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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Medikamente gehabt hätten – doch die gibt es nicht, schon seit Wochen nicht mehr.« Er ballte seine Faust. »Dieser verdammte Krieg. Er wird uns noch alle dahinraffen. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt und unser Herr einen Weg finden wird, das drohende Unheil abzuwenden. Lass uns zusammen beten. Danach zeige ich dir, wo meine Hütte zu finden ist.«

43
    D avid blickte durch das trübe Fensterglas nach draußen. An der Waldarbeiterhütte zog ein schmaler Kanal vorbei, der einst Teil eines großzügig angelegten Parks gewesen war. Nicht weit entfernt standen zwei mächtige Statuen in Form mythischer Wassergötter, die einander mit Steinbrocken bewarfen. Ob sie der Phantasie eines Künstlers entsprungen waren oder Bezug zu einer alten Legende hatten, konnte er nicht sagen. Wie so vieles andere war auch dieses Wissen im Nebel der Vergangenheit versunken. Nur die Köpfe und Arme dieser Figuren ragten aus dem grünen Bewuchs heraus.
    Blickte man weiter nach links, so konnte man durch die Zweige der Bäume die Ruinen von Gebäuden erkennen: laut Eintrag in der Karte gehörten sie einst zu einer Schule. Über den Ort, an dem früher Pausengeschrei die Luft erfüllte, hatte sich Schweigen gesenkt.
    Die Hütte lag gut verborgen inmitten einer Ansammlung mächtiger Kastanien, die ihre ausladenden Äste über das kleine Gebäude breiteten. Sie war einfach, aber komfortabel. Stühle, Schränke, ein Bett und ein Regal. Es gab sogar ein Grammophon und ein paar Platten, doch David war nicht nach Musik zumute. Er saß auf einem Holzstuhl und betrachtete den Brief, der vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet lag. Lange hatte er gezögert, ihn zu lesen, aber jetzt konnte er sich nicht länger davor drücken. Die Schrift war unzweifelhaft die seines Meisters, auch wenn man sehen konnte, dass er unter großen Mühen geschrieben hatte.
    »David, wenn du das hier liest, bedeutet das, dass ich nicht mehr in der Lage sein werde, persönlich mit dir zu sprechen«,
stand da zu lesen.
»Ich habe lange gekämpft, aber letztendlich scheint das Fieber doch die Oberhand gewonnen zu haben. Ich möchte mich für die schlechte Handschrift entschuldigen. Es fällt mir schwer, den Federkiel zu halten, und meine Finger können ein Zittern kaum unterdrücken. Ich hoffe, dass meine Gebete erhört werden und du wohlbehalten wieder zu uns ins Kloster zurückkehren konntest. Mir kamen Gerüchte von einem Überfall zu Ohren, aber man erzählt mir nichts. Vermutlich, weil man um meine Genesung fürchtet. Als ob das jetzt noch etwas ausmachen würde!
    Wo fange ich an? Es gibt so viel, was ich dir erzählen möchte, aber meine Zeit ist begrenzt, und es ist wichtig, dass ich den richtigen Einstieg wähle. Auch ist es entscheidend, dass ich weder etwas beschönige noch etwas weglasse, denn du musst den Gesamtzusammenhang verstehen. Am besten beginne ich bei deinem Besuch im Krankenzimmer, erinnerst du dich?«
    »Als ob ich das vergessen könnte«, murmelte David. »Dort erfuhr ich zum ersten Mal etwas von der Geheimwaffe des Inquisitors. Von der sogenannten Teufelsmaschine.«
    »Mir ist damals etwas über deine Herkunft herausgerutscht«,
fuhr Stephan in seinem Brief fort.
»Ich erzählte dir, dass du in einem Strohkorb bei uns abgegeben wurdest, zusammen mit einem seltsamen roten Tuch. Abt Benedikt bewahrt dieses Tuch auf, frag ihn bei Gelegenheit einmal danach. Es ist nicht irgendein Tuch, es ist das traditionelle Geburtstuch der obersten Frauen von Glânmor, der Hohepriesterinnen. Dass du darin gebettet wurdest, kann also nur bedeuten, dass du von besonderer Abstammung bist.«
    David griff nach dem Tuch, das Benedikt ihm mitgegeben hatte. Es war von außerordentlich feiner Qualität. Sie erinnerte fast an Seide. Auf die Symbole – Spinnrad, Kelch und Turm –, die in Gold aufgestickt waren, konnte er sich keinen Reim machen. Ihm fielen die Worte Junas wieder ein und die Aussage ihrer Mutter, dass er etwas Besonderes sei.
    Er schüttelte den Kopf. Dass er der Sohn einer Hohepriesterin sein sollte, war völlig absurd. Er war ein Nichts, ein Niemand. Gerade gut genug, um in der Küche oder im Skriptorium zu arbeiten. Trotzdem. Er musste unbedingt mehr erfahren.
    »Du wirst dich jetzt sicher fragen, wieso eine hohe Herrin ihr Kind persönlich und ohne eine Nachricht bei uns abgibt. Nun, über dieses Problem habe ich mir auch den Kopf zerbrochen«,
fuhr Stephan fort.
»Ich sprach mit dem Abt darüber, und er konnte mir einiges erzählen. Er war Augenzeuge,

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