Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
rekordverdächtige Punktlandung.« Er hielt die Flügelknochen an den Schnabel und brüllte zu Snigg hinunter. » ICH WERDE JETZT WEITER NACH OBEN STEIGEN !«
»Warum schreist du denn so?«, fragte Snigg, der nur knapp eine Schrittlänge unter ihm saß. »Ich bin doch nicht taub.«
Doch Bucklewhee war voll in seinem Element. Er blickte zur Zeitung hinauf, berechnete die Entfernung und sprang weiter zum Astloch. Dort landete er auf der Zeitungsrolle.
Mit vorsichtigen Bewegungen wippte er auf und ab.
»Vortrefflich«, urteilte er. »Die Zeitung hält. Kein Grund zur Besorgnis.«
»Puh«, seufzte Snigg, »da bin ich aber froh.«
»Jaja«, bestätigte Bucklewhee, während er auf dem Magazin umhersprang, »wie gut, dass wir ausgiebige Tests durchführen. Das werden wir beim Abschlussgutachten vermerken und eintragen.« Er rümpfte den Schnabel. »Doch jetzt gilt es noch, den Sicherheitsbolzen zu überprüfen. Man kann ja nie wissen.«
Snigg rutschte wieder etwas weiter von der Eiche weg. Er streckte sich und versuchte zu sehen, was Bucklewhee gerade anstellte. Dieser hing kopfüber von der Zeitung und zupfte seitlich am Ästchen.
»Geniös«, quietschte er, »ausgezeichnet. Das sieht doch alles sehr gut aus.« Er blickte Snigg an. »Der Sicherheitsbolzen ist in einem einwandfreien Zustand. Gefahrenklasse null.«
»Und du bist dir sicher, dass du dich nicht täuschst?«, fragte dieser.
Bucklewhee hob entrüstet den Kopf.
»Was für eine Frage«, schnaubte er, »natürlich bin ich mir sicher. Da, schau mal her!« Er griff nach dem Ästchen und bog es hin und her. »Das Ding steckt so fest, dass man sogar dran zieh…«
Im nächsten Moment verschlug es ihm die Sprache.
Mit einem Knall kam die Zeitung aus dem Astloch geschossen und klatschte Snigg ins Gesicht, dass diesem schwarz vor Augen wurde. Einen solchen Schlag hatte der Kürbis noch nie abbekommen. Er rollte rückwärts vom Komposthaufen, polterte durch das Gras und blieb regungslos an der Gartenmauer liegen.
Bucklewhee hingegen überschlug sich kreischend in der Luft. Mit weit aufgerissenem Schnabel und klappernden Knochen schnellte der Gockel bis zur Baumkrone hinauf. Dann ging es blitzschnell wieder nach unten. Bucklewhee ruderte mit den Flügeln. Er prallte an einem der Äste ab, purzelte den Stamm hinunter und landete schließlich lauthals schreiend im Astloch. Mit gespreizten Beinen und ausgestreckten Flügeln blieb er im oberen Bereich der Rohrleitung stecken. Er drehte den Kopf und blickte in die Tiefe. Das hölzerne Rohr ging senkrecht nach unten.
»Aaaah, mein Kopf!«, hörte er Snigg stöhnen. »Amtliches Gutachten …«
» SNIGG !«, schrie Bucklewhee. » SNIGG , HÖRST DU MICH ? ICH BIN HIER !«
Es folgte eine kurze Pause.
»Wo?«, kam es von draußen.
» NA , WO SCHON ???!!!«, brüllte Bucklewhee. » HIER , IN DER EICHE !«
»Etwa im Astloch?«
»Natürlich!«, rief er. »Du musst mich hier rausholen.«
Er konnte hören, wie der Kürbis über die Blätter auf den Baum zugewackelt kam.
»Hallo!«, rief er. »Bucklewhee?! Ist alles in Ordnung?«
» IN ORDNUNG ???«, jaulte dieser. »Ich kann mich hier drinnen kaum noch halten! Dieses Rohr ist so glatt wie ein Stück Seife.«
»Warte mal«, rief Snigg, »das haben wir gleich. Ich versuche zu dir hinaufzukommen.«
Bucklewhee blieb die Spucke weg. Dieser Vorschlag war mit Abstand das Dümmste, was er seit langem gehört hatte. Nach Luft schnappend wollte er Snigg von seinem Vorhaben abhalten, doch da sprang der Kürbis auch schon mit voller Wucht auf den Ast.
Das Holz knackte.
Unter dem Gewicht des dicken Kürbisses wankte der ganze Baum und Snigg krachte mitsamt dem Ast auf den Boden, dass es nur so rumste.
Das war der Moment, in dem Bucklewhee seinen Halt verlor. Schlagartig glitten seine Flügel zur Seite und mit einem gellenden Schrei sauste der Gockel die Rohrleitung hinunter. Immer leiser wurde sein Gekreische, bis es schließlich im Erdinneren verschwand. Snigg saß mit großen Augen und schmerzendem Hinterteil auf dem Boden.
Dann wurde es still.
Die Rutschpartie durch die Wurzelrohrpost ging so schnell, dass Bucklewhee überhaupt nicht mehr wusste, in welche Richtung er schlitterte. Rauf und runter ging es, nach links und nach rechts, dann in einem weiten Bogen wieder nach oben und schließlich eine halbe Ewigkeit geradeaus. Die Hügelkobolde hatten beim Bau der Rohrleitung wirklich ganze Arbeit geleistet. Es gab keine Kanten, keine Unebenheiten, ja nicht einmal eine
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