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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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doch es befanden sich keine Bücher darin. Stattdessen konnte David allerlei Kruzifixe, Reliquien und Heiligenbilder ausmachen. Auch einige Gegenstände aus der Zeit vor dem Zusammenbruch waren dort zu sehen, hauptsächlich Handfeuerwaffen und Messer. Einzige Ausnahme bildete ein hölzerner Sekretär an der linken Wand, auf dessen geneigter Oberseite ein aufgeschlagenes Buch lag. Ein mächtiger Foliant mit ledernem Einband und messingbeschlagenen Kanten. Unzweifelhaft ein Exemplar des berüchtigten
Malleus Maleficarum,
des »Hexenhammers«, wie das Buch umgangssprachlich genannt wurde. Ein flackerndes Ölfeuer, dessen Lichtschein von einem gehämmerten Silberspiegel auf die Buchseiten reflektiert wurde, spendete ausreichend Helligkeit, um trotz der Düsternis darin lesen zu können.
    Meister Stephan hatte von diesem Werk immer nur mit Abscheu gesprochen. Angeblich enthielt es detaillierte Beschreibungen von Praktiken, wie Frauen dazu gebracht werden sollten, Geheimnisse zu verraten oder dem Teufel abzuschwören. Anwendungen, die an Grausamkeit und Perversität alles in den Schatten stellten, was Menschen je erdacht hatten. David hatte vor langer Zeit versucht, Einblick in dieses Werk zu nehmen, doch Meister Stephan hatte es ihm verboten. Er sagte, wenn David an seinem eigenen Seelenheil gelegen sei, solle er die Finger davon lassen. Und hier lag es vor ihm, keine drei Meter entfernt. David konnte den Blick nur mit Mühe abwenden.
    Das hintere Drittel des Raums füllte ein gewaltiger Tisch aus. Die Kirschholzplatte, die auf massigen Holzfüßen ruhte, musste mehrere Zentner wiegen. Sie war so blank poliert, dass man jeden Fingerabdruck und Staubfussel darauf sehen konnte. Einige Bögen Papier, ein Schreibfederhalter sowie ein Tintenfass standen darauf. David entdeckte einen Brieföffner sowie einen Kerzenhalter nebst dazugehörendem Siegelwachs.
    Der Mann auf der anderen Seite warf ein unheilvolles Spiegelbild auf die glänzende Holzplatte. Kopf und Schultern waren von der tiefsitzenden Kapuze verborgen, die ihn wie einen mächtigen Raben mit ausgebreiteten Schwingen aussehen ließ. Es saß auf einem Stuhl, dessen Rückenlehne in zwei Spitzen endete, die wie Hörner in die Luft ragten.
    »Tritt näher, mein Sohn.«
    David zwinkerte gegen das diffuse Licht. Dies war das erste Mal, soweit er sich erinnern konnte, dass der Inquisitor ihn nicht mit
Diener, Trampel
oder
Idiot
anredete. Zögernd folgte er der Aufforderung.
    Im Dämmerlicht stand Amon, gerade noch zu erkennen an seinem Verband und der Augenbinde. Er hielt den Kopf gesenkt und schien auf etwas zu warten. Eine bedrückende Stille lastete im Raum. David hörte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen.
    Er ließ sich auf die Knie sinken und neigte seinen Kopf.
    »Eminenz.«
    Der Inquisitor stand auf und umrundete den Tisch. Seine geflochtenen Ledersandalen hinterließen quietschende Geräusche auf dem blanken Boden.
    »Erhebe dich, mein Sohn.« Er streckte David den Siegelring entgegen. David presste seine Lippen darauf, wobei er es vermied, auf die vernarbten Hautpartien zu starren.
    »Sieh mich an.« Der Inquisitor umfasste Davids Kinn. David nahm seinen ganzen Mut zusammen und schaute seinem Gegenüber fest in die Augen. Eine ganze Weile hielt er dem Blick stand, dann musste er ihn abwenden. Die Verletzungen waren einfach zu schrecklich. Der Inquisitor schien trotzdem zufrieden zu sein. Mit einem unmerklichen Kopfnicken kehrte er an seinen Platz zurück. »Dein Freund Amon schwärmt in den höchsten Tönen von dir«, sagte er. »Er behauptet, du habest das Zeug zu einem Ritter der Heiligen Lanze. Ich wüsste gerne, wie du selber darüber denkst.«
    David blickte überrascht zu seinem Freund hinüber. Amon stand immer noch reglos in der Ecke. Nicht die kleinste Gemütsbewegung war in seinem Gesicht zu erkennen.
    »Ich bin nicht seiner Meinung«, sagte er leise. »Ich halte mich nicht für geeignet, eine solch heilige Aufgabe zu erfüllen.«
    Auf Marcus Capistranus’ Gesicht erschien kurz ein Lächeln, das aber ebenso schnell verschwand, wie es gekommen war. Fast so, als wären die dafür zuständigen Muskeln verkümmert. »Das ist das erste Mal, dass wir beide einer Meinung sind«, sagte er. »Ich glaube, dass du unter den Rittern des Ordens der Heiligen Lanze nichts verloren hast. Trotzdem kann ich Amons Empfehlung natürlich nicht unberücksichtigt lassen, er ist einer meiner besten Männer. Und dass er vom Kampf gezeichnet wurde, schweißt uns noch enger

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