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Das unsichtbare Buch

Titel: Das unsichtbare Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Währenddessen höre ich, wie Papa im Wohnzimmer schallend lacht und dabei in die Hände klatscht.
    Ich gehe ziemlich aufgeregt ins Bad. Es ist, als hätte ich Ameisen im Bauch. Ich glaube, ich bin drauf und dran, eine Dummheit zu machen …
    Ich wasche mir die Hände und sehe in den Spiegel. An meinem Gesichtsausdruck kann ich ablesen, dass ich gleich etwas tun werde, was ich eigentlich gar nicht tun will. Aber ich komme einfach nicht dagegen an.
    Ich schleiche mich aus dem Bad in Papas Arbeitszimmer. Von drüben dringen die Geräusche des Films an mein Ohr, vermischt mit dem Gelächter meiner Familie. Fast finde ich es schade, dass ich nicht bei ihnen bin. Sie haben jede Menge Spaß.
    Gerade hört man wieder eine Explosion, und eine Stimme schreit: »Der Schatz gehört mir! Ich werde ihn mit niemandem teilen!«
    Ich bewege die Maus, bis die letzten Seiten, die Papa geschrieben hat, auf dem Bildschirm erscheinen … und fange an zu lesen.
    »Du lieber Gott!«, rufe ich, als ich die ersten Zeilen sehe. »Cool!«
    Jetzt hört man von drüben ohrenbetäubenden Lärm. Anscheinend ist ein Flugzeug in einen Kontrollturm geflogen. Wahrscheinlich ist der Pilot ohnmächtig geworden. Oder verrückt.
    Ich nehme den Hörer vom Telefon ab und wähle eine Nummer. Riiiinng … Riiiinng … Riiiinng …
    »Hallo?«
    »Lucía?«, frage ich leise.
    »Ja, am Apparat … Wer ist da?«
    »Ich … César …«
    Sie sagt nichts. Ich höre sie atmen, aber sie antwortet nicht. Sie legt aber auch nicht auf.
    »Hör zu«, sage ich, »das wird dich überraschen:
    Als Hanna und Sigfrido die Hütte auf dem Zauberberg erreichten, erfuhren sie, dass der Zauberer soeben verstorben war. Sein Diener Tessius, ein Irrer mit nur einem Auge, der das Grab bewachte, behauptete, kein anderer Zauberer der Welt würde ihnen helfen können, das unsichtbare Buch sichtbar zu machen … «
    »Oh nein!«, sagt Lucía. »Jetzt ist niemand mehr da, der ihnen bei der Suche helfen kann.«
    »Es geht noch weiter … Hör zu:
    Der alte Diener bot ihnen an, in der verlassenen Hütte zu übernachten. Am nächsten Morgen, als die beiden zum Schloss aufbrechen wollten, gab er ihnen doch noch einen Hinweis:
    ›Im Licht der Schwefelminen kann man das Buch lesen … Doch sie sind sehr gefährlich. Ich habe dort mein Auge verloren. Und wenn man euch entdeckt, wird man euch versklaven und ihr werdet den Rest eures Lebens in den tiefsten Tiefen der Minen arbeiten müssen.‹
    Doch Hanna ließ sich von den Gefahren, die er heraufbeschwor, nicht abschrecken.
    ›Wo befinden sich die Schwefelminen?‹, fragte sie entschlossen.
    ›Im Tal des Nordens. Reitet immer in diese Richtung, dann könnt ihr sie gar nicht verfehlen‹, erklärte der alte Tessius. ›Ich an eurer Stelle würde nicht dorthin gehen. Dieses Feuer lebt, es wird euch die Haut verbrennen und die Augen herausreißen.‹
    Allein die beiden jungen Leute hörten ihn schon nicht mehr. «
    »Das ist ja furchtbar!«, ruft Lucía verzweifelt. »Sie könnten sterben!«
    »Warte, hör zu:
    Zwei Tage später erreichten sie das unbewohnte Tal des Nordens. Sogleich machten sie sich auf die Suche nach den gefürchteten Schwefelminen, doch sie fanden sie nicht.
    ›Es hat keinen Sinn‹, sagte Sigfrido nach einigen Tagen angestrengter Suche. ›Wir sind in dieser Dunkelheit verloren und wissen nicht, wo die Minen sind … falls es sie überhaupt gibt. Und das alles, um ein Buch zu lesen, das unsichtbar ist und in dem vielleicht noch nicht mal etwas steht!‹
    ›Wir werden die Minen schon finden‹, entgegnete Hanna entschlossen. ›Ich will dieses Buch lesen, und ich werde es schaffen, auch ohne deine Hilfe! Ist das klar?‹
    ›Mir ist nur klar, dass wir noch verrückter sind als der einäugige Tessius‹, gab der Page zurück. ›Das wird uns der König niemals verzeihen!‹
    Ohne sich um Sigfridos Proteste zu kümmern, fuhr Hanna mit der Suche fort .«
    »Geht’s noch weiter?«, fragt Lucía, die von der Geschichte ganz gefesselt ist.
    »Ja«, sage ich aufgeregt. »Hör zu:
    Die beiden Freunde irrten müde und hungrig in der Dunkelheit umher.
    ›Am besten kehren wir zum Schloss zurück und bitten den König um Verzeihung‹, schlug Sigfrido vor. ›Die Pferde sind erschöpft, sie können nicht mehr.‹
    Hanna antwortete nicht und ritt weiter. Jäh hallte das Heulen von Wölfen durch die pechschwarze Nacht und Angst machte sich in Sigfridos Herzen breit. Auch die Prinzessin sah voller Furcht zum Wald

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