Das Unsterblichkeitsprinzip
gemeinsames Ziel. Jemand hat es auf Ihren Androiden abgesehen und auch auf meinen. An Bord der Enterprise gibt es bestimmt nicht viele Personen, die so viel über Androiden wissen wie ich. Daher sollte ich an Ihrer Mission beteiligt werden.«
In Picard sträubte sich etwas gegen die Verwendung des Possessivpronomens in Bezug auf die vermissten Androiden, aber abgesehen davon hatten Maddox’ Worte durchaus etwas für sich. Bei der Suche mochte er sich als hilfreich erweisen.
Picard trat in eine Ecke des Raums, wandte sich von Maddox ab und klopfte auf seinen Insignienkommunikator. »Picard an Crusher.«
Einige Sekunden lang blieb es still, dann erklang die Stimme der Ärztin. »Hier Crusher. Was gibt es, Captain?«
Picard wölbte eine Braue. »Haben wir einen schlechten Tag, Doktor?«
Crusher seufzte. »Nein, Captain. Die fünfundsechzig Besatzungsmitglieder, die sich in der Krankenstation zusammendrängen, und weitere vierzig oder fünfzig im Korridor haben einen schlechten Tag. Im Augenblick bin ich sehr, sehr beschäftigt. Worum geht’s?«
Picard begriff, dass er Crusher derzeit nicht beschwichtigen konnte, und deshalb kam er sofort zur Sache. »Kann Commander Maddox reisen?«
»Wenn er muss«, erwiderte die Ärztin. »Aber ich empfehle mit Nachdruck, ihn zu schonen. Was auch immer Sam mit ihm angestellt hat – es holte ihn aus dem Koma. Eventuelle Nebenwirkungen lassen sich nicht ausschließen.«
»Verstanden, Doktor. Wie steht es um die Verletzten?«
»Wenn man alles in Betracht zieht, hätte es schlimmer kommen können«, sagte Crusher. Etwas sanfter fügte sie hinzu: »Pass auf dich auf, Jean-Luc.«
Ein Lächeln zuckte in Picards Mundwinkeln. »Empfehlung zur Kenntnis genommen, Doktor. Picard Ende.« Er drehte sich zu Maddox um. »Dr. Crusher hält Sie für reisefähig. Ich kläre es mit Admiral Haftel ab. In zwei Stunden verlassen wir die Umlaufbahn.« Er ging zur Tür.
Maddox trank einen Schluck Wasser und fragte dann:
»Kehren Sie jetzt zum Schiff zurück, Sir?«
Picard zögerte in der offenen Tür und schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Ich mache noch einen Besuch, bevor ich mich zur Enterprise beame.«
Arrestbereiche sehen überall gleich aus, dachte Picard und fragte sich dann, wie müde er sein musste, damit sich sein Bewusstsein für einen so banalen Gedanken öffnete. Sam –
oder wie auch immer sein richtiger Name lautete – saß auf dem einzigen Bett im Zimmer und wirkte recht entspannt. Er hatte den Rücken an die Wand gelehnt und die Beine ausgestreckt.
Inzwischen trug er nicht mehr die Kleidung eines Medo-Technikers, sondern einen schlichten Overall aus den Beständen der Sicherheitsabteilung. Deanna Troi hatte die Transporteraufzeichnungen überprüft, jedoch keinen Hinweis auf einen Transfer des Barkeepers gefunden. Hinzu kam: Einige Besatzungsmitglieder hatten geschworen, Sam unmittelbar vor dem Angriff im Aufenthaltsraum gesehen zu haben. Wie hat er es angestellt?, überlegte Picard. Und warum? Ging es ihm darum, an Bord des Flaggschiffs der Föderation herumzuspionieren oder die Geheimnisse einer wichtigen Forschungsstation zu stehlen? Aus welchem Grund sollte er einen Mann, den er gar nicht kannte, aus dem Koma holen? Und warum hat er zwei Offiziere vor dem sicheren Tod gerettet? Die Ereignisse bildeten ein seltsames Durcheinander und vermutlich waren erhebliche Anstrengungen nötig, es zu entwirren.
Picard bemerkte Haftel neben der unsichtbaren Energiebarriere und sah sich vergeblich nach einem Sicherheitswächter um. »Ich habe den Wächter fortgeschickt«, erklärte Haftel. »Warum eine Arbeitskraft vergeuden, wenn es anderenorts jede Menge zu tun gibt?«
Picard nickte und begrüßte Sam.
»Wie geht es Ihnen, Captain?«, erwiderte der Barkeeper freundlich. »Was macht die Enterprise?«
»Das Schiff… kann repariert werden. Bei einigen Besatzungsmitgliedern ist das leider nicht der Fall.« Picard spürte, wie der tief in ihm glühende Zorn heißer zu brennen begann. Wer auch immer das »Eisschiff« geschickt hatte – er würde den Verantwortlichen finden. Und wenn er ihn gefunden hatte… Er unterdrückte diesen Gedanken. Rache war sinnlos. Aber was, so fragte er sich, ergab hier einen Sinn?
Vielleicht das Bemühen zu verstehen? Wenn die betroffenen Familienangehörigen verstehen, warum neunundzwanzig Besatzungsmitglieder starben – ist der Schmerz des Verlustes dann geringer? Er
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