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Das Unsterblichkeitsprinzip

Titel: Das Unsterblichkeitsprinzip Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Lang
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Androiden?«
      »Das planten sie. Ihre Schöpfungen wurden immer gefährlicher und die Alten begriffen, dass sie rasch handeln mussten – und heimlich. Um Zeit zu gewinnen, versprachen sie den Androiden, sie zu reparieren, obwohl sie wussten, dass sie dazu nicht in der Lage waren. Sie verwendeten ihre ganzen Ressourcen für die Entwicklung einer Technik, die es ihnen erlaubte, das Bewusstsein eines lebenden Geschöpfs in den ›unformatierten‹ Körper eines Androiden zu übertragen.«
      Picard war entsetzt. Er versuchte, sich eine Zivilisation vorzustellen, die so tief in Dekadenz und Verzweiflung versank, dass sie die von ihr selbst erschaffenen treuen Diener verriet…
      »Als die Androiden die Wahrheit zu ahnen begannen, wollten die Alten sie dazu bringen, sich selbst abzuschalten – angeblich war das für die Reparatur notwendig. Aber einige von ihnen fielen nicht darauf herein. Sie hatten einen Selbsterhaltungstrieb entwickelt.« Wieder zögerte Sam und schien seine Gedanken zu sammeln. Schließlich fuhr er fort:
      »Es gibt keine Aufzeichnungen des Blutbads, Captain, und ich weiß auch nicht, wie viele der Alten noch lebten an dem Tag, als die Androiden herausfanden, dass man sie hintergangen hatte. Aber ich weiß: Bevor sich Exo III einmal mehr um die eigene Achse gedreht hatte, waren alle Alten tot.«
      »Was unternahmen die Androiden dann?«, fragte Picard.
      »Und was hat dies mit Ihnen, den Angreifern, Data, McAdams und allem anderen zu tun?«
      »Dazu komme ich gleich, Captain. Bitte haben Sie ein wenig Geduld. Ich erzähle Ihnen dies nicht, um mich selbst zu unterhalten, obwohl ich zugeben muss: Ich freue mich über die Gelegenheit, es jemandem zu erklären. Sie sind das erste organische Wesen, das die ganze Geschichte erfährt. Das müsste Ihnen doch etwas bedeuten, oder?«
      »Normalerweise, ja«, erwiderte Picard. »Aber nicht heute. Es ist zu viel Blut vergossen worden.«
      »Ich verstehe«, sagte Sam. »Aber wenn Sie von diesen Ereignissen erfahren… Vielleicht lässt sich dann weiteres Blutvergießen vermeiden.«
    Picard nickte.
      »Die Alten waren tot«, fuhr Sam fort. »Und damit existierte auch die Gefahr nicht mehr, die von ihnen ausging. Aber die Paranoia der Androiden hatte inzwischen ein solches Ausmaß erreicht, dass sie sich von allen intelligenten organischen Wesen bedroht fühlten. Zwar stand den Androiden keine nennenswerte Raumfahrttechnik zur Verfügung – es fehlte ein Triebwerk, das überlicht-schnelle Flüge ermöglicht hätte –, aber sie wussten, dass eines Tages andere organische Wesen nach Exo III kommen würden. Sie beschlossen, auf jenen Tag zu warten, das Raumschiff der ›Angreifer‹ zu übernehmen und damit zu fliehen. Sie wollten auf anderen Welten nach einer Lösung suchen, die ihnen ihre Schöpfer vorenthalten hatten, wie sie glaubten.
      Es dauerte länger als erwartet. Exo III war eine Eiswüste, die interstellare Reisende kaum anlockte. Die Bedingungen auf dem Planeten wurden schlechter und schließlich beschlossen die Androiden, sich in die Stasis zurückzuziehen. Sie ließen einen von ihnen als Wächter zurück. Sein Name lautete Ruk.«

19
     
    Hundertdreizehn Jahre zuvor
       
     
       R uk war zornig. Es handelte sich nicht um ein neues Empfinden. Ruk war immer zornig. Der Zorn bildete gewissermaßen die Basis seines Wesens, einen Born der Kraft.
      An den Grund für den Zorn erinnerte er sich nicht mehr, aber der spielte auch keine Rolle. Wichtig war nur der Zorn selbst, der für ihn die gleiche Realität besaß wie die kalte Luft, die ihm über die Haut strich, die gleiche Realität wie die Dunkelheit und das Eis.
      Manchmal, wenn Ruk lange genug still saß, konnte er sich fast an eine Zeit erinnern, zu der er nicht zornig gewesen war.
      Oder weniger zornig. Das kam der Wahrheit vielleicht näher.
      Bei solchen Gelegenheiten erforschte Ruk die Höhle der Erinnerung und tastete blindlings in modrigen Ecken, bis er das vage Abbild eines kohärenten Moments fand. Wenn Ruk geduldig war, formten sich dann und wann Bilder und Stimmen wehten aus der fernen Vergangenheit. Einmal, nur ein einziges Mal, vor vielen, vielen Jahren, hatte Ruk aufmerksam gelauscht und das Brodeln des Zorns lange genug beiseite geschoben, um folgende Worte zu hören: »Alles vergeht, Ruk. Entropie ist das Schicksal des Universums. Auch du wirst eines Tages vergehen.«
      Dieser Hinweis hatte das Feuer des Zorns in Ruk neu entfacht und der Rest des

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