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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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wir schuld, sondern die Männer.«
    »Es geht nicht um
Schuld.
Es geht darum, dass wir Menschen nicht dazu geboren wurden, eingeschlechtlich zu leben. Es war ein Unfall, ein Unglück – vermutlich selbstverschuldet. Manche sagen, es war eine Strafe der Götter, doch mit solchen Äußerungen wäre ich vorsichtig. Wir sollten aufhören, die Verantwortung für unser Handeln immer den Göttern aufs Auge zu drücken.«
    »Das sagst du als Priesterin?«
    »Vor allem als Priesterin. Ich kenne die Götter besser als jeder andere, und ich weiß, dass sie nicht begeistert sind, wenn wir uns wie eine Herde unmündiger Schafe verhalten.« Sie zuckte die Schultern. »Tatsache ist, dass tief in uns ein Mechanismus steckt, der dafür sorgt, dass wir uns zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen. Bei den meisten wurde dieser Mechanismus durch das Virus außer Kraft gesetzt, doch es gibt auch andere Menschen, bei denen er noch funktioniert, die nicht von der Krankheit betroffen wurden und die nun in ständiger Angst leben müssen, dass sie von den angeblich Normalen getötet werden.«
    Juna hob den Blick. »Du sprichst von der
Zuflucht.
«
    Wie die meisten, hatte sie auch schon davon gehört. Es war ein Ort, an dem Männer und Frauen zusammenlebten. Angeblich gab es dort sogar Familien. Natürlich war das Unsinn. Wie immer bei solchen Geschichten beruhte das meiste auf Hörensagen. Irgendjemand kannte jemanden, der jemanden kannte, der schon einmal dort gewesen war. Doch wenn man dann genauer nachfragte, entpuppten sich alle diese Geschichten als heiße Luft.
    »Das ist doch bloß ein Hirngespinst«, sagte Juna. »Männer und Frauen zusammen. Allein die Vorstellung ist absurd.« Sie schüttelte den Kopf. »Eine Geschichte, um kleine Kinder zu erschrecken. So etwas wie die Zuflucht gibt es nicht.«
    »Bist du sicher?« Arkana warf ihr einen prüfenden Blick über den Rand ihrer Teetasse zu. »Ich dachte, du würdest vielleicht inzwischen anders darüber denken.«
    Juna zögerte. »Warum sollte ich?«
    »Nun, ich glaube – nein, ich
weiß,
dass du ein Geheimnis mit dir herumträgst, über das du nicht reden möchtest. Ein Geheimnis, das du sorgfältig vor allen anderen verborgen hältst, damit ja nichts davon nach außen dringt.«
    Juna wollte protestieren, aber Arkana unterbrach sie mit einer knappen Handbewegung. »Glaub mir, ich verstehe dich besser, als du ahnst. Mag sein, dass du Edana und Noreia täuschen konntest, mir machst du nichts vor. Du warst es, der den Jungen befreit hat. Du hast ihm zur Flucht verholfen und ihn irgendwo versteckt. Vermutlich ist er verletzt, und du willst ihm helfen.« Sie lächelte, als sie Junas erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte. »Keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir in guten Händen. Es gibt nur eine Sache, um die ich dich bitte: Sag mir, warum du es getan hast.«
    Juna wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie war schockiert, wie schnell ihre Mutter die Wahrheit erkannt hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, alles abzustreiten, aber sie spürte, dass Arkana diesen Betrug durchschauen würde. Sie hatte diese Frau unterschätzt, das wurde ihr jetzt bewusst.
    »Es stimmt«, sagte sie, und ihre Stimme wurde leise. »Ich habe ihn befreit. Ich hätte auch den anderen befreit, wenn ich gekonnt hätte, doch leider ist es mir nicht gelungen, ihn zu wecken. Die Folter hatte ihn zu sehr geschwächt.« Sie senkte den Kopf. »Es ist eine Schande, wie mit diesen Gefangenen umgegangen wird. Man hat uns doch versichert, dass sie erst einmal auf die sanfte Tour befragt werden sollten. Stattdessen die Folter, und das gleich am ersten Tag. Edanas Macht wächst von Tag zu Tag. Inzwischen kann sie tun und lassen, was sie will.«
    »Ist das der Grund, warum du David befreit hast? Um Edana zu schaden?«
    »Nun … ja.« Juna stockte. »Aber nicht nur.«
    Arkana rückte ein Stück nach vorne.
    »Sag es mir.«
    Juna zögerte kurz, doch dann entschied sie, dass es sinnlos war, weiter zu schweigen. Sie erzählte von ihrer Begegnung mit David, vom Kreis der Verlorenen und von seiner Entführung bei der Raffinerie. Als sie die erste Nacht erwähnte – die, in der sie sich angeschlichen hatte –, sprach sie von dem Buch und von der Magie, die es auf sie ausgeübt hatte. Dann kam die zweite Nacht. Die Nacht, die alles verändert hatte.
    »Wir unterhielten uns«, sagte sie. »Lange und ausgiebig. Er las mir vor und erzählte mir von sich, dann sprachen wir über das, was vor dem

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