Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
streifte mir die Jacke von den Schultern.
    »Draußen müsste ein Wagen auf uns warten«, sagte Trepp zu mir.
    Wir betraten das Gebäude ohne Formalitäten und durchschritten einen mikroklimatisierten Bereich, in dem Palmen und andere, schwieriger zu identifizierende Tropengewächse dem massiven Glasdach entgegenstrebten. Eine Sprinkleranlage verteilte einen feinen Regen und sorgte nach der draußen herrschenden Trockenheit für eine angenehme Luftfeuchtigkeit. Vor den Sitzreihen zwischen den Bäumen spielten und quengelten Kinder. Auf den Bänken aus Schmiedeeisen saßen ältere Menschen und dösten.
    Die jüngeren Menschen scharten sich um die Kaffeebars und unterhielten sich mit deutlich intensiveren Gesten, als ich es in Bay City erlebt hatte, und sie schienen überhaupt nicht auf die Zeit zu achten, die in den meisten Flughafenterminals eine so beherrschende Rolle spielte.
    Ich rückte meine Jacke auf der Schulter zurecht, um meine Waffen so gut wie möglich zu verbergen, und folgte Trepp, die zwischen den Bäumen hindurcheilte. Zwei Sicherheitsmänner, die unter einer Palme standen, fassten uns ins Auge und erstarrten. Trepp gab den Wachleuten ein Zeichen, worauf sie nickten und wieder ihre entspannte Haltung einnahmen. Offensichtlich wurden wir erwartet. Ein kleines Mädchen kam auf uns zu gelaufen. Es blickte mit großen Augen zu mir auf, bis ich mit den Fingern eine Pistole nachahmte und sie mit passenden Geräuscheffekten auf sie abfeuerte. Die Kleine lächelte strahlend und versteckte sich hinter der nächsten Bank. Ich hörte, wie sie mir in den Rücken schoss, während ich weiterging.
    Draußen führte Trepp mich an einer Horde Taxis vorbei zu einem anonymen schwarzen Kreuzer, der im Parkverbot stand. Wir stiegen in das kühle, klimatisierte Fahrzeug und setzten uns auf die grauen Autoformpolster.
    »Zehn Minuten«, versprach sie, als wir aufstiegen. »Wie fanden Sie das Mikroklima im Flughafen?«
    »Sehr angenehm.«
    »So ist es im gesamten Flughafen. Am Wochenende kommen die Leute aus dem Stadtzentrum, um hier den Tag zu verbringen. Seltsam, was?«
    Ich brummte und sah aus dem Fenster, als wir über die chaotischen Siedlungsmuster einer größeren Stadt hinwegflogen. Weiter draußen erstreckte sich eine staubige Ebene bis zum Horizont, der den beinahe schmerzhaft blauen Himmel begrenzte. Links konnte ich eine Bergkette erkennen.
    Trepp schien meine mangelnde Gesprächsbereitschaft recht zu sein und beschäftigte sich mit einem Fonanschluss, den sie sich hinters Ohr steckte. Wieder ein interner Chip. Sie schloss die Augen, als sie sich dem Anruf widmete, und ich blieb draußen, mit jenem seltsamen Gefühl der Einsamkeit, das sich einstellte, wenn jemand solche Sachen benutzte.
    Doch das Gefühl der Einsamkeit war mir recht. Ich war während des größten Teils der Reise ein recht erbärmlicher Begleiter für Trepp gewesen. In der Kabine des Sub-Jets hatte ich mich hartnäckig zurückgezogen, obwohl sich Trepp offensichtlich sehr für mein bisheriges Leben interessiert hatte. Schließlich gab sie es auf, mir Anekdoten über Harlans Welt und das Corps aus der Nase zu ziehen, und versuchte stattdessen, mir verschiedene Kartenspiele beizubringen. Getrieben vom Geist der kulturellen Höflichkeit ging ich darauf ein, aber zwei Personen waren nicht die ideale Anzahl für die meisten Kartenspiele, und keiner von uns war wirklich bei der Sache.
    Wir landeten schweigend in Europa und lenkten uns mit einer individuellen Auswahl aus dem Medienstack des Jets ab. Trotz Trepps augenscheinlichem Desinteresse am Thema fiel es mir schwer, die Umstände unseres letzten gemeinsamen Fluges zu vergessen.
    Unter uns wich die Ebene einem zunehmend grüneren Hochland und dann einem besonderen Tal, in dem die bewaldeten Felsen sich um etwas von Menschenhand Geschaffenes zu drängen schienen. Als wir mit dem Sinkflug begannen, klinkte sich Trepp mit flatternden Augenlidern aus, was bedeutete, dass sie darauf verzichtet hatte, vorher die Chip-Synapsen zu trennen – entgegen der dringenden Warnung der meisten Hersteller, aber vielleicht wollte sie auch nur angeben. Ich registrierte es kaum. Der größte Teil meiner Aufmerksamkeit wurde von dem Objekt beansprucht, neben dem wir landeten.
    Es handelte sich um ein riesiges, massives Steinkreuz, an dem die Zeit und das Wetter deutliche Spuren hinterlassen hatten. Als sich der Kreuzer der Basis näherte, erkannte ich, dass es auf einem gewaltigen Felsturm errichtet worden war, sodass

Weitere Kostenlose Bücher