Das verbotene Eden 01 - David & Juna
anzusehen, dass er Durst hatte, doch sein Stolz schien ihm zu verbieten, ihr Angebot anzunehmen.
»Ich frage kein zweites Mal«, sagte Juna. »Ich weiß, dass du Durst hast. Also, was ist?«
Er blieb störrisch.
»Wie du willst.« Sie steckte den Korken zurück auf den Behälter.
»Was habt ihr mit meinem Hund gemacht?«
Juna hob überrascht die Brauen. Das war das erste Wort, das er seit über zwei Stunden mit ihr gewechselt hatte. Inzwischen war es Mittag geworden.
»Was hast du gesagt?«
»Mein Hund. Was habt ihr mit ihm gemacht?«
»Dein Hund? Ich erinnere mich an keinen Hund.«
»Er muss dir aufgefallen sein. Ein kleiner Mischling. Zerschlissenes Ohr, hinkte auf einem Bein.«
Juna kramte in ihrer Erinnerung. Ihr war kein Hund begegnet. Sie erinnerte sich jedoch undeutlich an ein Kläffen und Jaulen, unmittelbar nachdem sie den älteren Mann überwältigt hatten. Jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie ja einen Köter im Steinkreis gesehen hatte. Ein hässliches Tier.
Sie pfiff auf zwei Fingern. Die anderen Brigantinnen hielten an. »Was ist los?« Mordra hatte ihr Pferd gewendet und kam zu ihr zurück.
»Hat eine von euch bei dem Angriff gestern Nacht einen Hund gesehen? So einen kleinen Kaninchenfänger mit stechendem Blick.«
»Meinst du diesen Köter mit dem kaputten Ohr und dem Hinkebein? Der hat mir fast die Wade zerrissen.« Sie deutete auf einen blutigen Kratzer unterhalb ihres Knies. »Kam angeschossen wie der Blitz. Ist einfach auf mich losgegangen. Ich dachte, ein Rudel Wölfe würde über mich herfallen. Ich hatte alle Mühe, ihn auf Abstand zu halten. Irgendwann konnte ich ihn mit einem Fußtritt zur Seite schleudern. Ich hoffe, ich habe dem Vieh das Genick gebrochen.«
Juna blickte David an. »Frage beantwortet?«
David sagte kein Wort. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würde er aus seinem Schneckenhaus herauskommen, doch dann zog er sich wieder die Maske des Schweigens über. Der Blick, den er ihr zuwarf, drückte nichts als Verachtung aus. Juna seufzte. Es konnte ihr eigentlich egal sein, was er über sie dachte; dennoch wurmte es sie, dass er ihr das Gefühl gab, sie trage die alleinige Schuld an allem. Dabei war sie die Einzige, die in ihm nicht nur ein seelenloses Stück Vieh sah.
»Dann wollen wir mal«, sagte sie und ließ die Zügel schnalzen. Langsam trabte der Schecke an, und die Gruppe setzte ihren Weg fort.
Es war irgendwo zwischen Ingran und Alcmona, als Sven zu sich kam. Erst stieß er ein Stöhnen aus, dann fing er an, mit den Beinen zu zappeln. Wieder musste der Trupp anhalten. Sie waren mittlerweile kaum noch zwanzig Kilometer von Glânmor entfernt. Die Frauen wurden unruhig. Sie wären jetzt alle gerne weitergeritten, trotzdem mussten sie nachsehen, ob es dem Gefangenen gutging. Sven hatte sich während der vergangenen Nacht als außerordentlich unkooperativ erwiesen. Zweimal war er erwacht, zweimal musste er ruhiggestellt werden, weil er so einen Aufstand machte. Am Schluss hatten sie sich nicht anders zu helfen gewusst, als ihn zu knebeln und ihm ein paar Tropfen Schlafmohn zu verabreichen. Blieb nur zu hoffen, dass die Dosis nicht zu stark ausgefallen war.
»Helft ihm aus dem Sattel und gebt ihm etwas zu trinken«, befahl Mordra. »Und seht nach, ob er die Betäubung unbeschadet überstanden hat.«
Juna sprang aus dem Sattel und half den anderen dabei, den Mann auf den Boden zu stellen. Seine Beine waren recht schwach, und sie mussten ihn stützen. Als sie den Knebel entfernten und ihm den Wasserschlauch reichten, begann er, gierig daran zu saugen. Danach wurde er gründlich von Philippa untersucht. Sie testete Augenreaktionen und Gehör, und was sie sah, schien sie zufrieden zu stimmen. »Alles in Ordnung«, sagte sie. »Er ist zwar angeschlagen, aber er hat es gut überstanden. Noch einmal würde ich ihn allerdings nicht betäuben. Die Dosis hätte ausgereicht, um eine Herde Kühe in Tiefschlaf zu versetzen. Vermutlich sind dabei einige Gehirnzellen auf der Strecke geblieben.«
»Selbst schuld«, sagte Mordra. »Was musste er sich auch wie ein Berserker aufführen? Wollen mal hoffen, dass noch genug Verstand übrig ist, um uns einige Fragen zu beantworten. Bei den wenigen Gehirnzellen, die solch eine Kreatur hat, kann ein Absterben natürlich dramatische Folgen haben.« Allgemeines Gelächter ertönte. Das Geräusch schien Sven vollends aufzuwecken. Er hustete, röchelte, dann übergab er sich vor Mordras Füße. Ein Schwall gelblicher,
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