen Baumstamm zurück. So viele Ungereimtheiten hatten sich plötzlich wieder aufgetan und eine erschien ihm rätselhafter als die andere. Er dachte an den geheimen Raum im Inneren des Spiegels, an seinen immer wiederkehrenden Traum und an die Geschichte über die Schwarze Hütte. Dann war da auch noch die Absperrung im Wald und nicht zu vergessen das Buch aus Messing, in dem der Weg zu den Schwefelzinnen beschrieben war. Wer hatte es verfasst und welche Rolle spielte der Bergteufel dabei?
Von einer Sache war er allerdings felsenfest überzeugt: Die Antworten auf
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