Das Urteil
sie ihr Geschirr in die Spüle. Sie warf sich ei nen Pullover über die Schultern, ging nach hinten ins Haus und öffnete eine Tür.
Ihre Mutter schlief noch. Sie ging durch den Raum und drückte ihr einen Kuß auf die Stirn. »Ich bin weg«, sagte sie. »Wollen wir uns irgendwo zum Mittagessen treffen?«
Ihre Mutter hatte viel und oft geschlafen, seit sie umgezo gen waren. Jetzt reckte sie sich und legte ihrer Tochter den Arm und den Hals. »Iß ohne mich zu Mittag«, sagte Nancy, »lern ein paar Leute kennen. Bleib im College.«
»Und was machst du?«
Ihre Mutter richtete sich auf. »Mach dir um mich keine Sorgen.«
»Das tue ich aber.« Jennifer setzte sich auf das Bett, und ihre Mutter streichelte ihr über das Haar.
»So gut wie jetzt ist es noch nie gewesen«, sagte Nancy. »Zumindest für mich nicht.«
Jennifer nickte. Sie ließ ihre Hand auf der ihrer Mutter lie gen. »Ich weiß. Ich schätze, daß ich nur nie auf diese Art und Weise hierherkommen wollte.«
Nancy lächelte. »Wenigstens sind wir hier. Ich glaube, wichtig ist jetzt, was wir daraus machen.«
»Ich weiß.« Sie drückte ihrer Mutter die Hand und stand auf. »Ich weiß. Es ist nur ganz schön schwer.«
Nancy ließ ihre Hand nicht los. Sie sah zu Jennifer hoch. »Na schön, wie wär's, wenn ich später hinkomme und wir zu sammen zu Mittag essen, nur heute? Nur einmal. Damit du den richtigen Einstieg kriegst. Und damit ich auch mal aus dem Haus komme. Ich glaube, langsam bin ich soweit. Viel leicht rufe ich sogar Tom an.«
Jennifer dachte darüber nach, »Das wäre toll, Mom. Das fände ich prima.«
Das letzte Farbfoto von Matt aus der Schule war auf zwanzig mal dreißig vergrößert worden und stand nun gerahmt auf einem kleinen Tisch neben der Haustür Auf ihrem Weg nach draußen machte Jennifer dort kurz halt, wie sie es jedesmal tat. Diesmal nahm sie das Foto hoch, hielt es vor sich. Ein Matt mit Zahnlücken lächelte sie an. Sie küßte das Glas.
Sie stellte das Bild wieder zurück an seinen Platz, öffnete die Haustür, atmete einmal tief durch und schlenderte hinaus in den Morgen.
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