Das verbotene Eden 01 - David & Juna
treiben und dadurch ihre diabolische Macht erneuern. Sag schon, habt ihr es getan?« Sein Gesicht kam noch ein Stück näher, so dass David den Atem seines Freundes spüren konnte. Er empfand einen solchen Widerwillen, dass ihm übel wurde. Wie hatte es nur jemals so weit kommen können?
Amon grinste höhnisch. »Was ist denn, warum weichst du zurück? Hast du etwa Angst vor mir? Gefalle ich dir etwa nicht mehr? Ach ja, ich vergaß. Du wilderst ja jetzt in anderen Gärten. Ich frage mich, was der gute Benedikt dazu gesagt hat, als du ihm von Juna erzählt hast. Er wollte es mir gegenüber nicht verraten. Fand er es gut? Immerhin ist er einer der wenigen, die mal was mit einer Frau hatten. Erinnerungen an die gute alte Zeit. Meinst du, das hat ihn angetörnt?«
»Du … du warst bei Benedikt?«
»Natürlich. Und er war nicht erfreut, mich zu sehen.«
»Was hast du mit ihm gemacht?«
Amon grinste bösartig. »Du meinst, außer ihm den Arm zu brechen? Nicht viel. Aber das kommt noch. Wenn ich zurückkehre, werde ich ihn des Hochverrats beschuldigen. Er wird auf dem Scheiterhaufen enden, so wie alle anderen Verräter.«
»Lass den alten Mann in Ruhe, er hat nicht das Geringste mit dieser Sache zu tun.«
»Du meinst abgesehen von seinem Versäumnis, dem Inquisitor Meldung über deine Rückkehr zu machen? Abgesehen davon, dass er dich versteckt und dir Unterschlupf gewährt hat? Nun, ich denke, das genügt, um ihn vor ein Kirchengericht zu bringen. Armer alter Narr, jetzt ist er so alt geworden, hat so viele Hürden überstanden, nur um am Ende wegen Hochverrats zu brennen.«
»Du … du bist ja kein Mensch mehr«, stöhnte David entsetzt. »Du bist ein Monstrum.«
»Wenigstens betrüge ich dich nicht mit einer Hexe«, schrie Amon ihn an. »Wie konntest du mir so etwas antun? Mir, deinem besten Freund. Ich hatte geglaubt, wir gehören zusammen. Ich wollte dir aus deiner erbärmlichen Klosterzelle heraushelfen; ich wollte, dass du etwas von der Welt siehst. Und was ist der Dank? Du betrügst mich. Nicht mit einem anderen Mann, das hätte ich vielleicht noch verstanden – nein, mit einer Frau …«, er spie das Wort geradezu aus. »Das ist unverzeihlich. Das ist …«, er rang nach Worten. »Es ist pervers. Eine Versündigung an der Schöpfung. Und bei Gott, dafür wirst du bezahlen.« Er wandte sich an Gerald und den anderen. »Schafft die beiden raus. Wir hängen sie an den Querbalken draußen vor der Tür. Und achtet ja darauf, dass ihnen nicht das Genick gebrochen wird. Es soll lange dauern.«
Juna und David wurden gepackt und aus der Halle in Richtung Schiebetüren geschleift. Die plötzliche Helligkeit blendete David. Die Stelle, an der ihm der Inquisitor den Stab in den Bauch gerammt hatte, bereitete ihm Schmerzen. Er versuchte, sich zu wehren, aber die Fesseln schnitten ihm in die Handgelenke. Amon kam mit zwei Seilen hinter ihnen her. Er schleuderte sie über den Querbalken unter dem Dach, befestigte sie an der Regenrinne und knüpfte zwei Schlingen. Er prüfte, ob sie sich unter Belastung zuzogen, dann nickte er grimmig.
»Amon«, versuchte David es ein letztes Mal. »Ich bitte dich – denk noch einmal darüber nach. Was ist, wenn ich recht habe? Wenn das Virus wirklich seine Gefährlichkeit eingebüßt hat? Würdest du dir nicht wünschen, in einer Welt zu leben, in der es keine Kriege mehr gibt, keine Furcht und keinen Hunger? Was schadet es denn, wenn ihr es auf einen Versuch ankommen lasst? Ihr habt doch nichts zu verlieren. Euer Treibstoff wird nicht ewig reichen, und was kommt danach? Vielleicht gibt es irgendwo auf der Welt noch andere Menschen wie uns. Würdest du nicht wollen, dass wir uns mit ihnen vereinen? Es wäre eine zweite Chance, und sie kommt vielleicht nie wieder.«
»Ich will keine zweite Chance. Ich brauche keine zweite Chance.« Amon stellte zwei Stühle unter den Galgen und prüfte die Höhe. »Dies ist die Welt, die wir geschaffen haben, und sie genügt mir vollauf. Schon bald werden wir die Herren über das ganze Land sein und die Frauen unsere Sklaven. Wir werden unser Gefängnis verlassen und hinaus in die Welt ziehen. Zuerst nehmen wir Glânmor ein, dann die umliegenden Ortschaften. Unsere Flugmaschine wird uns unbesiegbar machen. Wir werden weitere Benzinlager finden und unsere Macht ausbauen. Zu schade, dass du das nicht mehr erleben wirst. Aber es wird ein Triumph sondergleichen, das verspreche ich dir. So, und nun rauf mit euch auf die Stühle.«
David
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