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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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abschüssig wie die Rohrpost vom Turm. Auch hörte er keine Stimmen, geschweige denn heitere Trinkgeräusche. Hier drinnen war es mucksmäuschenstill. Vorsichtig ging er weiter. Plötzlich schlug er mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Bucklewhee fluchte. Er strampelte wütend mit den Füßen und hielt sich den Kopf. Wer zum Kuckuck hat hier etwas in den Weg gestellt? So etwas war gegen alle gängigen Verordnungen. Er tastete den hölzernen Gegenstand ab und untersuchte ihn gründlich. Eine Wurzel schien das jedenfalls nicht zu sein. Dieses Ding war rund, maß etwa eine Handfläche im Durchmesser und führte senkrecht von oben nach unten durch das Rohr. Klarer Fall – es musste sich um einen Pfosten handeln. Entweder, so knobelte er, verlief über ihm ein Gartenzaun, oder aber jemand hatte genau über der Postleitung ein Schild in den Boden getrieben. Viel mehr Möglichkeiten gab es für ihn nicht.
    Er klopfte gegen das Holz.
    »Hallo!«, rief er. »Kann mich jemand hören?«
    Doch es kam keine Antwort.
    Grummelnd zog er nun seine Rippen ein und quetschte sich an dem Pfosten vorbei. Die Lücke war gerade einmal so groß, dass er sich haarscharf hindurchzwängen konnte. Glück im Unglück, dachte er. Als Bucklewhee jedoch auf der anderen Seite des Pfostens herauskam, wartete eine weitere Überraschung auf ihn. Denn plötzlich stieß er mit seinem Schnabel gegen etwas Leichtes, das offenbar an dem Holzpfosten lehnte. Bucklewhee zuckte erschrocken zusammen. Der Gegenstand fiel um, es folgte ein Luftzug und eine dicke Staubwolke wirbelte auf. Der Gockel brach in lautes Husten aus.
    »Staub und Schmutz«, schimpfte er. »Was kommt denn hier noch alles auf mich zu?!«
    Er verschnaufte und nahm sich zusammen. Dann streckte er sein Beinchen aus. Vorsichtig fing er an, den Gegenstand zu erfühlen.
    »Was soll denn das sein?«, rätselte er.
    Dieses Ding war dünn, flach und hatte eine gerade Kante. Er stellte sich mit dem Fuß darauf. Sofort ertönte ein Knistern.
    Das war ja Papier, schoss es ihm durch den Kopf! Wie konnte denn das sein? Lag hier unten in dieser staubigen Postleitung etwa ein Brief? Nach einem weiteren Test begann er zu nicken.
    »In der Tat«, murmelte er, »ein Brief! Der hat bestimmt schon mächtig Verspätung.« Für einen Pedanten wie Bucklewhee war das geradezu empörend. Er schüttelte den Kopf. »Aber wen wundert das auch«, sagte er, »wenn man einfach so und ohne exakte Planung einen Pfosten in der Gegend aufstellt …«
    Sobald er am Ende der Leitung herauskommen würde, wollte er dem Absender Bescheid geben. Und dass hier einmal durchgefegt werden könnte, das wollte er ihm bei dieser Gelegenheit auch gleich mitteilen!
    Mit knatterndem Motor flogen Primus und Plim über den Finsterwald. Längst hatten sie den Distelpfad überquert, die Wegkreuzung passiert und damit auch die bekannten Gebiete hinter sich gelassen. Vor ihnen lagen nun die westlichen Ausläufer des Waldes. In allen Rottönen schimmerte das Herbstlaub zu ihnen herauf, während sie im Tiefflug über die Bäume preschten.
    Plim schniefte. Ihre Nase fühlte sich an wie ein Eiszapfen. Gebückt und mit flatterndem Schal umklammerte sie den Lenker, während sie den Besen nach Westen steuerte. Vielleicht hätte sie sich ja doch etwas Wärmeres anziehen sollen, dachte sie. Hier oben in der Luft war es deutlich kälter als bei ihr im Gemüsegarten. Sie rückte ihre Pilotenmütze zurecht und zog den Kopf ein. Dann brausten sie mit rauchendem Auspuff weiter.
    Primus hatte seine Flügel um Plims Handtasche gewickelt und hielt sich am Tragegriff fest. Wie eine Kühlerfigur thronte er vorne am Lenker, während sein Zylinder wild im Fahrtwind zappelte. Er blickte zum Horizont. In etwa einer Meile, so schätzte er, würden die Baumkronen niedriger werden. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann müssten sie die Sümpfe schon in wenigen Minuten erreicht haben. Neugierig reckte er den Kopf und starrte auf die Wipfel der Bäume hinunter.
    Vielleicht hatte er ja Glück und er konnte die Allee der schneeweißen Birken erkennen, von der die alte Frau gesprochen hatte. Möglicherweise fand er ja sogar den Pfad mit den schwarzen Kieseln oder diesen seltsamen Bachlauf mit der Brücke?! Aber sosehr sich Primus auch anstrengte, selbst zur Herbstzeit hingen die Blätter des Finsterwalds noch immer so dicht, dass sie ihm gänzlich die Sicht verdeckten. Ein wenig enttäuscht blickte er auf.
    Plim beugte sich vor. Ihre Brille war bis zum Rand beschlagen und eisig

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