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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Hälfte durchgesehen hatte, blickte Lightner plötzlich auf. »Aber das war nur eine Geschichte. Vielleicht gab es überhaupt keine Pistole. Es ist nur das, was ich mir gedacht habe, wie es abgelaufen ist. Es ist eine Vermutung, die auf Informationen beruht.«
    »Aber, Dr. Lightner, es ist weit mehr als eine Vermutung.«
    Hardy ging erneut zum Tisch zurück. Er griff in seine Aktenmappe und holte eine große Plastiktüte mit Plastik schienenverschluß hervor, wie sie für die Verwahrung von Be weisstücken benutzt wird. Er kam zurück zum Zeugenstand und öffnete die Tüte, zog Terrells »Irrtum« heraus - die realistische Spielzeugpistole die im selben Müllcontainer gefun den worden war wie die Mordwaffe. »Dies hier ist die Pistole, oder nicht, Herr Dr. Lightner? Dies ist die Pistole, die Matt in der Hand hielt, oder nicht? Die Pistole, von der Sie dachten, sie wäre echt. Die Pistole, die Sie dazu provoziert hat, ihn zu erschießen...«
    »Mein Gott!« hörte Hardy Jennifer hinter sich rufen. »Kenl«
    Hardy war sich nicht sicher, ob er sich überhaupt noch vom Fleck rühren konnte, aber er konnte noch immer reden. »Das war das Paket vom Federal Express - ein Weihnachtsgeschenk von Nancy, Matts Großmutter. Woher wußten Sie in Ihrer Geschichte, daß es ein Weihnachtsgeschenk war? Es kam nicht vor halb zehn ins Haus, nachdem Jennifer weggegangen war, um zu laufen. Als sie zurückkam, hatten Sie es zusammen mit der Tatwaffe entfernt. Jennifer wußte überhaupt nicht, daß es dagewesen war. Oder doch ?«
    Lightner rutschte auf seinem Sessel hin und her, richtete die Augen auf Hardy, dann sah er sich im ganzen Saal um, als suche er nach Hilfe. Zuletzt wandte er sich an Villars. »Das muß ich nicht beantworten, oder? Ich kann mich doch auf den Fünften Verfassungszusatz berufen.«
    Villars nickte. »Sofern Sie glauben, daß die Antwort Sie belasten könnte.«
    Er rieb sich mit der Hand übers Hosenbein. Er sah Jennifer an, dann Hardy. »Ich berufe mich auf den Fünften Verfassungszusatz«, sagte er zu Villars. »Ich sage kein Wort mehr ohne einen Rechtsanwalt.«
    Es war seine einzige Chance, seine letzte Chance.
    Sie hatte ihn angerufen, wie sie es immer öfter tat, nachdem die beiden sich gestritten hatten. Larry hatte sie geschlagen.
    Warum verließ sie ihn nicht? Es würde nicht besser werden. Die ganze Fachliteratur und die Tatsachen waren sich da einig. Er hatte es ihr erzählt. Und trotzdem wollte sie ihn nicht verlassen. Sie glaubte, sie müsse es immer weiter versuchen.
    Also hatte er zugehört. Und ihr Ratschläge erteilt. Und jawohl, er hatte mit ihr geschlafen.
    Er hatte Hardy und das Gericht in diesem Punkt angelogen, aber er hatte die Wahrheit gesagt, daß sie ihm wichtig war. Wichtig? Das war milde ausgedrückt. Ja, sie liebte ihn, es war mehr als Projektion, redete er sich ein. Aber sie hatte ihre Familie. Sie wollte sie partout nicht verlassen. Was bedeutete, daß er sie nie wirklich besitzen konnte. Der Anruf am Weihnachtsabend kam nicht etwa, weil sie beschlossen hätte zu gehen. Es war nur ein weiterer Streit, ein weiteres Mal Schläge, ein weiterer Hilferuf. Er hatte ihr seine Meinung gesagt, wie er es immer tat, und dann hat sie kehrtgemacht, weil sie noch nicht genug hatte.
    Und jetzt, wieder einmal, war es Montag morgen. Ein wei terer Anruf, noch schlimmere Schäden. Es mußte aufhören. Es war seine einzige Chance, ihre einzige Chance. Er konnte sie retten und ... sie besitzen ... er würde alles für sie tun. Alles...
    Der Olympia Way. Ihr schönes Haus. Die Straße menschen leer, wie ausgestorben, stumm unter einer kalten, spröden Morgensonne. Er brauchte zehn Minuten, vielleicht noch nicht einmal. Jennifer wollte zum Joggen gehen. Er hatte ge nug Zeit. Sie würde nicht zu Hause sein ...
    Kein Mensch auf der Straße.
    Er war schon früher dort gewesen. Dreimal am Nachmittag, wenn Matt und Larry fort waren, Jennifer sich mit ihm traf. Er kannte sich im Haus aus. Er wußte, wo die Pistole steckte. Nicht daß er wirklich vorhatte, sie zu benutzen. Oder doch? Nein. Dazu würde es nie kommen. Er würde mit dem Ehe mann reden, ihm auf den Kopf zusagen, was er bei Jennifer angerichtet hatte, noch immer anrichtete. Jetzt, als er vor der Tür stand, schien es -
    »Ja bitte?«
    »Dr. Witt? Wir müssen miteinander reden. Darf ich bitte hineinkommen? Es geht um Ihre Frau?«
    Die schuldbewußten Augen verengten sich. »Wer zum Teu fel sind Sie?«
    »Ihr Psychiater.« Er schaute um sich, besah sich

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