Das Unmoralische Angebot des Prinzen
an ihre Brüste lehnen konnte.
Der Moment war gekommen, seine Lebensgeschichte mit ihr zu teilen.
Das unbedingte Vertrauen, das sich in Durantes Geste spiegelte, rührte Gabrielle zutiefst. Er brauchte sie, und die Erkenntnis machte sie glücklich. Während er ihren Rücken streichelte, begann er zu erzählen.
„Bis ich elf Jahre alt war, schien mir das Leben einfach und schön. Aber wenn ich heute an diese Zeit denke, weiß ich, dass es zwischen meinen Eltern schon damals gekriselt haben muss. Meine Mutter besaß eine unglaubliche Energie. Es war … es war, als schaue man ungeschützt in die Sonne, wenn man sie beobachtete. In Gegenwart meines Vaters verdüsterte sich ihre Stimmung jedoch, und als sie mit meiner Schwester Clarissa schwanger war, war sie meistens depressiv. Nach der Geburt schien sie zu vergessen, dass sie noch andere Kinder hatte. Es tat weh, aber mehr noch schmerzte es mich, dass sie meinen Bruder Paolo vernachlässigte. Sie sagte, ich sei doch jetzt schon groß und könne mich um meinen Bruder kümmern. Ihre kleine Tochter benötige all ihre Aufmerksamkeit. Ich dachte, das ist halt der Lauf der Dinge, und fügte mich, lebte mein eigenes Leben. Als ich achtzehn wurde, konnte ich nicht länger übersehen, dass meine Mutter manisch-depressiv war, einmal himmelhoch jauchzend, dann wieder zu Tode betrübt. Ich fand, dass mein Vater nichts tat, um sie da rauszuholen.“
„Eines Tages kam ich in den Teil des Palastes, in dem sie ihre Zimmer hatte, und sah, wie sie Clarissa schlug. Sie hat sie richtig verprügelt. Clarissa kauerte sich auf dem Boden zusammen und ließ die Schläge über sich ergehen. Da wurde mir klar, dass dies nicht zum ersten Mal geschah. Ich stürmte ins Zimmer, rang mit meiner Mutter, um sie zu stoppen. Sie war wie eine Furie, spuckte mir ins Gesicht, schrie, ich sei wie mein Vater und sie könne es nicht ertragen, mich auch nur anzuschauen. Ich war am Boden zerstört und hasste sie in diesem Moment.“
Gabrielle hielt entsetzt die Luft an und schmiegte sich noch enger an Durante, während er weiter berichtete: „Meine Gefühle spielten allerdings keine Rolle. Mir war Clarissa wichtiger. Also ging ich zu meinem Vater und erzählte ihm, was vorging. Er schwor, dass er davon nichts gewusst habe und dass er diese Dinge ein für alle Mal unterbinden würde. Am Tag, als mein Vater Clarissa zu sich holte, verließ ich Castaldinien. Allerdings kam ich oft zu Besuch, um mich zu vergewissern, dass Clarissa vor den Attacken meiner Mutter geschützt wurde.
Bald fand ich heraus, dass meine Mutter nun nicht mehr unter diesen Stimmungsschwankungen litt, sondern chronisch depressiv war. Dann starb sie. Die Frau, die im Sarg lag, habe ich kaum wiedererkannt.
Nach der Beerdigung hatte ich ein langes Gespräch mit meinem Vater. Er sagte, er habe alles versucht, um meiner Mutter zu helfen, aber sie sei völlig unnahbar gewesen und wollte keine Therapie machen. Sie befürchtete offenbar, dass er die Psychotherapie dazu benutzen würde, sie für verrückt erklären zu lassen und zu entmündigen.
Als ich danach in die Gemächer meiner Mutter ging, um zu schauen, ob es dort noch Schmuck und persönliche Dinge gab, die Clarissa haben sollte, fand ich ihr Tagebuch. Die Einträge begannen, nachdem sie entdeckt hatte, dass sie mit Clarissa schwanger war. Manche Zeilen … manche Zeilen waren mit Blut geschrieben.“ Gabrielle keuchte entsetzt auf und drückte mitfühlend seinen Arm. „Ich las und las und fand nur Schmerz, Verzweiflung, unerträgliche Pein. Sie warf meinem Vater vor, sie nur aus Berechnung geheiratet zu haben, während sie ihn wirklich liebte. Er hielt sich eine Geliebte und erzählte meiner Mutter, dass dies die Frau seines Lebens sei, die Königin seines Herzens. Die letzten Zeilen des Tagebuchs machten mir klar, dass meine Mutter sich das Leben nehmen wollte.“
Gabrielle zitterte. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
„Ich stürmte ins Zimmer meines Vaters und warf ihm das Tagebuch vor die Füße. Er war schuld gewesen, und ich hatte es nicht begriffen. Jahrelang hatte ich gedacht, er sei derjenige, der unter dem unmöglichen Verhalten seiner Frau zu leiden habe, während er meine arme Mutter die ganze Zeit über gedemütigt und gequält hatte. Er verteidigte sich und behauptete, das sei alles frei von ihr erfunden, doch ich sah an seinem Blick, dass er log. Ich sagte ihm ins Gesicht, dass ich ihn für schuldig befand, meine Mutter in den Tod getrieben zu haben. Dann verließ
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