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Das Unsterblichkeitsprinzip

Titel: Das Unsterblichkeitsprinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Lang
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medizinischer Apparat steckte im Stumpf, war aber schlecht angepasst, denn gelegentlich tropfte Flüssigkeit auf den Boden. Das Wesen reichte Ruk gerade bis zur Brust, was ihn aus irgendeinem Grund ärgerte. So ein fragiles Etwas, dachte er. Es wäre so einfach zu zermalmen.
      »Verstehst du mich?«, fragte der Eindringling.
      Seltsamerweise verstand Ruk ihn tatsächlich. Zuvor hatte er keinen Gedanken daran vergeudet, aber jetzt bemerkte er ein Gerät, das der Fremde am Hals trug und das offenbar seine Worte übersetzte. »Ja«, sagte Ruk.
      »Kannst du mir helfen?«
      Ruk dachte über die Frage nach. Schließlich erwiderte er:
      »Was willst du?«
      Der Fremde gab ein krächzendes Geräusch von sich, das Ruk als Lachen erkannte. »Gute Frage«, sagte er und dann gaben seine Beine nach. Ruk reagierte sofort, trat vor und stützte den Körper mit einem Arm, um zu verhindern, dass der Kopf auf den Boden prallte. Er wusste, dass Köpfe leicht brachen, wenn sie auf etwas Hartes prallten, aber er erinnerte sich nicht daran, woher dieses Wissen stammte.
      Der Eindringling sprach erneut, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Was ich will… was ich will…« Er lachte erneut. »Ich will nicht sterben. Ich glaube, ich sterbe.
      Kannst du mich vor dem Tod bewahren?«
      Ruk war überrascht. Der Fremde hatte ein unerwartet direktes und klares Anliegen formuliert. »Ja«, antwortete er.
      Das schien den Eindringling zu freuen. »Oh«, sagte er. »Gut.
      Nun, ich fürchte, ich sterbe ziemlich schnell. Mit welchen Maßnahmen auch immer du mich vor dem Tod bewahren willst – du solltest sie besser sofort ergreifen.«
      Ruk schob die Arme unter Rücken und Beine des Eindringlings, stand dann auf. »Ja«, sagte er. »Das werde ich.«
      Der Kopf des Fremden rollte zur Seite und Ruk spürte, dass er das Bewusstsein zu verlieren begann. Trotzdem brachte der Mann hervor: »Hast du einen Namen?«
      »Ruk«, erwiderte er und begriff: Dies war das erste Mal seit zahllosen Jahrtausenden, dass er seinen Namen hörte.
      »Ich bin Korby«, sagte der Eindringling. »Roger Korby.«
      Dann sank der Kopf an Ruks Brust und die Augen schlossen sich.
      »Korby«, wiederholte Ruk und das Wort schien in den Höhlen voller Mitgefühl widerzuhallen. Er wiederholte den Namen und lauschte seinem Klang, stellte dartr^ fest, dass der Fremde noch immer Flüssigkeit verlor. Er war stark beschädigt, vielleicht irreparabel.
      Ruk beschloss, zu einer der Maschinen zu gehen.
     
    Es ergaben sich Probleme. Die Maschine funktionierte noch immer, weigerte sich aber, den Replikationsvorgang einzuleiten, solange sich Korbys Zustand nicht stabilisiert hatte. Offenbar ließen sich die Schwierigkeiten hauptsächlich auf die Menge der Flüssigkeit (Blut, erinnerte sich Ruk. So nennt man die Flüssigkeit: Blut) zurückführen, die Korby verloren hatte. Mehrere innere Organe waren beschädigt und der Blutkreislauf in den Beinen funktionierte nicht mehr. Sich daraus ergebende Komplikationen beeinträchtigten andere Systeme und deshalb wies die Maschine Ruk an, die Beine zu entfernen und die Wunden zu kauterisieren. Dann blieb Korby lange genug für die Replikation am Leben.
      Während des Vorgangs kam Korby zu sich und er reagierte nicht gut. Ruk befürchtete, dass der Schock weitere Schäden bewirkte, aber die diagnostischen Subroutinen schlossen das aus.
      Nach dem Abschluss des Vorgangs meldete die Maschine, dass einige von Korbys Engrammen nicht einwandfrei transferiert worden waren. Sie wusste nicht, ob es an den Gewebeschäden oder an Korbys fremder Physiologie lag.
      Ruk scherte sich nicht darum.
       
     
      Korby fragte dreimal, warum er keine Kälte spürte, bevor er schließlich begriff. Er blickte auf seine Hände und betrachtete sie in allen Einzelheiten. »Wie außerordentlich«, sagte er beeindruckt. »Ich sehe die Hautzellen, jede Einzelne von ihnen. Und alle sind perfekt.«
      Ruk wartete unruhig, während Korby seinen neuen Zustand überprüfte. Er hatte ihn sofort nach dem Wiedererlangen des Bewusstseins befragen wollen, doch Korby hatte Ruk gebeten, zunächst still zu sein. Und erstaunlicherweise war Ruk sofort bereit gewesen, auf diese Bitte einzugehen. Warum? Woher kam diese Neigung?
      »Ruk…«, sagte Korby schließlich. »Ich habe eine Frage.«
      Ruk schwieg und wartete.
      Korby trat einen Schritt näher und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Können wir mehr

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