Das Unsterblichkeitsprogramm
das?«
»Geschäftsgeheimnis. Sie müssten ein Mensch sein, um es verstehen zu können.«
Sie ging nicht auf die Beleidigung ein. Kawahara blickte auf den Marmorboden, als würde dort die Antwort liegen.
»Nun gut, ich glaube, dieses Thema haben wir bereits zur Genüge erörtert.«
Mein Gedächtnis überflutete mich mit Erinnerungen an New Beijing und die krebsartigen Machtstrukturen, die Kawahara dort geschaffen hatte, die qualvollen Schreie der Gefolterten, die ich für immer mit ihrem Namen assoziieren würde.
Ich trat näher an einen der grauen Behälter heran und schlug dagegen. Die raue Oberfläche gab unter meiner Hand nach, und das Ding schaukelte leicht in der Aufhängung. Etwas rührte sich träge darin.
»Kugelsicher, wie?«
»Hmm.« Kawahara neigte den Kopf auf die Seite. »Das hängt von der Kugel ab, würde ich sagen. Aber auf jeden Fall recht widerstandsfähig.«
Ich holte von irgendwo ein Lachen hervor. »Eine kugelsichere Gebärmutter! Das sieht Ihnen ähnlich, Kawahara. Nur Sie müssen Ihre Klone mit einem kugelsicheren Schutz ausstatten und sie dann unter einem Berg verstecken.«
Dann trat sie vor ins Licht, und die Gewalt meines Hasses stieg auf und schlug mir in die Magengrube, als ich sie betrachtete. Reileen Kawahara behauptete, in den kontaminierten Slums von Fission City in Westaustralien aufgewachsen zu sein, aber falls das stimmte, hatte sie schon vor langer Zeit jede Spur ihrer Herkunft ausgelöscht. Die Gestalt, die mir gegenüberstand, hatte die Haltung einer Tänzerin, mit einem körperlichen Gleichgewicht, das auf subtile Weise attraktiv war, ohne irgendeine direkte hormonelle Reaktion auszulösen, und das Gesicht war elfenhaft und intelligent. Es war derselbe Sleeve, den sie auf New Beijing getragen hatte, maßgeschneidert kultiviert und ohne jegliches Implantat. Ein reiner Organismus, auf das Niveau eines Kunstwerks erhoben. Kawahara hatte ihn in Schwarz gekleidet, mit einem steifen tulpenblättrigen Rock, der ihren Unterkörper bis zur Mitte der Waden bedeckte, und einer weichen Seidenbluse, die wie dunkles Wasser über ihrem Oberkörper lag. Die Schuhe waren nach Modellen gestaltet, wie sie in Raumschiffen benutzt wurden, aber mit einer bescheidenen Ferse, und ihr rotblondes Haar war kurz und aus dem Gesicht mit den klaren Knochen zurückgekämmt. Sie wirkte wie jemand aus einer Werbeanzeige für einen Investmentfonds mit leichtem Sex-Appeal.
»Macht tritt selten offen ans Tageslicht«, sagte sie. »Denken Sie nur an die Bunker des Protektorats auf Harlans Welt. Oder die Höhlen, in denen das Envoy Corps Sie versteckte, während Sie nach Ihrem Bild geschaffen wurden. Das Wesen der Herrschaft besteht darin, sich nicht zu zeigen.«
»Wenn ich bedenke, wie ich in der vergangenen Woche in die Irre geführt wurde, kann ich diese Weisheit nur bestätigen. Wollen Sie mir noch mehr von diesem Sermon auftischen?«
»Wie Sie meinen.« Kawahara blickte sich zu Trepp um, die ins Zwielicht davonspaziert war und wie ein Tourist den Kopf in den Nacken legte, um sich die Decke anzusehen. Ich suchte nach einer Sitzgelegenheit, fand aber keine. »Ihnen ist zweifellos bewusst, dass ich Sie Laurens Bancroft empfohlen habe.«
»Er erwähnte es.«
»Ja, und wenn Ihr Hotel sich nicht gar so psychotisch verhalten hätte, wäre die Angelegenheit nie so weit außer Kontrolle geraten, wie es inzwischen geschehen ist. Wir hätten dieses Gespräch schon vor einer Woche führen und allen Beteiligten schmerzhafte Unannehmlichkeiten ersparen können. Es lag nicht in meiner Absicht, dass Kadmin Ihnen Schaden zufügt. Seine Anweisung lautete, Sie lebend hierher zu bringen.«
»Es gab eine kleine Programmänderung«, sagte ich und lief an der gekrümmten Wand der Kammer entlang. »Kadmin hält sich nicht mehr an seine Anweisungen. Heute früh hat er versucht, mich zu töten.«
Kawahara winkte verärgert ab. »Das weiß ich. Das ist der Grund, warum Sie jetzt zu mir gebracht wurden.«
»Haben Sie ihn herausgeholt?«
»Natürlich.«
»Wollte er sich wieder auf Ihre Seite schlagen?«
»Er sagte zu Keith Rutherford, dass er das Gefühl hätte, sich während der Haft nicht angemessen nützlich machen zu können. Dass es schwierig wäre, in einer solchen Situation seinen Vertrag mit mir zu erfüllen.«
»Subtil.«
»Nicht wahr? Raffinierten Argumenten konnte ich noch nie widerstehen. Ich fand, dass er sich die Reinvestition verdient hatte.«
»Also peilten Sie mich an, klinkten ihn aus und beamten
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