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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Nerven zu gehen.«
    »Was machst du hier?«
    »Ich bin dabei, mich aufzulösen. Darf ich hereinkommen?«
    David stand einen Moment lang unschlüssig in der Tür, dann kam er auf sie zu und umarmte sie. Sie spürte seine kräftigen Arme um ihre Taille, seinen Atem an ihrem Hals. Er vergrub sich in ihre Schulter und presste seinen Kopf an ihre Wange. Sie konnte fühlen, dass er zitterte.
    Sanft legte sie ihre Hände auf sein Haar.
    Als er wieder auftauchte, waren seine Augen gerötet.
    »Bitte verzeih«, sagte er. »Ich habe nicht damit gerechnet, dich so bald wiederzusehen. Komm rein. Hier drinnen gibt es trockene Sachen und etwas zu essen. Wo ist dein Falke?«
    »Irgendwo unter einem Zweig. Der wird sich erst wieder blicken lassen, wenn das Wetter besser wird.« Sie betrat das Innere der Hütte. Während sie sich umsah, ging David zu einem Schrank, öffnete ihn und zog ein paar trockene Kleidungsstücke heraus. Das meiste waren einfache Hemden und Hosen aus Leinenstoff, aber Juna war nicht wählerisch. Hauptsache etwas Trockenes. Als sie sich ausziehen wollte, zögerte sie. Sie hatte kein Problem damit, sich vor anderen Frauen auszuziehen, aber das hier war etwas anderes.
    »Hm … würde es dir etwas ausmachen, dich kurz umzudrehen?«
    »Was … oh, ich … natürlich.«
    Sie sah einen roten Schimmer über sein Gesicht huschen.
    Rasch warf sie die feuchten Kleidungsstücke auf einen Haufen und schlüpfte in die neuen Sachen. Sie waren allesamt etwas zu groß, aber das war kein Problem. Ärmel und Hosenbeine konnte man hochkrempeln, und die Schuhe waren einfache Sandalen mit Riemen, die man enger ziehen konnte.
    »Fertig.«
    David machte kehrt und sah sie an. »Du siehst … toll aus«, sagte er, immer noch mit roten Wangen.
    Sie nickte. »Das sollte ausreichen, bis mein eigenes Zeug wieder trocken ist.« Mit einem Blick in die Runde fragte sie: »Was ist das für eine Hütte?«
    »Ein Geheimversteck meines Abtes. Er benutzt sie, wenn er mal für sich allein sein möchte. Daher die ganzen Möbel. Er hat sie mir zur Verfügung gestellt, damit ich eine Weile untertauchen kann. So lange, bis sich die Wellen beruhigt haben und ich mir über ein paar Dinge klargeworden bin.«
    »Dann komme ich ungelegen?«
    »Aber nein. Ich hatte nur nicht mit dir gerechnet. Möchtest du einen Tee? Dann kannst du mir erzählen, was geschehen ist.«
    »Einverstanden.«
    Juna fing an, von ihrer Reise zu erzählen, wie sie ihm gefolgt war und was sie beim Kloster beobachtet hatte. Den Teil mit dem schlechten Gewissen ließ sie aus. Er musste ja nicht alles wissen.
    Als sie fertig war, machte sie eine Pause.
    David blickte gedankenversunken auf seine Hände. Er machte nicht den Eindruck, als wolle er ihr erzählen, was im Kloster geschehen war und warum er in dieser Hütte Zuflucht genommen hatte. Stattdessen nahm er die Eisenkanne vom Herd und schenkte ihnen beiden eine Tasse dampfenden Tee ein. Obwohl er ein Stofftuch benutzt hatte, musste er seine Finger kühlen. Dann setzte er sich an den Tisch, nahm einen Löffel, gab ein wenig Zucker in die Tassen und rührte um. Als er in das heiße Getränk blies, stieg eine kleine Dampfwolke auf.
    »Warum bist du wirklich hier?«, flüsterte Juna.
    David sah sie einen Augenblick lang an, als verstünde er nicht, wovon sie sprach; plötzlich deutete er auf den Brief. Er war sorgfältig zusammengefaltet, mit einem Stempel aus rotem Siegelwachs auf der Oberseite. Das Papier wirkte alt, der Umschlag trug einen schwarzen Rand.
    »Ein Brief von meinem Meister. Meinem
ehemaligen
Meister.« Seine Stimme wurde leiser. »Er ist gestorben, während ich weg war.«
    »Das tut mir leid«, sagte sie.
    »Ja, mir auch«, sagte David. »Ich wollte ihm noch so viel sagen, aber das geht nun nicht mehr.«
    »Und was steht drin?«
    David schien kurz zu überlegen, dann sagte er: »Soll ich ihn dir vorlesen?«
    »Gerne.«
    Er stellte seine Tasse ab, beugte sich über den Tisch und zog das Blatt heran. Juna konnte sehen, dass es eng beschrieben war. Ab und zu gab es Lücken, und an zwei Stellen war die Tinte verlaufen, aber es bestand kein Zweifel, dass die Handschrift von jemandem stammte, der es gewohnt war, regelmäßig zu schreiben. Es war ein langer Brief, und es dauerte eine Weile, bis David alles vorgelesen hatte. Als er zum Ende kam, war Juna in Schweigen versunken. Der Brief war tatsächlich von höchster Bedeutung.
    »Bei den Göttinnen«, flüsterte sie. »Hast du das gewusst?«
    »Wie hätte ich?«,

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