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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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raue Stelle. Die Leitung war durchgehend glatt wie eine Eisbahn. Ohne zu bremsen, schoss das kleine Gerippe nun durch die Finsternis. Es war zum Fürchten. Immer wieder vernahm er Stimmfetzen und leises Gehämmer. Die Kobolde konnten gar nicht so weit weg sein, ging es ihm durch den Kopf. An manchen Stellen kam es ihm sogar vor, als würde die Leitung direkt durch eine Werkstatt verlaufen oder lärmende Baugruben passieren. Dann mischte sich plötzlich wieder heiteres Trinkgelächter hinzu und das Geräusch von klirrenden Krügen und Gläsern setzte ein.
    Bucklewhee öffnete den Schnabel.
    Er wollte nach Hilfe rufen, doch es war zwecklos. Noch bevor er sich versah, war er schon weitergesaust und die Geräusche waren verflogen.
    Endlich wurde er langsamer. Er purzelte durch das Rohr, bremste ab und blieb bäuchlings, wie ein kleiner Knochenhaufen, in der Dunkelheit liegen. Ein verstörtes Gackern kam aus seinem Schnabel. Nach einer Weile drehte er sich um und setzte sich hin. Das Rohr war gerade einmal so groß, dass Bucklewhee den Kopf heben konnte. Krächzend rieb er sich die Augen.
    »Stockfinster«, brabbelte er, »beinahe so wie in meinem Uhrenkasten.« Er klopfte gegen das Rohr. »Hallo? Ist da jemand?«
    Doch sosehr er auch schrie, es kam keine Antwort. Er steckte irgendwo tief unter der Erde und niemand konnte ihm sagen, wo. War er unter dem Wald, unter den Nebelfeldern oder gar schon unter den Feldern von Klettenheim? Er hatte völlig die Orientierung verloren. Doch da gab es noch etwas, das ihn beschäftigte – und das erschien ihm weitaus schlimmer: Bucklewhee hatte nicht die leiseste Ahnung, wie spät es war.
    Stöhnend krabbelte er dahin, um den nächstgelegenen Ausgang zu finden. Irgendwo musste die Rohrleitung schließlich ein Ende haben.
    Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, als er so durch die Dunkelheit tapste. Eintönig ging es immerzu geradeaus. Auf der ganzen Strecke gab es keine Kreuzung, keine Biegung und auch keine Abzweigung. Langsam taten ihm seine Beine weh. Er blieb stehen, renkte seine Knochen ein und verschnaufte. Plötzlich hob er den Kopf. Was war denn das? Hörte er etwa ein Rauschen? Regungslos stand er da und horchte. In seinem Kopf schossen die Gedanken umher. Was wäre, wenn hier eine weitere Zeitung angesaust käme? Dieser könnte er in der engen Röhre unmöglich ausweichen. Hektisch knabberte er auf seinem Flügelknochen. Verflixt noch mal, fieberte er. Primus hatte in Hunderten von Jahren noch nie zwei Magazine hintereinander bekommen. Warum musste das ausgerechnet dann passieren, wenn er in der Postleitung saß? Heute ging aber auch wirklich alles daneben.
    Doch noch während er nach einem Ausweg suchte, änderte das Rauschen plötzlich seinen Ton. Ein seltsamer Luftzug kam auf und Bucklewhee rollte beunruhigt mit den Augen. Er konnte es sich nicht erklären, aber der Wind kam auf einmal von hinten!
    Nein, dachte er, das war kein Wind. Etwas schien ihn anzusaugen, eine Art Unterdruck! Irgendwo an einer anderen Stelle der Rohrleitung herrschte offenbar Hochbetrieb. Wahrscheinlich eine Großlieferung nach Klettenheim. Bucklewhee ruderte mit den Flügeln und wollte sich festhalten, doch es war zu spät. Wie der Blitz wurde er mitgerissen und durch die Leitung gesogen. In rasantem Tempo ging es hinauf und anschließend in einer scharfen Kurve nach links. Dann war der Spuk wieder vorbei.
    Bucklewhee wurde langsamer. Doch noch bevor er vollständig zum Stillstand kam, bemerkte er plötzlich eine Unregelmäßigkeit. Was war das? War da eben ein Loch gewesen? Neugierig krabbelte er zurück und tastete sich durch die Dunkelheit. Es dauerte nicht lange, schon wurde er fündig. Genau, wie er vermutet hatte. An dieser Stelle gab es eine Abzweigung!
    Kritisch inspizierte Bucklewhee die Leitung.
    Seltsam! Das abzweigende Rohr schien zwar genauso groß zu sein wie die Leitung zum Turm, aber es war keineswegs in einem vergleichbaren Zustand. Hier müsste mal wieder gründlich durchgefegt werden, bemerkte er. Überall lagen Erdkrümel und kleine Steinchen herum. Er spitzte den Schnabel. Wohin auch immer diese Leitung führen mochte, viel Post war zu dieser Adresse offensichtlich nicht unterwegs.
    Bei genauerer Überlegung kam ihm diese Tatsache aber geradezu wie gerufen. Auf der Strecke musste er wenigstens nicht mit Gegenverkehr rechnen. Er schüttelte sich den Schmutz von den Knochen und tapste zuversichtlich in die fremde Leitung hinein.
    Das Rohr verlief waagerecht und nicht etwa

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