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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zerbrechen musst. Glaub mir, du hast jetzt ganz andere Sorgen.« Er kam ihr so nahe, dass sie seinen Atem riechen konnte. Er stank nach Alkohol.
    Angewidert trat sie einen Schritt zurück und spuckte ihm vor die Füße. Wut blitzte in Amons Augen auf. Er hob sein Gewehr und wollte ihr den Kolben ins Gesicht stoßen, als die Stimme des Inquisitors ertönte. »Nimm deine Waffe herunter, Amon. Gönne ihnen nicht diesen Triumph. Sie sollen nicht in dem Glauben sterben, dass uns ihr Tod irgendetwas ausmachen würde. Wir werden sie behandeln wie einfache Diebe – und das bedeutet Tod durch den Strang. Fesselt sie, und dann führt sie nach draußen.«
    »So, wie du auch Mutter gehängt hast?«, brach es aus David heraus. »Ja, ich weiß über deine Machenschaften Bescheid. Wie du sie entführt hast, wie du sie eingesperrt und dich an ihr vergangen hast und wie du sie am Schluss, als sie dir nichts mehr nutzen konnte, an der Zinne der schwarzen Kathedrale aufgeknüpft hast. Ich weiß Bescheid über dich und ich kann dir nur sagen, dass ich dich zutiefst bedauere.« Seine Stimme war von kalter Wut erfüllt. Juna hatte ihn noch nie so erlebt. Er wich nicht zurück, sondern begegnete seinem übermächtigen Vater auf Augenhöhe.
    Die Worte verfehlten nicht ihre Wirkung. Der Inquisitor rammte David seinen Dornenstab in den Bauch. »Als ob ich dein Bedauern nötig habe«, zischte er. »Wie kannst du es wagen, so respektlos mit deinem Vater zu sprechen?«
    »Du bist nicht mein Vater«, stieß David zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Bestenfalls bist du mein Erzeuger, also verlange nicht von mir, dass ich dir Respekt zolle.« Dort, wo ihn der Stab getroffen hatte, breitete sich ein roter Fleck auf seiner Kutte aus.
    Marcus Capistranus lachte schal. »Du weißt ja nicht, was du sagst. Du hast keine Ahnung, was damals geschehen ist.«
    »Und ob ich das weiß. Meister Stephan hat mir alles mitgeteilt, jedes noch so unangenehme Detail. Er hat mir von meiner Mutter geschrieben und wie du sie getötet hast. Ich frage dich, was ist das für ein Mann, der sich an einer wehrlosen Frau vergreift? Wie tief muss man sinken, um so etwas zu tun? Und wenn du jetzt glaubst, ich würde Hass für dich empfinden, so irrst du. So viel Aufmerksamkeit hast du nicht verdient. Alles, was ich für dich empfinde, ist Mitleid.«
    »Sei doch still, du Idiot«, zischte Amon. »Merkst du denn nicht, dass du alles noch schlimmer machst?«
    »Lass nur, Amon«, sagte der Inquisitor. »Er redet wie ein Besessener. Wie jemand, der nicht beurteilen kann, über welche Zauberkräfte das andere Geschlecht verfügt. Weil er nämlich selbst verhext ist! Ich habe erlebt, wie es ist, wenn sie einem die Sinne verwirren, wenn sie einem mit süßer Stimme ins Ohr flüstern, wenn sie bitten und betteln und einem schöne Augen machen. Ihr Geruch, ihre weichen Haare, ihre samtene Haut.« Er schüttelte den Kopf, als müsse er die Erinnerung an Silvana gewaltsam abschütteln. »Der Teufel stand Pate, als das Weib erschaffen wurde. Wie sonst hätte er so viel Versuchung und Verlockung in ein einzelnes Geschöpf legen können?«
    »Das, wovon du redest, nennt man
Liebe,
Vater. Es ist die natürlichste Sache der Welt. Die ganze Welt kannte sie, nur wir nicht. Wir haben verlernt, uns an sie zu erinnern, weil wir zu sehr damit beschäftigt waren, dem Schöpfer ins Handwerk zu pfuschen. Was du als Segen und Wille Gottes bezeichnest, ist in Wirklichkeit die Strafe für unsere Vermessenheit. Doch Gott hat uns verziehen. Er hat den Fluch von uns genommen.«
    »Blasphemie«, donnerte der Inquisitor. »Da sieht man, wie sehr dich dieses Weib bereits verhext hat. Schwöre von deinem Irrglauben ab, dann kannst du wenigstens deine Seele retten.«
    »Du bist es, der einem Irrglauben erliegt, Vater. Die Welt hat sich verändert. Das Virus, das uns einst zu Feinden der Frauen gemacht hat, wirkt nicht länger. Wir sind geheilt. Ich flehe dich an, beende diesen irrsinnigen Feldzug und schließe Frieden mit den Frauen. Nur so kannst du uns vor der totalen Vernichtung bewahren.« Er zögerte einen Moment, dann fragte er: »Möchtest du wissen, was mit deinem Freund passiert ist?«
    »Wovon sprichst du?«
    »Ich rede von Claudius, deinem Freund und Weggefährten. Dem Mann, der der Grund dafür ist, dass du so voller Hass bist.«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Er lebt.«
    Schweigen breitete sich aus. Die Augen des Inquisitors wurden zu Schlitzen. »Du lügst.«
    »Das tue ich nicht. Er lebt

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