Das Unmoralische Angebot des Prinzen
wiederholte die Worte, die er für sie gesungen hatte. Wut und Enttäuschung mischten sich mit seiner gesteigerten Erregung, und einen Moment lang erwiderte er Gabrielles Küsse. Doch dann wurde er sich bewusst, dass er kurz davor war, jegliche Kontrolle über sich zu verlieren, und wandte den Kopf zur Seite. Er war ja nur eine neue Beute für sie. Aber er hatte nicht vor, sie gewinnen zu lassen, auch wenn sein Körper ihm etwas ganz anderes signalisierte.
Also packte er ihre Handgelenke und nahm ihre Arme von seinem Hals. Gabrielle, die offenbar nicht begriff, was in ihm vorging, sah zu ihm auf und umfasste zärtlich sein Gesicht. Wenn er nicht gewusst hätte, was für ein Spiel sie spielte, dann hätte der Ausdruck ihrer Augen ihn überwältigt: vollkommenes Vertrauen, totale Hingabe. Wieder erfasste ihn das Bedürfnis, sie an sich zu ziehen und nie wieder loszulassen.
Stattdessen zwang er sie auf die Füße und zog sich abrupt von ihr zurück. Gabrielle schwankte kurz und prallte rücklings gegen die Tür. Da sah er die Panik in ihrem Blick. Sie hatte Angst bekommen. Fühlte sie sich an ihren gewalttätigen Ehemann erinnert?
Gleich darauf rief er sich zur Ordnung. Sie hatte ihm doch nur etwas vorgespielt. Gewalttätiger Ehemann – alles Lüge! Sie hatte diesen Mann benutzt und sein Leben zerstört.
„Durante … was … was ist los?“, fragte sie verstört.
Er sah sie nur wutentbrannt an. Nie zuvor hatte er einen solchen Zorn gekannt. Seine Brust hob und senkte sich unter schweren Atemzügen. Dann drehte er sich, ohne etwas zu sagen, auf dem Absatz um und ging.
Er warf keinen Blick zurück. Der Traum war vorbei.
Schwer atmend lehnte Gabrielle an der Tür und sah Durante hinterher. Als er sich entfernte, hatte sie das Gefühl, dass etwas in ihr zerbrach. Ihr wurde schwindlig. Hastig wandte sie sich um, lehnte die Stirn an die Tür und wühlte in ihrer Abendtasche nach ihrem Wohnungsschlüssel. Sie durfte hier auf dem Flur nicht ohnmächtig werden.
Endlich fand sie den Schlüssel, öffnete die Tür und stolperte in ihre Wohnung. Sie war allein, und sie würde für den Rest ihres Lebens allein bleiben, das schwor sie sich.
Mitten im Zimmer sank sie zu Boden, ihr Taftkleid umgab sie wie eine blaue Woge, die sie unter sich begraben würde, wenn sie sich nicht rettete. Daher zerrte sie am Reißverschluss des engen Mieders, riss sich das Kleid vom Leib, als wäre sie am Ersticken. Es schien endlos zu dauern, bis sie endlich in der Unterwäsche auf dem Boden saß. Dann kam sie schwankend auf die Füße, lief in ihr Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Immer noch flutete die Lust, die sie kurz zuvor empfunden hatte, durch ihren Körper.
Haltlos begann sie zu weinen. Was war bloß geschehen? Sie war ja auf alles Mögliche gefasst gewesen, als sie sich vornahm, Durante aufzusuchen. Aber dass es zu dieser Nähe, diesem wahnwitzigen Begehren kommen würde, das hatte sie nicht voraussehen können. Und sie war so sicher gewesen, dass es ihm ebenso ging wie ihr.
Aber es war nur eine Selbsttäuschung gewesen. Er war kalt und berechnend und wollte vermutlich nur sehen, wie weit sie gehen würde.
Sie hätte ihm alles gegeben. Jetzt lag sie hier, verletzt, gedemütigt. Und es war so schön gewesen, bis zu dem Moment, in dem etwas zerriss. Noch immer konnte sie seinen Körper unter ihren Händen spüren, seinen Duft atmen, seine Lippen fühlen.
Im nächsten Moment fragte sie sich erschrocken, ob er auch zu jenen Männern gehörte, denen es Spaß machte, Frauen zu misshandeln. Schließlich hatte ihr Exmann Ed ihr lange genug einzureden versucht, dass sie etwas an sich hatte, das Männer dazu trieb.
Doch wenn sie an Durantes Blick dachte, wusste sie, dass es etwas anderes war, das ihn veranlasst hatte, sich abzuwenden. Er war wütend gewesen, und seine Verachtung schmerzte viel mehr, als Eds mieses Verhalten es jemals getan hatte.
Und sie hatte geglaubt, Durante hätte ihr gegenüber keine Vorurteile mehr, nachdem sie sich so nahegekommen waren. Er musste doch gespürt haben, dass sie anders war als die Frau, die die Illustrierten von ihr gezeichnet hatten. Doch sobald er ihren Namen erfahren hatte, war alles aus gewesen. Ed hatte schließlich doch gewonnen.
Er war schon seit Jahren auf der Gewinnerseite. Er und seine Handlanger hatten alles getan, um sie zu verleumden und ihr Bild so schwarz zu malen, dass es mittlerweile auch nichts mehr genützt hätte, wenn sie öffentlich erklärt hätte, was für ein
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