Das Urteil
dagewesen. Und kriegen sie Light ner dran?«
»Sieht ganz so aus. Er wird jedenfalls vor Gericht gestellt.« »Er hätte die Kurve kratzen sollen, als Anklage gegen sie erhoben wurde.«
Hardy warf ihm einen kurzen Blick zu. »Wie hätte er das denn machen sollen, ohne gleichzeitig mit dem Finger direkt auf sich selbst zu zeigen? Nein, er glaubte, er hätte ein Alibi. Er mußte einfach die ganze Zeit dort herumhängen und Jennifers Verteidigung beobachten. Er konnte mich nicht allein machen lassen. Er mußte die Verteidigungsstrategie der Not wehr infolge ständiger Mißhandlung durch den Ehemann (BWS) vorantreiben. Das war der einzige Weg, wie er Jennifer aus der Sache rauskriegen konnte, ohne sich selbst ans Messer zu liefern. Und wenn das nichts half, dann war sowieso alles umsonst gewesen. Und vergiß nicht, er war und ist bis heute wirklich von ihr besessen.«
»Aber ihr Ehemann hat sie tatsächlich geprügelt, nicht wahr?«
Hardy nickte. »Doch sie hat stets die Wahrheit gesagt - sie hat ihn nicht umgebracht, Ende. Sie mochte jede Menge Schuldgefühle und sonstige Macken haben, aber sie wäre lieber zur Hölle gefahren, als sich für etwas zu rechtfertigen, das sie nicht getan hatte. Ihr großes Problem war einfach, die Leute dazu zu bringen, ihr zu glauben - ihre Anwälte mit in begriffen.«
Die Hintertür ging auf, und Moses McGuire kam die Treppe herunter. Hardy nahm den letzten Schluck von seinem Drink, aß die Kirsche und ließ die Orangenscheibe hinter sich auf den Boden fallen, schob ein wenig Erde darüber. Er und Glitsky standen auf.
»Ike, willst du mal nach dem Vogel sehen?« fragte Abe.
Moses schüttelte ihnen die Hand, hielt in der anderen ein Glas Scotch. »Das ist mein erster. Habt ihr Jungs schon viel Vorsprung? Was trinkst du, Diz?«
Hardy hielt sein leeres Glas hoch. »Busmills pur, ohne Eis.«
»Du bist mein Mann«, sagte Moses. Dann wandte er sich Glitsky zu: »Und, wie läuft's im Mordgeschäft? Immer noch am Boomen?«
Am Samstag, dem elften Dezember, gaben sich Jody Bachman, Hardys »anderer Typ«, der sich dann doch als Schlag ins Was ser entpuppt hatte, und Margaret Morency in einer Zeremo nie auf Ms. Morencys Anwesen in San Marino das Jawort. Als eines der größten Hochzeitsfeste des Jahres bei den oberen Zehntausend wurde das Ereignis im Sunday Chronicle in der Rubrik »Aus Welt und Leben« gewürdigt.
Über dreihundert Gäste waren eingeladen. Unter den aufgezählten Stars und Berühmtheiten sprangen Hardy sowohl der Bürgermeister als auch der Polizeichef von Los Angeles ins Auge. Auch Frank Kelso war dort, ebenso eine ganze Reihe weiterer Supervisors, Abgeordneter, prominenter Figuren des öffentlichen Lebens und Philanthropen.
Jody und Margaret lächelten Hardy vom Foto aus an. Zu Jodys Rechter als Trauzeuge stand Todd Crane, der Kanzleichef von Crane & Crane.
Das Ehepaar plante eine ausgedehnte Hochzeitsreise nach Südfrankreich.
Es war ein kleines Haus - drei Schlafzimmer, zwei Badezimmer - in einer Sackgasse in Belmont, zweiundzwanzig Meilen südlich von San Francisco. Die Leute, die vorher dort gewohnt hatten, hatten das Haus tiptop übergeben - das Gras im Garten hinter dem Haus war grün und frisch gemäht. Gleich unterhalb der neu angelegten Terrasse rahmten ein paar Steinbänke einen kleinen Springbrunnen ein. Der Zaun rund um das Grundstück wurde von Obstbäumen gesäumt - zwei Orangenbäume mit Früchten, ein Zitronenbaum, ein Kirschbaum und zwei Pflaumenbäume, auch wenn der Kirschbaum und die Pflaumenbäume jetzt Mitte Januar ganz kahl waren, ohne ein einziges Blatt.
Jennifer Witt war im Morgengrauen aufgestanden und drei Meilen weit gejoggt, hinunter nach Ralston und hinter dem College wieder zurück. Seit dem Prozeß hatte sie keine Zigarette mehr angerührt. Sie saß jetzt am einen Spalt weit geöffneten Fenster in der Frühstücksecke und aß ein Croissant ohne alles aus der guten Bäckerei weiter unten an der Straße. Es war bewölkt, trotzdem konnte sie draußen die Vögel und den Springbrunnen hören.
Es war der erste Tag des Frühjahrssemesters, und um acht Uhr hatte sie bereits geduscht und war fertig angezogen. Ihr erstes Seminar begann um neun. Sie brauchte sich bezüglich des Hauptfachs in den ersten zwei Jahren noch nicht festzu legen, aber sie wußte schon jetzt, daß es Psychologie sein würde. Sie wollte sich endlich selbst besser verstehen lernen und dachte, daß das ein guter Anfang wäre.
Als sie zu Ende gefrühstückt hatte, stellte
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