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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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übernehme ich die erste Schicht.«
    »Gerne. Ich bin todmüde. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Keine fünf Minuten später drangen leise Atemgeräusche an sein Ohr. David starrte hinaus in die Nacht. Am Firmament funkelten die Sterne. Grimaldi lag keine zwei Meter entfernt, die Nase tief zwischen den Pfoten vergraben. Er gab leise pfeifende Geräusche von sich, und seine Schwanzspitze zuckte hin und her. Vermutlich jagte er im Traum einem Kaninchen hinterher. Hoch über ihnen in den Zweigen saß Camal, den Kopf zwischen den Flügeln vergraben.
    David fühlte sich auf einmal schrecklich klein und hilflos. Wie ein Schiffbrüchiger, der auf dem weiten Meer dahintrieb, einer ungewissen Zukunft entgegen.

48
    B ruder Gerald von der Heiligen Lanze gähnte herzhaft. Es musste kurz nach fünf sein. Die Sonne war eben erst hinter den Türmen der Raffinerie aufgegangen. Rote Lichtfinger tasteten über den Himmel. Fern im Osten hingen ein paar Wolkenfetzen über dem Horizont, die aussahen wie blutige Tücher. Letzte Überbleibsel der Schlechtwetterfront, die gestern über ihre Köpfe gezogen war. Die Farbe verhieß nichts Gutes. Heute Abend, spätestens morgen würde sie ein neues Regenband erreichen. Gerald griff nach seiner Schulter. Seine Narbe machte ihm wieder zu schaffen.
    Noch schätzungsweise eine Dreiviertelstunde bis zur Wachablösung. Die Schicht kurz vor Morgengrauen war immer die schlimmste. Hierhin steckten sie die
Rookies,
die unerfahrenen Neulinge, die sich ihre Sporen erst noch verdienen mussten. Gerald war jetzt seit einem knappen Jahr dabei und würde bald seine erste Prüfung ablegen. Bestand er sie, gehörte er zu den Fackelträgern und durfte bei den Fahrzeugen oder im Waffenlager arbeiten. Das bedeutete bessere Bezahlung, besseres Essen und vor allem angenehmere Arbeitszeiten. Wenn er nur die Prüfung im Nahkampf nicht versemmelte! In Fuß- und Schlagtechniken war er ziemlich fit, aber mit der Lanzentechnik haperte es noch. Da machten sich die Fehlstunden bemerkbar, die er wegen seiner Verletzung hinnehmen musste. Warum nur hatte er das lose Geländer an der Trägerkonstruktion nicht bemerkt? Fünf Meter freier Fall auf ein Metalldach. Er konnte froh sein, dass er noch am Leben war. Er musste unbedingt noch ein paar Übungsstunden dranhängen, aber erst nachdem er gefrühstückt und sich ein paar Stunden erholsamen Schlafes gegönnt hatte.
    Er schaute sich um.
    Drüben bei der Raffinerie war alles ruhig. Er konnte Bruder Laurenz sehen, doch der schien eingenickt zu sein. Vornübergebeugt saß er da, das Kinn auf der Brust. Gerald überlegte, ob er ihm mit der Steinschleuder einen kleinen Morgengruß hinüberschicken sollte, und grinste bei dem Gedanken, wie sein Mitbruder aufspringen und erschrocken umherschauen würde. Er verwarf den Gedanken jedoch schnell wieder, schließlich wollte er es sich nicht mit den anderen verscherzen. Auf dem Wall konnte man sich wenigstens unterhalten. Hier an der Flugzeughalle waren sie nur zu zweit und mussten obendrein auch noch an entgegengesetzten Seiten des Gebäudes Wache schieben. Todlangweilig. Dabei brannte er darauf, zu erfahren, was das gestern für ein Konvoi gewesen war, der um zwei Uhr nachts aus Richtung Stadt herangebraust war. Es hatte nach hohem Besuch ausgesehen, aber in der Dunkelheit hatte er nichts erkennen können. Außer, dass man es anscheinend sehr eilig hatte. Na ja, in einer knappen Stunde würde er ja erfahren, was da drüben los war.
    Er schüttelte seine Beine aus und machte ein paar Schritte. Die Kälte hatte ihn steif werden lassen. Höchste Zeit, eine Runde zu drehen. Als er in Richtung Hoftor ging, bemerkte er etwas, das von Westen her auf die Werkshalle zugewankt kam. Gerald kniff die Augen zusammen. War das ein Tier? Er holte sein Fernglas heraus und spähte hindurch. Nein, kein Tier, stellte er fest. Ein Mensch, genauer gesagt, ein Mönch! Was wollte der denn hier? Er war völlig zerlumpt und wankte beim Gehen. Das Gesicht war unter der Kapuze verborgen, aber Gerald meinte zu erkennen, dass der Mann verletzt war.
    Auf einen Stab gestützt, kam der Fremde langsam näher. Wer war er und was tat er hier? War er lebensmüde? Jeder wusste doch, dass es gefährlich war, bei Dunkelheit allein draußen herumzustromern. Deshalb gab es strenge Regeln, was das Verlassen der geschützten Zone betraf. Gerald wollte gerade die Hand ausstrecken, um die Glocke zu läuten, als der Mann ihn erblickte und ihm zuwinkte. Er war nur noch wenige Meter vom

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