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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Seinem Werkzeug machen, zu einem Werkzeug Seines Zorns und Seiner Rache. Seitdem ist nicht ein Tag vergangen, an dem ich mich nicht bemüht hätte, Seinem Willen zu gehorchen.« Er zog den Ärmel zurück und hielt seinen vernarbten Arm in die Höhe. Auf der bleichen, knotigen Haut waren einige Worte eingraviert. »Lies das«, befahl er. »Es stammt aus der Bibel, Hesekiel 25 , 16 – 17 , aus den Drohreden gegen die Ammoniter, Moabiter, Edomiter und Philister.«
    David spürte Widerwillen in sich aufsteigen, doch seine Neugier überwog seine Abscheu. Die Worte waren klein und in einer merkwürdig altertümlichen Schrift geschrieben.
    »Denn darum spricht der Herr«,
las er mit leiser Stimme,
»siehe, ich will meine Hand ausstrecken über die Philister und die Krether ausrotten und will die übrigen am Ufer des Meeres umbringen.«
Der Inquisitor erhob seine Stimme.
»Und ich will große Rache an ihnen üben und mit Grimm sie strafen, dass sie erfahren sollen, ich sei der Herr, wenn ich meine Rache an ihnen geübt habe.«
Er schob den Stoff zurück an seinen Platz. »Unser Gott ist ein zorniger Gott. Er liebt die Gewalt, er ist durchdrungen von ihr. Genau wie wir.« Seine Stimme wurde leiser. »Sie steckt in uns, sie durchdringt uns, sie macht uns zu dem, was wir sind.«
    »Ich halte unseren Gott für barmherzig«, sagte David.
    Er wusste, dass er eigentlich nicht widersprechen sollte, aber er konnte eine solche Aussage nicht stehenlassen. Besonders, wenn sie vom Oberhaupt der Kirche,
seiner
Kirche, stammte.
    Erstaunlicherweise schien der düstere Mann ihm das nicht übelzunehmen. Ein dünnes Lächeln umspielte seine Lippen.
    »So, glaubst du?«, fragte er. »Und woher stammt dann die Wut und die Gewalt in uns? Haben wir sie selbst erschaffen, glaubst du das? Wie anmaßend. Wir alle sind Seine Geschöpfe, Er trägt die Verantwortung für uns, und nur Er ist stark genug, damit umzugehen. Entmündige Ihn nicht dadurch, dass du behauptest, wir hätten uns selbst zu dem gemacht, was wir sind. Genau wie das Werkzeug der Güte, so hat Er uns das Werkzeug der Rache in die Hände gegeben, damit wir Sein Werk verrichten. Und Rache geübt, das habe ich.« Er trat ans Fenster und blickte hinaus auf die überwucherte Stadt. »Nachdem der scheidende Inquisitor mich zu seinem Nachfolger ernannt hatte, ging ich ans Werk. Ich machte die Hexen ausfindig, die meinen Freund entführt hatten, nahm ihre Stadt ein und machte sie dem Erdboden gleich. Ich verbrannte ihren Tempel, nahm ihre Hohepriesterin gefangen und ließ sie am höchsten Turm unserer Kathedrale aufhängen, auf dass ihr verrottender Leib für all diejenigen als Abschreckung diene, die das Gesetz des Herrn missachten. So fürchterlich waren meine Taten, dass die Kunde davon bis ins ferne Glânmor drang. Die neue Hohepriesterin, eine Frau namens Arkana, machte mir daraufhin ein Angebot. Alle männlichen Nachkommen sollten unserer Obhut anvertraut werden. Darüber hinaus sollte uns der zehnte Teil jeder Ernte gehören. Wir durften ihn in regelmäßigen Abständen und unter Einhaltung der ausgehandelten Bedingungen abholen. Im Gegenzug sollte eine Grenze eingerichtet werden, die eine klare Trennlinie zwischen der Welt der Frauen und unserer Welt bildete. Dieser Pakt besteht nun schon seit über fünfzehn Jahren. Patrouillen sorgen zu beiden Seiten für die Einhaltung der Grenzen und garantieren einen reibungslosen Ablauf der ausgehandelten Vereinbarungen. Die Ernten werden eingefahren und die Kinder in den grenznahen Steinkreisen abgelegt. Alles verläuft reibungslos, doch nun zwingt uns eine Rattenplage, unsere Ernten auszuweiten. Zuerst dachte ich, die Hexen würden Verständnis für unsere Situation aufbringen, doch dann erfuhr ich von ihrer unversöhnlichen Haltung. Nach allem, was Amon mir berichtet hat, ist die Lage wieder so, wie sie vor über zwanzig Jahren schon einmal gewesen ist. Meine Spione berichteten mir, dass die Hohepriesterin an Macht verloren hat und dass es Stimmen im Hohen Rat gibt, die offen von Krieg sprechen. Vor diesem Hintergrund muss ich zusehen, dass die Grenzlinien ausgebaut und die Patrouillen verstärkt werden.«
    Marcus Capistranus kam um den Tisch herum.
    »Amon hat mir von deinen Taten im Wald erzählt. Was du getan hast, war sehr tapfer. Vielleicht habe ich mich geirrt, und in dir steckt doch mehr, als es den Anschein hat. Um das herauszufinden, werde ich Amons Bitte stattgeben.«
    Er machte eine rhetorische Pause.
    »Was habt Ihr mit mir

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