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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sehen?»
    «Ich kann Sie sofort hinführen. Natürlich ist dort viel verändert.»
    «Ist das Gelände überbaut worden?»
    «So schlimm ist es nicht, Gott sei Dank. Eine Wohltätigkeitsorganisation hat den Besitz gekauft, und jetzt ist Alderbury eine Art Jugendherberge. Scharen von jungen Leuten gehen im Sommer ein und aus. Die Zimmer sind in kleine Kammern aufgeteilt worden, und auch das Gelände ist zum Teil verändert.»
    «Sie müssen es für mich rekonstruieren.»
    «Ich werde mein Bestes tun. Ich wünschte, Sie hätten es in den alten Zeiten gesehen; es war eine der schönsten Besitzungen.»
    Meredith führte seinen Gast über die Terrasse in den Garten hinaus und ging dann einen Wiesenhang hinunter.
    «Wer hat es eigentlich verkauft?», fragte Poirot.
    «Der Vormund. Carla hat alles geerbt. Da Crale kein Testament gemacht hatte, wurde sein Vermögen zwischen seiner Frau und dem Kind geteilt. Und Caroline hat alles dem Kind vermacht.»
    «Ihrer Halbschwester nichts?»
    «Angela hatte von ihrem Vater ein Vermögen geerbt.»
    Poirot nickte. «Ach so.» Dann rief er: «Aber wo führen Sie mich denn hin? Wir kommen ja direkt an den Strand!»
    «Ich muss Ihnen die Topographie erklären. Sehen Sie, dort ist eine schmale Bucht, die tief landeinwärts geht; sie sieht fast wie eine Flussmündung aus. Um zu Land nach Alderbury zu kommen, muss man einen großen Umweg um diese Bucht machen, und so ist es am einfachsten, mit dem Boot hinüberzurudern. Alderbury liegt direkt gegenüber. Dort, Sie können das Haus zwischen den Bäumen sehen.»
    Zwei Boote waren auf den Strand gezogen. Mit Poirots ungeschickter Hilfe schob Meredith das eine ins Wasser, und dann ruderten sie zum andern Ufer, wo Blake an einem kleinen Steindamm anlegte. Er half seinem Gast beim Aussteigen, band das Boot fest und schlug dann einen steilen Pfad durch den bewaldeten Abhang ein.
    «Ich glaube nicht, dass wir jemandem begegnen», sagte er, «im April ist niemand hier. Übrigens herrliches Wetter heute, wie im Sommer. Auch damals war ein herrlicher Tag. Mehr Juli als September. Strahlende Sonne, nur eine frische Brise wehte.»
    Sie verließen nun das Wäldchen und folgten dem Pfad um einen Felsvorsprung herum; Meredith deutete nach oben:
    «Über uns ist die so genannte Schanze, wir gehen jetzt um sie herum.»
    Wieder führte der Pfad sie zwischen einer Baumgruppe hindurch, dann machte er eine scharfe Biegung, und sie gelangten zu einer Tür in einer hohen Mauer; der Pfad ging im Zickzack weiter hinauf. Meredith öffnete die Tür, und die beiden traten hindurch.
    Einen Augenblick lang war Poirot nach dem Schatten unter den Bäumen wie geblendet. Die Schanze war ein künstlich angelegtes Plateau, das auf der Seeseite eine Brustwehr mit Zinnen samt Miniaturkanonen abschloss. Man hatte den Eindruck, über dem Meer zu hängen. Wenn man über die Zinnen hinausblickte, sah man nichts als das blaue Wasser.
    «Ein reizender Fleck», sagte Meredith. Verächtlich wies er mit dem Kopf auf eine Art Pavillon an der rückwärtigen Mauer. «Das war natürlich nicht da… da stand nur ein alter Schuppen, in dem die Malutensilien und einige Flaschen Bier und ein paar Liegestühle waren. Auch gab es noch keinen Zementboden. Hier standen nur eine eiserne Bank und ein eiserner Tisch. Das war alles. Aber es hat sich dennoch nicht sehr verändert.»
    Seine Stimme zitterte leicht.
    «Und hier ist es geschehen?», fragte Poirot.
    Meredith nickte.
    «Die Bank stand dort… beim Schuppen. Dort lag Amyas ausgestreckt. Er pflegte sich zuweilen dort hinzulegen, wenn er malte – er warf sich einfach hin und starrte und starrte… und dann sprang er wieder auf und pinselte wie ein Wahnsinniger drauflos. Darum sah er damals auch so lebendig aus, als ob er nur eben eingeschlafen wäre. Aber seine Augen waren weit offen… hatte keine Schmerzen… das ist das Einzige, worüber ich froh bin…»
    Poirot fragte ihn etwas, was er bereits wusste:
    «Wer hat ihn hier gefunden?»
    «Sie, Caroline… nach dem Mittagessen. Elsa und ich waren die letzten, die ihn lebend gesehen haben. Aber die Wirkung des Giftes musste da schon begonnen haben, er sah so merkwürdig aus.»
    Unvermittelt wandte er sich um und verließ die Schanze. Poirot folgte ihm wortlos.
    Die beiden gingen den Zickzackpfad hinauf. Oberhalb der Schanze befand sich ein anderes kleines Plateau, das ebenfalls von Bäumen überschattet war und auf dem eine Bank und ein Tisch standen.
    «Hier ist nicht viel verändert»,

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