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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Hoftor entfernt. Einer kurzen Eingebung folgend, nahm Gerald die Hand vom Glockenzug und eilte ihm entgegen.
    Der Mann stand auf seinen Stab gestützt und hielt den Kopf gesenkt. Augenscheinlich war er am Ende seiner Kräfte.
    »Wer seid Ihr?«, rief Gerald. »Wisst Ihr denn nicht …?«
    Die Worte blieben ihm im Halse stecken. Der Mann hatte die Kapuze zurückgeschlagen und sah ihn an. Sein Gesicht wirkte vage vertraut. Ein junger Bursche, jünger noch als er selbst. Irgendwo hatte er ihn schon mal gesehen. Das war doch …
    Gerald riss vor Überraschung die Augen auf. Meister Svens Assistent, der Junge, der kürzlich entführt worden war.
    »Bruder David?«
    Der Junge nickte.
    »Aber das ist ja … wie bist du hierhergekommen? Ich dachte, die Hexen hätten dich …«
    David sah aus, als könne er sich nicht länger auf den Füßen halten. Er schwankte, dann sank er auf die Knie.
    »Um Gottes willen.« Gerald holte den Schlüssel raus, schloss auf und schob den Eisenriegel zur Seite. Seit dem Überfall war die Umzäunung verstärkt worden. Man hatte Gräben ausgehoben und mit Rollen von Stacheldraht ausgelegt. Man hatte das Drahtgitter ausgebessert und mit einem zweiten Zaum umspannt. Man hatte an nichts gespart. Noch einmal würde es den Hexen nicht gelingen, mit einem einfachen Bolzenschneider einzudringen.
    Gerald schob das schwere Tor auf und kam seinem Kollegen zur Hilfe. Er griff ihm unter die Arme und wollte ihn gerade zur Halle führen, als er hinter sich eine zweite Stimme zischen hörte. »Keinen Mucks, sonst schneide ich dir die Kehle durch.«
    Er sah das Aufblitzen eines Messers, dann spürte er einen stechenden Schmerz.
    *
    Juna drückte dem Wachposten ihre Klinge an den Hals. David, der seine Rolle als verletzter Flüchtling sehr überzeugend gespielt hatte, richtete sich auf und entwaffnete den Mann mit geschickten Handgriffen.
    »Schnell«, sagte sie. »Lass uns in die Halle gehen, ehe die Posten drüben auf uns aufmerksam werden.« Sie wandte sich an die Wache. »Wann wirst du abgelöst?«
    Der Mann presste die Lippen aufeinander. Juna bog seinen Arm hoch und presste die Klinge fester an den Hals.
    »Rede«, zischte sie, »oder ich schneide dir die Kehle durch.«
    »Meine Schicht dauert noch etwa eine halbe Stunde«, stammelte der Mann. »Dann kommt die Ablösung.«
    »Gut«, sagte David. »Das heißt, im Moment sind die da drüben hundemüde.«
    »Es geht doch nichts über einen geregelten Dienstplan«, sagte Juna mit einem Grinsen.
    »Bist du allein, oder gibt es hier noch jemanden?«, fragte David.
    »Nur noch ein Mann, drüben auf der anderen Seite.«
    »Um den kümmere ich mich«, sagte Juna. »Am besten, du bringst diesen hier ohne Aufsehen ins Gebäude, ich schleiche mich hintenherum an. Einverstanden?«
    David nickte.
    »Gut. Dann sehen wir uns gleich drin. Hier, nimm mein Messer.« Sie drückte ihm ihre Klinge in die Hand und wandte sich dem Haupthaus zu.
    Drüben bei der Raffinerie regte sich nichts. Die mussten sich wirklich sehr sicher vorkommen, da oben. Genau aus diesem Grund wurde der Wachzyklus in Glânmor alle paar Tage geändert.
    Juna umrundete die Halle. Über ihr kreiste Camal am Himmel. Es war gut, ihn bei sich zu haben. Sollte etwas schiefgehen, hätte sie mit ihm immer noch einen Trumpf im Ärmel.
    Sie gelangte an einen Container, duckte sich und nutzte die kurze Pause zum Atemholen. Durch einen Spalt zwischen dem Container und der Werkshalle konnte sie den zweiten Mann sitzen sehen. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und stützte sich auf einen Speer. Schlief er, oder was? Egal, jedenfalls war er ein leichtes Ziel. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn jetzt noch etwas schiefging.
    *
    David befahl dem Wachposten, das Tor wieder zu verschließen und den Riegel vorzulegen. Dann trieb er ihn in Richtung Halle. Er hatte Skrupel, dem Mann das Messer so fest gegen den Rücken zu pressen, aber Juna hatte ihm gestern Abend eingeschärft, wie wichtig es war, seinen Gegner keine Sekunde im Zweifel zu lassen, dass man es ernst meinte. Gleich waren sie im Inneren. Grimaldi lief ein paar Meter voraus und sondierte die Lage. Bisher schien alles ruhig zu sein.
    »Was soll das eigentlich werden?«, zischte der Posten. »Gehörst du jetzt zu denen, oder was?«
    »Halt deinen Mund und geh weiter.«
    »Du bist doch der, der neulich entführt wurde, oder? Ich hab dich gesehen. Du bist mit einem der letzten Transporte gekommen. Übrigens, mein Name ist Gerald. Hab mich schon

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