Das Unmoralische Angebot des Prinzen
ich Castaldinien und schwor, erst zurückzukommen, wenn er nicht mehr am Leben wäre.“
Gabrielle hielt ihn ganz fest und schluchzte hemmungslos.
„Pst, nicht weinen, cara mia , es ist alles gut.“
Er tröstete sie ? Das war verkehrte Welt. Sie schluchzte nur noch mehr. Durante streichelte sie und murmelte beruhigende Worte, bis sie es nicht mehr aushielt. Hastig tupfte sie die Tränen fort, die auf seine Schultern getropft waren, dann verteilte sie kleine Küsse auf seinem Gesicht. „ Ich muss dich trösten, nicht umgekehrt.“
„Das hast du auch getan, amore , mit jedem Herzschlag, mit jedem Seufzer, mit jedem liebevollen Blick.“
„Aber es hilft nichts“, erwiderte sie geknickt. „Deine Trauer kann ich nicht auslöschen. Du hast beide Eltern verloren, und das auf eine Weise, die …“
Atemlos hielt sie inne. Konnte es wirklich sein, dass König Benedetto ein solches Ungeheuer war? Ein kalter Machtmensch, der die Frau zerstörte, die ihn abgöttisch liebte, die die Mutter seiner Kinder war? Falls es so war, dann verdiente er es nicht, dass Durante zurückkam. Denn er besaß immer noch die Macht, seinen ältesten Sohn tief zu verletzen.
Wieder begann sie zu schluchzen. „Es tut so weh, dass ich fast verrückt werde.“
Er umfasste ihr Gesicht, streichelte ihre Wangen, wischte die Tränen fort. Dann begann er zu singen.
„Vorrei che i tuoi occhi siano la mia prima luce al risve glio …“
„Ich möchte, dass deine Augen das erste Licht sind, wenn ich erwache …“
Die Magie des Augenblicks war so stark, dass Gabrielle jedes Gefühl für Raum und Zeit verlor. Sie hörte Durantes Stimme und wurde überwältigt von ihrer Schönheit, ihrer Kraft, der Liebe, die aus jeder Silbe zu ihr drang. Wieder begann sie zu zittern.
„E il profumo della tua pelle accompagni ogni mio passo … per sempre.“
„… und dass der Duft deiner Haut jeden meiner Schritte begleitet … für immer.“
„Vuoi percorrere il sentiero della vita insieme a me, amore?“
„Willst du den Weg des Lebens gemeinsam mit mir gehen, Geliebte?“
Gleich darauf schwieg er. Gabrielle weinte. Sie weinte, weil sie staunte, weil sie tief berührt war, weil sie liebte, so sehr, dass es fast schmerzte.
Plötzlich veränderte sich sein Blick, wurde unsicher, und sie begriff, dass sie etwas sagen musste. „Das war das schönste, ergreifendste Lied, das ich jemals gehört habe. Ich frage mich nur, weshalb es bisher nicht in den Charts gelaufen ist.“
„Vielleicht wollte derjenige, der es geschrieben hat, nicht, dass es außer der Frau seines Lebens jemand hört?“
„Du …?“ Sie war einen Moment lang sprachlos. „Du, Durante?“
„Sposami, anima mia. Heirate mich, meine Seele.“
„Gabriella mia, vuoi sposarmi?“
Durante fragte erneut: „Willst du mich heiraten?“
Doch Gabrielle sah ihn nur an, als verstünde sie auf einmal kein Italienisch mehr.
Er wurde nervös. Sie wirkte nicht überrascht. Jedenfalls nicht positiv überrascht. Aber weshalb? Was war so sonderbar an seiner Frage? Sie musste doch gewusst haben, wohin das alles führte. Hieß ihre Reaktion, dass sie …? Nein. Er wollte nicht misstrauisch sein. Er musste sie einfach fragen, und er würde eine ehrliche Antwort von ihr bekommen.
„Gabrielle? Hast du dazu denn gar nichts zu sagen, bellissima ?“
„Sagen? Ich bin … ich bin einfach sprachlos. Kann nicht mehr klar denken.“
„Dann erzähl mir, was dir als Erstes in den Sinn kam.“
Mit weit geöffneten Augen sah sie ihn an. „Ich … ich dachte, ich hätte mich verhört. Und dann dachte ich: Wir kennen uns doch erst seit einem Monat. Oder drei Wochen, wenn man die zehn Tage abzieht, die wir glaubten, standhaft bleiben zu müssen.“
Er begann zu lachen. „Ah, carina , ehe ich dich kannte, habe ich nicht gewusst, was wahre Freude ist.“
Kokett lächelnd sah sie ihn an. „Heißt das, du willst mich heiraten, damit ich dein Hofnarr werde?“
„Ich will dich heiraten, damit du mein Ein und Alles wirst. Meine Geliebte, meine Vertraute, meine Freundin, meine Mitstreiterin, meine Psychologin, mein Gewissen, meine Zukunft. Sicher, wir kennen uns noch nicht sehr lange. Aber Zeit spielt bei uns keine Rolle, das weißt du genau.“
Sie nickte, dann schüttelte sie etwas verloren den Kopf. „Irgendwie stimmt es, und es stimmt nicht. Wenn du, sagen wir, in ein paar Monaten oder einem Jahr immer noch dieselben Gefühle …“
„Ich werde diese Gefühle auch in sechzig Jahren noch haben. Sie
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