Das Unsterblichkeitsprogramm
reichen«, sagte ich und bemerkte, dass die schwarzen Glasringe – genauso wie der Ohrring – so etwas wie Scherzartikel waren. Sie zeigten wie in einem Röntgenbild geisterhafte blaue Ausschnitte der Fingerknochen, auf denen sie steckten. Immerhin hatte Trepp einen Geschmack, an den ich mich vielleicht gewöhnen konnte.
»Ich habe ihm nichts gesagt«, platzte es aus Sullivan heraus.
»Sie wissen auch nichts, was von Belang wäre«, gab Trepp desinteressiert zurück. Sie hatte ihn nicht einmal angesehen. »Sie können von Glück sagen, dass ich aufgetaucht bin, würde ich meinen. Mr. Kovacs macht nicht den Eindruck, als würde er ein ›Ich weiß es nicht‹ als Antwort akzeptieren. Sehe ich das richtig?«
»Was wollen Sie, Trepp?«
»Aushelfen.« Trepp blickte auf, als ein Klappern zu hören war. Der Kellner kam mit einem Tablett zurück, auf dem eine große Teekanne und zwei henkellose Tassen standen. »Haben Sie das bestellt?«
»Ja. Bedienen Sie sich.«
»Danke. Ich bin ganz verrückt nach diesem Zeug.« Trepp wartete, bis der Kellner alles auf den Tisch gestellt hatte, dann widmete sie sich der Teekanne. »Sullivan, möchten Sie auch eine Tasse? He, bringen Sie noch eine Tasse, ja? Danke. Wo war ich stehen geblieben?«
»Sie wollten aushelfen«, sagte ich spitz.
»Ja.« Trepp nippte am grünen Tee und sah mich über den Rand der Tasse hinweg an. »Das ist richtig. Ich bin gekommen, um ein paar Dinge aufzuklären. Sie versuchen, die Informationen aus dem guten Sullivan herauszuprügeln. Aber er weiß überhaupt nichts. Ich war seine Kontaktperson, und hier bin ich. Reden Sie mit mir.«
Ich sah sie unverwandt an. »Ich habe Sie letzte Woche getötet, Trepp.«
»Ja, davon habe ich gehört.« Sie stellte die Tasse ab und betrachtete kritisch ihre Fingerknöchel. »Natürlich erinnere ich mich nicht daran. Es ist sogar so, dass ich mich nicht einmal daran erinnere, Ihnen begegnet zu sein, Kovacs. Das Letzte, was ich weiß, war, dass ich mich vor einem Monat in den Tank gelegt habe. Alles Weitere ist weg. Meine Version, die Sie im Kreuzer verkohlt haben, ist tot. Das war nicht ich. Also hege ich keinen besonderen Groll gegen Sie.«
»Keine externe Speicherung?«
Sie schnaufte. »Wollen Sie mich verarschen? Hiermit verdiene ich mein Geld, genauso wie Sie, wenn auch nicht so viel. Was soll diese Externscheiße überhaupt? Ich sehe es so, dass man irgendwie dafür bezahlen muss, wenn man Mist baut. Und ich scheine Mist gebaut zu haben, als ich mit Ihnen zu tun hatte. Richtig?«
Ich nahm ebenfalls einen Schluck Tee und spielte noch einmal den Kampf im Lufttaxi ab. »Sie waren etwas langsam«, räumte ich ein. »Und etwas nachlässig.«
»Ja, nachlässig. Daran muss ich noch arbeiten. Das passiert leicht, wenn man künstliche Körper trägt. Ziemlich un-zenmäßig. In New York habe ich einen sensei, den ich damit regelmäßig zur Weißglut treibe.«
»Zu dumm«, sagte ich geduldig. »Wollen Sie mir jetzt verraten, wer Sie geschickt hat?«
»Ha, ich habe noch etwas viel Besseres für Sie! Eine Einladung, sodass Sie meinem Auftraggeber persönlich gegenübertreten können.« Sie nickte, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. »Ja, Ray möchte mit Ihnen sprechen. Genauso wie letztes Mal, nur dass der Flug diesmal freiwillig stattfindet. Wie es scheint, reagieren Sie nicht sehr positiv auf Druck.«
»Und Kadmin? Steckt er auch mit drin?«
Trepp sog den Atem durch die Zähne ein. »Kadmin ist zurzeit… nun, eher eine Nebensache. Eine peinliche Nebensache, um genau zu sein. Aber ich glaube, auch in diesem Punkt werden wir uns einigen. Im Augenblick kann ich Ihnen jedoch nicht allzu viel mehr erzählen.« Sie sah Sullivan von der Seite an, der sich wieder aufgerichtet und aufmerksam zugehört hatte. »Es wäre besser, wenn wir jetzt woanders hingehen würden.«
»Okay, ich werde Ihnen folgen. Aber vorher sollten wir ein paar grundsätzliche Regeln festlegen. Erstens, keine VR.«
»Wo denken Sie hin?« Trepp trank ihren Tee aus und erhob sich von ihrem Platz. »Meine Anweisungen lauten, Sie direkt zu Ray zu bringen. Leibhaftig.«
Ich legte ihr die Hand auf den Arm, und sie hielt abrupt in der Bewegung inne.
»Zweitens. Keine Überraschungen. Sie sagen mir genau, was geschehen wird, bevor es geschieht. Ein unerwartetes Ereignis, und Ihr sensei wird wieder sehr enttäuscht von Ihnen sein.«
»Gut. Keine Überraschungen.« Trepp lächelte auf leicht gezwungene Art, die mir verriet, dass sie es nicht gewohnt
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