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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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vielsagende Blicke aus.
    Als sie den Hochaltar umrundet hatten, fragte Sigmund: »Dein Name ist David, richtig?« Seine schmale Nase und seine wasserblauen Augen waren nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt. David nickte.
    »Und wie alt bist du?«
    »Achtzehn, mein Herr. Gerade vor zwei Monaten geworden.«
    »Achtzehn …«, die Stimme das Domschweizers verebbte zu einem Flüstern. »Wie bist du in die Gemeinschaft des Klosters gekommen?«
    »Als Säugling, Euer Ehren. So wie alle anderen auch.«
    »Im Kreis der Verlorenen, oder …?« Sigmund ließ die Frage unausgesprochen. David runzelte die Stirn. Irgendetwas in der Stimme des Mannes riet ihm, vorsichtig zu sein. Eigentlich durfte er die Geschichte seiner Herkunft gar nicht kennen. Meister Stephan hatte sie ihm mit der Auflage größter Verschwiegenheit anvertraut.
    »Ich weiß nicht, Euer Ehren …«
    Der Domschweizer stieß ein leises Seufzen aus. »Natürlich nicht, wie solltest du auch? Ist ja schon so lange her. Na egal. Da wären wir.«
    Das Gebäude war flach und eckig. Vor seinem Eingang stand auf einer halbüberwucherten Bronzeplatte zu lesen
Römisch-Germanisches Museum.
Die Außenfassade, die über die Jahre von Efeu und Brombeerranken überwuchert worden war, bestand aus roh zusammengezimmerten Betonplatten, die das Gebäude düster und abweisend aussehen ließen.
    »Seid bitte vorsichtig«, sagte Sigmund, »die Trittsteine am Eingang sind locker.«
    Beim Eintreten zog David unwillkürlich den Kopf ein.
    Abgesehen von einigen Fackeln war es hier drinnen stockdunkel. Es gab weder Fenster noch andere Öffnungen, durch die Tageslicht hätte hereinfallen können. Die wenigen Büsten, Vasen und Schmuckstücke wurden von Fackeln oder kleinen Ölfeuern angestrahlt, die aber kaum genügten, um die Innenräume ausreichend zu beleuchten.
    Sie hatten gerade die Eingangshalle durchquert, als David die Wachposten im Raum bemerkte. Es mussten mindestens dreißig oder vierzig sein, und allesamt trugen sie die Insignien der Leibgarde. Sie standen an den Treppen oder in der Nähe der Eingänge und unterhielten sich leise, während sie jeden ihrer Schritte beobachteten.
    Meister Sigmund nahm die Treppe zum ersten Stock und wandte sich dann nach rechts. Hier oben war es ein wenig heller. Es gab ein paar kleine Fenster, durch die man einen Blick auf die schwarze Kathedrale erhaschen konnte, doch David bezweifelte, dass es selbst an einem sonnigen Tag hier drinnen richtig hell werden würde. Er sehnte sich zurück nach seinem Kloster.
    Vor einer dunklen, schmiedeeisernen Tür hielt der Domschweizer an. Zwei Wachposten flankierten den Eingang mit ihren automatischen Gewehren. Keiner von ihnen sagte ein Wort.
    »Wir sind da«, sagte Meister Sigmund. »Ich muss dich bitten, noch draußen zu warten, David. Marcus Capistranus möchte zuerst von Amon über die Vorfälle in Alcmona informiert werden. Danach will er dich sehen. Nimm doch einfach auf der Holzbank Platz. Ich werde dich dann rufen lassen.«
    Mit diesen Worten betraten Amon und Sigmund das Zimmer und schlossen die schwere Metalltür hinter sich. Das Geräusch, mit dem sie ins Schloss fiel, hallte wie Kanonendonner durch den Gang.

18
    J una zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn auf die Sehne. Etwa fünfundzwanzig Meter voraus, unter einem Felsvorsprung, hatte sich etwas bewegt. Braun, mit weißen Tupfen. Das konnte nur ein Reh sein, doch die Tarnung war so gut, dass sie näher heranmusste, um sicherzugehen. Vorsichtig schlich sie auf Zehenspitzen näher.
    Die Ratssitzung war vor einigen Stunden zu Ende gegangen. Entscheidungen waren getroffen und Befehle erteilt worden. In wenigen Stunden sollte eine Gruppe von Brigantinnen zu einem der waghalsigsten Einsätze aufbrechen, die es jemals in der Geschichte Glânmors gegeben hatte. Die Frauen sollten tief in die Verbotene Zone eindringen, um dort Gefangene zu machen, die Informationen für den bevorstehenden Angriff liefern konnten.
    Juna gehörte trotz ihrer Fußverletzung mit zum Einsatztrupp. Im Leben nicht hätte sie sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen. Und nach ihrem tapferen Einsatz in Alcmona stand sie ohnehin ganz oben auf der Liste. In Windeseile waren die Vorbereitungen beendet, und seitdem wartete sie auf das vereinbarte Signal. Sie hatte ihr Pferd gesattelt, ihre Waffen überprüft und den Proviant in Taschen am Sattel verzurrt. Von ihr aus konnte es losgehen. Doch der Rat hatte entschieden, dass es besser wäre, die Dunkelheit

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