Das Unmoralische Angebot des Prinzen
eine nette runde Summe“, sagte er dann. „Möchte jemand mehr bieten? Nein? Gut. Dann habe ich eine Million von der Dame in Blau. Zum Ersten, zum Zweiten, zum …“
„Ich biete zehn Millionen.“
Durante sah, wie die mysteriöse Dame in Blau erschrak, ehe er begriff, was der neue Bieter gerade gesagt hatte. Erst dann löste er seinen Blick von der Unbekannten und suchte nach der Quelle des Unheils. Als er den Mann erblickte, verspannte er sich. Wie war dieser Mensch hier reingekommen? Und weshalb war es seiner Aufmerksamkeit entgangen, dass er hier war?
Apropos Aufmerksamkeit. Seine Bodyguards hatten Mist gebaut. Und er selbst war so fasziniert von der schönen Fremden gewesen, dass er kein Auge für etwas anderes gehabt hatte.
Jetzt stand Jeremiah Langley dort drüben und starrte ihn an, so wie ein Mensch, der zu versinken droht, seinen Lebensretter anstarren würde. Einen Monat zuvor noch hatte Langley ihm vorgeworfen, ihn ruiniert zu haben. Und kurz darauf hatte er versucht, Durante zu erdolchen. Durante hatte keine Ahnung, wie Langley darauf kam, ihm die Schuld an seinem Bankrott in die Schuhe zu schieben, denn die Aktienspekulationen, die dieser Mensch betrieben hatte, waren gegen seinen Rat geschehen. Als Langley bankrottging, hatte Durante alles versucht, um den Ruin so lange wie möglich geheim zu halten, damit das Ganze kein juristisches Nachspiel hatte. Es war ihm gelungen, die Insolvenz erst dann publik werden zu lassen, nachdem Langley seine Aktien zu einem akzeptablen Preis verkauft hatte. Schließlich wollte er nicht, dass der Mann völlig mittellos zurückblieb. Nach der Attacke hatte er Jeremiah Langley allerdings unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er ihn nie wiedersehen wollte.
Niemand wusste von seinen geschäftlichen Kontakten zu Langley, und kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, dass der Mann die zehn Millionen, die er hier geboten hatte, überhaupt nicht besaß. Durante konnte ihn nicht bloßstellen, daher musste er sein Gebot akzeptieren.
Und das war das Schlimmste.
Denn die mysteriöse Lady schien ihre Niederlage bereits akzeptiert zu haben und war dabei, zu gehen. Sie verschwand aus seinem Leben. Aber das durfte nicht geschehen. Er wollte mehr über sie wissen. Er wollte sie besitzen. Noch in dieser Nacht.
Gabrielle fühlte sich wie betäubt. Eben noch hatte sie fieberhaft darüber nachgedacht, wie sie die Million aufbringen sollte, die sie für eine Stunde mit Prinz Durante D’Agostino geboten hatte, als sie auch schon überboten wurde. Sie hatte sich die Sorgen umsonst gemacht. Aber auch alle Hoffnung war dahin. Sie fühlte Durantes Blick auf sich ruhen, doch sie floh aus dem Saal, verließ das Hotel und eilte über den Parkplatz zu ihrem Wagen. Mit der Fernbedienung löste sie die Verriegelung und war gerade dabei, die Fahrertür zu öffnen, als sie einen lauten Befehl vernahm, der über den dunklen Parkplatz hallte.
„Bleiben Sie stehen!“
Vor Schreck ließ sie den Schlüssel und ihre Abendtasche fallen und lehnte sich schwer atmend gegen ihren Wagen. Als Durante näher kam, fühlte sie sich wie gelähmt.
„Halt!“, ertönte seine Stimme erneut. Etwa zwei Meter vor ihr blieb er stehen.
„Was bin ich für Sie?“, fuhr Gabrielle ihn an, doch ihre Stimme war rau und versagte ihr beinah den Dienst „Ihr Pudel? Was kommt als nächster Befehl? Platz?“ Sie unterbrach sich und atmete einmal tief durch.
„Dann sage ich halt ‚stopp‘“, erwiderte er sanft. „Ehe Sie meiner Fantasie noch mehr anheizen.“
Seine Stimme, die sie bisher nur über Lautsprecher gehört hatte, ließ sie erschauern. Sie war tief und nuancenreich, und das markant gerollte „R“ wirkte auf Gabrielle sehr sinnlich.
„Wäre ‚stopp‘ Ihnen angenehmer? Oder sollte ich lieber sagen: Gehen Sie nicht weg?“
„Das ist beides ein Befehl“, erwiderte sie.
Er musterte sie lächelnd. „Zumindest sind es keine Befehle für einen Hund“, meinte er leichthin. „Zumindest wenn mich meine mangelhaften Englischkenntnisse nicht trügen.“
Unwillkürlich begann sie zu lachen.
Durante schaute sie aus seinen stahlblauen Augen amüsiert und gleichzeitig elektrisiert an. Dann lachte er leise.
„Sie nutzen Ihre angeblich mangelhaften Englischkenntnisse als Ausrede, um quer über den Parkplatz hinweg ‚bleiben Sie‘ zu rufen?“
„Na und?“ Amüsiert sah er sie an.
„Mich hätte fast der Schlag getroffen“, fuhr sie tadelnd fort.
Genüsslich musterte er sie von oben bis
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