Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Gleichzeitig rammte ich Kawahara mit der Schulter, und wir stolperten rückwärts zu den schrägen Fenstern. Sie versuchte auf mich zu schießen, aber ich schlug mit den Armen nach ihren Waffen und brachte sie zu Fall. Sie packte mich mit dem verletzten Arm, dann krachten wir beide auf das Glas.
    Die Betäubungspistole war über den Boden davongesaust, aber Kawahara hatte es geschafft, die Nadelwaffe festzuhalten. Sie zog sie heran, und ich wehrte sie mit einem unbeholfenen Hieb ab. Mit der anderen Faust zielte ich auf Kawaharas Kopf, doch ich traf nur ihre Schulter. Sie grinste brutal und schlug mir mit dem Schädel ins Gesicht. Meine Nase brach, was sich anfühlte, als würde man in Sellerie beißen, und Blut floss mir über die Lippen. Irgendwo verspürte ich den verrückten Drang, den Geschmack zu kosten. Dann war Kawahara auf mir, drückte mich gegen das Glas und prügelte mit kräftigen Schlägen auf meinen Körper ein. Ich wehrte ein oder zwei Hiebe ab, aber ich verlor zusehends an Kraft, und meinen Armmuskeln ging das Interesse an jeglicher Bewegung abhanden. In mir wurde immer mehr taub. Über mir zeigte Kawaharas Gesicht wilden Triumph, als sie erkannte, dass der Kampf vorbei war. Sie verpasste mir noch einen wohl gezielten Schlag in die Hoden. Ich klappte zusammen und rutschte das Glas hinunter, bis ich nur noch ein armseliger Haufen am Boden war.
    »Das sollte reichen, Bursche«, stieß sie verächtlich hervor und richtete sich schwer keuchend auf. Unter der kaum in Unordnung geratenen eleganten Frisur sah ich plötzlich das Gesicht, das zu diesem ungewohnten Akzent gehörte. Darin stand die grausame Befriedigung, die auch ihre Opfer in Fission City gesehen haben mussten, wenn sie sie gezwungen hatte, aus der stumpfgrauen Flasche des Wasserträgers zu trinken. »Bleib einfach nur noch ein Weilchen so liegen.«
    Mein Körper sagte mir, dass ich sowieso keine andere Wahl hatte. Ich fühlte mich von Defekten überschwemmt, ich versank schnell unter dem Gewicht der Chemikalien, die mein System verschlammten, und der Betäubungsstrahl ertränkte meine zitternden Nerven. Ich versuchte einen Arm zu heben, der sofort wieder herunterklatschte, wie ein Fisch mit einem Kilo Blei in den Eingeweiden. Kawahara sah es und grinste.
    »Ja, so ist es gut.« Geistesabwesend betrachtete sie ihren linken Arm. Das Blut sickerte aus dem Riss in der Bluse. »Dafür wirst du bezahlen, Kovacs.«
    Sie ging zu Trepps regloser Gestalt hinüber. »Und du, du Fotze«, sagte sie und versetzte der blassen Frau einen kräftigen Tritt in die Rippen. Der Körper rührte sich nicht. »Was hat dieser Arschficker für dich getan? Hat er dir versprochen, dir die nächsten zehn Jahre die Fotze zu lecken?«
    Trepp reagierte nicht. Ich spannte die Finger meiner linken Hand an und schaffte es, sie ein paar Zentimeter über den Boden zu meinem Bein zu bewegen. Mit einem letzten Blick auf Trepp kehrte Kawahara zum Schreibtisch zurück und drückte eine Taste.
    »Sicherheit?«
    »Ms. Kawahara.« Es war dieselbe männliche Stimme, die Ortega während des Anflugs in die Mangel genommen hatte. »Es ist zu einem Zwischenfall auf dem…«
    »Ich weiß Bescheid«, sagte Kawahara erschöpft. »Ich habe mich die letzten fünf Minuten mit dem Kerl herumgeschlagen, der dafür verantwortlich ist. Warum sind Sie noch nicht hier?«
    »Ms. Kawahara?«
    »Ich möchte wissen, wie lange es dauert, ihren synthetischen Arsch in Bewegung zu setzen, wenn Sie zu mir gerufen werden?«
    Ein kurzes Schweigen. Kawahara wartete, den Kopf über den Schreibtisch gebeugt. Ich griff über meinen Körper, bis sich meine Linke und Rechte in schwacher Umklammerung vereinten, sich um etwas schlossen und wieder zurückfielen.
    »Ms. Kawahara, wir haben keine derartige Anweisung erhalten.«
    »Oh.« Kawahara blickte zu Trepp hinüber. »Na gut, dann schicken Sie jetzt jemanden her. Vier Leute. Es gibt Abfall zu entsorgen.«
    »Verstanden, Ma’am.«
    Trotz meiner unangenehmen Lage verzogen sich meine Mundwinkel zu einem Grinsen. Ma’am?
    Kawahara kam zurück und hob unterwegs die Zange auf. »Was grinsen Sie so, Kovacs?«
    Ich wollte sie anspucken, aber dem Speichel gelang es kaum, meinen Mund zu verlassen. Er floss mir über das Kinn und vermischte sich mit dem Blut. Kawaharas Gesicht verzerrte sich in plötzlicher Wut, und sie versetzte mir einen Fußtritt in die Magengrube. Ich spürte den zusätzlichen Schmerz kaum noch.
    »Sie«, fauchte sie aufgebracht, bevor sie ihre Stimme in

Weitere Kostenlose Bücher