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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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wenn Juna nicht klar war, warum David sich hier verkrochen hatte. Hatten sie nicht vereinbart, dass er gleich zu ihr zurückkehren sollte? Was wollte er hier?
    Wieder spürte sie das alte Misstrauen in sich aufsteigen.
    Sie spähte zwischen den Zweigen hindurch auf das Fenster. Durch das trübe Glas sah sie David über den Tisch gebeugt sitzen, seinen Blick auf den Tisch geheftet. Er war in irgendeine Lektüre vertieft, und das schon seit einer ganzen Weile. Das vertraute Bild ließ ein kurzes Lächeln über ihr Gesicht huschen. Der alte Bücherwurm.
    Trotzdem blieb natürlich die Frage, was er hier wollte. Die Zeit im Kloster durfte kaum ausgereicht haben, um mit seinem Meister zu sprechen, geschweige denn, sich angemessen von ihm zu verabschieden. Irgendwelche Gegenstände, Bücher oder Ähnliches, schien er auch nicht mitgenommen zu haben. Er war genauso wieder herausgekommen, wie er hineingegangen war. Welches Geheimnis verbarg sich in der Hütte, und was war mit diesem Brief? Denn dass es ein Brief war, das konnte sie selbst aus der Entfernung erkennen.
    Ein Anflug von schlechtem Gewissen überfiel sie. Es war nicht in Ordnung, wie sie ihn behandelt hatte. Die Schläge, die Vorwürfe, die Beschimpfungen. Was hatte sie erwartet? Dass er sang- und klanglos hinter ihr hertrotten würde wie ein Hund? Es war anständig von ihm, sich von seinen Lieben zu verabschieden, sie hatte nichts anderes getan. Nur von ihren Eltern wohlgemerkt, nicht von ihrer Freundin.
    Der Gedanke an Gwen tat weh. Was würde sie wohl von ihr denken? Kein klärendes Wort, kein Brief. Sie hatte Arkana gebeten, so nett zu sein, ihre Freundin irgendwann über ihre Entscheidung zu informieren, aber das war natürlich kein Ersatz für ein persönliches Gespräch.
    Juna wischte das Wasser aus ihrem Gesicht. Ob dieser Regen irgendwann mal wieder aufhörte? Was tat David nur so lange da drin?
    Seine Spur war leicht zu verfolgen gewesen. David war kein Waldläufer. Bei seinem Hund sah die Sache anders aus. Ihn zu überlisten war weitaus schwieriger. Grimaldi war ein misstrauisches Tier, und Juna hatte all ihre Kunstfertigkeit ausspielen müssen, um ihn zu täuschen.
    Mit großem Sicherheitsabstand war sie David in die Stadt gefolgt, vorbei an dem Kreis der Verlorenen und hinein in das Labyrinth aus zerstörten Gebäuden und ausgestorbenen Straßen. Sie musste Deckungen ausnutzen, hinter Häuserecken warten und sich zwischen Bäumen verstecken, um nicht entdeckt zu werden; schließlich befand sie sich jetzt auf feindlichem Territorium.
    Die überwucherten Ruinen waren von allerlei seltsamen Kreaturen bevölkert. Hin und wieder sah man Wolfshunde und andere Raubtiere, die zwischen den verrotteten Gebäuden Unterschlupf gefunden hatten. Verrostete Fahrzeuge verstopften die Straßen, und manchmal sah man die Überreste toter Menschen. Die Stimmung war so bedrückend, dass in Juna die Frage aufkeimte, wie jemand hier freiwillig wohnen konnte.
    Irgendwann hatte es angefangen zu regnen. Nicht in einzelnen Tropfen, sondern in langen, gleichförmigen Bindfäden. Juna war bereits völlig durchnässt, ehe David die Mauern des Klosters erreichte. Zum Glück war der Regen halbwegs warm, sonst wäre sie noch stärker ausgekühlt. Als David das Gebäude betrat, hatte sie eine Position unter einer zerbrochenen Betonplatte bezogen und gewartet. Lange Zeit war nichts geschehen. Juna hatte sich schon darauf eingerichtet, die Nacht hier verbringen zu müssen, als David wieder herauskam. Er war in Begleitung eines alten Mannes mit einem Hirtenstab gewesen. Die beiden hatten eine Weile miteinander gesprochen, dann hatte sich David mit einer Umarmung verabschiedet und war nach Süden gegangen.
    Und jetzt waren sie hier.
    Juna trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Griff ihres Bogens. Seit über einer halben Stunde saß David über den Tisch gebeugt, anscheinend tief in Gedanken versunken. Was sollte sie tun? Eines war sicher: Sie hatte keine Lust, noch länger im Regen zu stehen.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür einen Spalt weit. Ein hässliches Gesicht erschien. Grimaldi. Mürrisch sah er aus, mürrisch und abweisend. Sie verhielt sich mucksmäuschenstill. Auf einmal entdeckte er sie und wedelte fröhlich mit dem Schwanz. Die Tür ging noch weiter auf. David erschien und blickte sie entgeistert an.
    »Juna?«
    »Was von mir noch übrig ist«, sagte sie mit einem zaghaften Lächeln. »Ich bin zwar nicht aus Zucker, aber der Regen fängt an, mir echt auf die

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