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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zu haben, deine Kindheit zu begleiten und Zeuge zu sein, wie aus dem Jungen ein Mann wurde. Obwohl ich zeit meines Lebens nie mit einer Frau zusammen war, so war es mir doch vergönnt, die Freuden des Vaters zu erleben. Dafür bin ich dankbar. Lebe wohl, mein Sohn. Mögen wir uns in einem besseren Leben wiedersehen. Dein dich über alles liebender Stephan.«
    David ließ den Brief sinken.
    Es gab keine Worte, um zu beschreiben, wie er sich fühlte. Er war so leer, matt und ausgebrannt, gleichzeitig aber so voller Wut und verzweifelter Entschlossenheit, dass es ihn beinahe zerriss. Alles in ihm wehrte sich gegen die Worte, doch er spürte, dass er die Wahrheit akzeptieren musste. Was Stephan in den letzten Stunden seines Lebens getan hatte, war mehr, als je ein Mensch zuvor für ihn getan hatte. Er hatte ihm eine Vergangenheit geschenkt, mochte sie auch noch so unangenehm sein. Nun wusste er endlich, woher er kam, von wem er abstammte und wohin er gehörte. Das war etwas, das nur ganz wenigen Menschen in dieser Zeit vergönnt war. Und doch war das Wissen nicht dazu angetan, seine Verzweiflung zu lindern. Es war wie eine Mauer, die drohend um ihn herum aufragte. Zu mächtig, um sie zu durchdringen, zu hoch, um sie zu überklettern. Ein Schatten verschluckte das Licht. Als er aufblickte, erkannte er den Schatten seines Vaters. Mächtig und drohend ragte er über ihm auf. Wie konnte er jemals gegen diese Erscheinung bestehen? Seine Freunde waren fort. Stephan, Sven und Amon – keiner stand ihm mehr zur Seite. Blieben nur Juna und Grimaldi, doch Juna war in Glânmor und Grimaldi nur ein kleiner zerzauster Hund.
    Er wusste, dass er etwas unternehmen musste. Sich einfach nur davonzustehlen war keine Lösung. Der Brief Stephans hatte einen seltsamen Effekt. Fühlte er zuerst nur Ohnmacht und Hilflosigkeit, entstand nun etwas, das sich langsam an die Oberfläche kämpfte. Wie ein zartes Pflänzchen, das durch Beton dem Sonnenlicht entgegenstrebt: der tiefe Wunsch, einmal im Leben etwas Bedeutsames zu tun. Etwas unternehmen, irgendetwas, um der Welt zu beweisen, dass er nicht nur eine unbedeutende Fußnote war. Den Beweis antreten, dass er die Hoffnung, die Stephan und seine Mutter in ihn gesetzt hatten, wirklich verdiente.
    Das Bild der Raffinerie stieg vor seinem geistigen Auge auf. Er sah die Türme, die Gebäude und den Flugplatz. Er sah die Tanks und die Lager voll mit Waffen und Motoren. Und auf einmal wusste er, was er zu tun hatte.
    Er schrak auf.
    Die Hütte wirkte mit einem Mal dunkel und abweisend. Irrte er sich, oder war gerade ein Schatten am Fenster vorbeigehuscht? Ein leises Rascheln war zu hören, dann wurde es still. Grimaldi richtete seinen Schwanz auf.

44
    Zur selben Zeit an der Kathedrale …
    A mon überquerte mit schnellen Schritten den Platz vor dem Museum. Knapp eine Woche war vergangen, seit der Inquisitor ihn damit beauftragt hatte, die Flugmaschine für den bevorstehenden Angriff vorzubereiten. Er brannte darauf, endlich wieder zur Raffinerie zurückkehren zu können. Nutzloses Herumsitzen war nicht seine Sache, obwohl sie in diesem Fall wohl unumgänglich war. Seinem Auge ging es viel besser, und auch die restlichen Verletzungen waren gut verheilt. Er fühlte sich kräftig und voller Tatendrang. Wenn er nur schon da wäre! Die Flugmaschine war ein wichtiges Instrument. Sollte sie funktionieren, konnte sie den Krieg entscheiden.
    Er hatte gerade den Weg zum Transporter eingeschlagen, als er einen jungen Mönch mit roten Wangen über den Hof rennen sah. Der Novize legte eine höchst ungebührliche Eile an den Tag. Im Angesicht der Kathedrale durfte man sich nur langsam und würdevoll fortbewegen. Er überlegte gerade, ob er eine Verwarnung aussprechen sollte, als er merkte, dass der Kerl die Richtung gewechselt hatte und nun genau auf ihn zukam. Die Sandalen hinterließen ein klapperndes Geräusch auf den Betonplatten.
    »Was gibt es denn, dass du wie ein Hase über den Kirchhof rennen musst?«, fragte er mit strengem Blick, als der Novize bei ihm eintraf.
    »Der Inquisitor«, keuchte der Junge. »Er möchte, dass Ihr Euch sofort bei ihm meldet, Meister. Es ist von größter Wichtigkeit.«
    »Was denn, jetzt? Ich bin gerade auf dem Weg zu meinem Fahrzeug.«
    »Der hohe Herr sagte:
unter allen Umständen.
«
    Amon runzelte die Stirn. Was konnte so wichtig sein, dass ihn Marcus Capistranus noch einmal zu sich zitierte? War denn nicht genug Zeit vergangen, um über alles zu sprechen? Er konnte den

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